Wer organisiert die Deutzer Kirmes 2024? Die Politik will sich im November damit befassen – Stadtdirektorin Blome fand im Rat deutliche Worte.
Verlieren Kölner Auftrag nach 50 Jahren?Stadtdirektorin Blome entschuldigt sich wegen Deutzer Kirmes
Etwas Hoffnung für die langjährigen Ausrichter des Frühjahrs- und Herbstvolksfestes auf der Deutzer Werft: Nach der Kritik der Schausteller, die die Kirmes an dieser Stelle seit 1996 ausrichten, will die Kölner Politik sich mit der Auswahl des Veranstalters durch die Stadt nochmal in einer Sitzung des Hauptausschusses am 13. November beschäftigen. Das hat der Rat am Donnerstagabend auf Initiative der SPD-Fraktion beschlossen.
In dem Antrag heißt es: „Der Rat fordert die Stadtverwaltung auf, Wege aufzuzeigen, wie die Deutzer Kirmes auch im Jahr 2024 in bewährter Form mit den bisherigen Akteuren stattfinden kann.“ Tanja Hoffmann von der Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS) in Köln sagte am Freitag: „Wir bewerten das als positives Zeichen.“ Ob die GKS die Feste 2024 aber tatsächlich wie bisher ausrichten kann, bleibt auch nach der Ratssitzung offen. Aus der Verwaltung ist zu hören, dass die Politik nicht einfach in ein laufendes Verfahren eingreifen kann. SPD-Fraktionschef Christian Joisten sagte: „Uns ist es wichtig, dass die besondere Leistung der Schausteller Berücksichtigung im Verfahren findet.“
Eine halbe Million Besucher pro Jahr bei Deutzer Kirmes
Wie berichtet, droht der GKS ab nächstem Jahr der Verlust der Veranstaltung. Darauf hatte die GKS diese Woche öffentlich hingewiesen, zu ihr gehören 150 Schausteller, 90 Prozent davon aus Köln. Sie richtet laut Hoffmann in Köln acht Kirmes-Veranstaltungen aus, pro Jahr kommt zu den beiden Festen in Deutz demnach eine halbe Million Menschen. Die Herbst-Kirmes startet dieses Wochenende.
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Laut GKS hat das Ordnungsamt ihnen mitgeteilt, dass ein anderer Veranstalter den Zuschlag bekommen habe, unter anderem wegen eines Formfehlers der GKS im Versicherungsformular. In der Versicherungsbestätigung hat laut Hofmann das Wort „Umweltschäden“ gefehlt. Solche Schäden würden allerdings von der Sachschäden-Versicherung der GKS abgedeckt, die Versicherungssumme betrage sogar fünf statt der verlangten drei Millionen Euro.
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll es sich bei dem neuen Veranstalter für die Deutzer Kirmes um einen Schausteller aus Leverkusen handeln, der Sohn des Mannes wollte das am Freitag nicht bestätigen.
Die Stadt wollte zu dem Verfahren keine Auskunft geben, weil bis zum 7. November noch Rechtsmittel gegen die getroffene Entscheidung möglich seien. Sie bestätigte aber, eine Auswahl getroffen zu haben. Hoffmann kündigte am Freitag an, die Klage vorzubereiten. Grünen-Politiker Manfred Richter bezeichnete das Prozedere im Rat als „hochseltsamen Vorgang“. FDP-Ratsherr Volker Görzel sagte: „Das ist das Gegenteil von fair, das ist das Gegenteil von transparent und das ist das Gegenteil von nachvollziehbar.“ Und Ratsmitglied Jörg Detjen (Linke) sagte: „Die Stadt hat auch eine Bringschuld gegenüber den Akteuren, die seit 50 Jahren Kultur und Freizeit in Köln organisieren.“
Bemerkenswerte Worte von Blome
Stadtdirektorin Andrea Blome sagte im Stadtrat, sie könne sehr gut nachvollziehen, dass die Politik nicht zufrieden sei mit dem Ergebnis des Verfahrens. Zur bisherigen Zusammenarbeit mit der GKS sagte sie: „Es gab keine Kritik an den Veranstaltungen, es gab überhaupt eine sehr gute Zusammenarbeit des Ordnungsamtes mit den Veranstaltern.“ Ab 2025 soll es ein neues Verfahren geben und die Organisation für fünf Jahre vergeben werden.
Laut Blome hatten sich mehrere Firmen beworben, deshalb sei das Verfahren geändert worden. Blome bekannte am Donnerstag im Rat bemerkenswert offen, dass sie mit der Kommunikation in ihrem Dezernat nicht zufrieden ist – sie wusste schlichtweg nichts von dem Vorgang. Blome sagte auf die Frage, warum die Politik nicht informiert worden sei: „Was soll ich jetzt antworten? Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht, warum man das nicht gemacht hat. Man hat auch meine Person nicht einbezogen, man hat das Verfahren so durchgeführt. Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht.“ Und weiter sagte sie: „Ich hätte vielleicht auch ganz gerne vorher Bescheid gewusst, wie der Ablauf in dem Verfahren war. Es tut mir leid.“
Es gibt nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ nun zwei Handlungsstränge, deren Ergebnis bis zum 13. November wichtig ist. Erstens handelt es sich um die Klage der GKS und deren Ergebnis. Und zweitens geht es um eine Prüfung in der Stadtverwaltung zu den formellen Angelegenheiten und was sie für das Verfahren bedeuten.