In der Debatte um die Vergabe der Kölner Kirmes an einen anderen Veranstalter spricht sich die Kölner Politik für eine Überprüfung des Verfahrens aus.
„Kölner Kulturgut schützen“Politiker fordern Überprüfung des Auswahlverfahrens zur Deutzer Kirmes
Es ist ein Treffen, zu dem die Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS) bei jeder Ausgabe der Deutzer Kirmes einlädt: ein Politikertalk mit Gästen aus dem Stadtrat, mitten auf dem Festplatz des Herbstvolksfestes. Am Montag war es wieder so weit – allerdings mit regerer Beteiligung als so manches Mal zuvor. Die Diskussion um die Ausrichtung der Kirmes im nächsten Jahr lockte knapp 20 Vertreter aus Politik, Bürgervereinigung und Schaustellerkreisen zur Deutzer Werft.
Denn kurz vor dem diesjährigen Kirmesbeginn am 28. Oktober erreichte die GKS, die seit mehr als 50 Jahren die Volksfeste in Deutz ausrichtet, eine Schocknachricht. Wie berichtet, droht den Kölner Schaustellern ab nächstem Jahr der Verlust der Veranstaltung. Laut GKS hat das Ordnungsamt ihnen Mitte Oktober mitgeteilt, dass ein anderer, privater Veranstalter den Zuschlag bekommen habe. Grund sei ein Formfehler in den Bewerbungsunterlagen.
Görzel: Fehler auf Seiten der Stadtverwaltung
Von einem Formfehler zu sprechen, das ist nach Ansicht von Volker Görzel (FDP) jedoch die falsche Wortwahl. Darüber schienen sich die meisten der anwesenden Politiker bei dem Gespräch am Montag einig. In der Versicherungsbestätigung hatte der GKS-Vorsitzenden Tanja Hoffmann zufolge das Wort „Umweltschäden“ gefehlt. Solche Schäden würden allerdings von der Sachschäden-Versicherung der GKS abgedeckt. „Da liegt der Fehler eher auf Seiten der Stadtverwaltung“, warf Görzel ein.
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Kollektiv sprachen sich die Kommunalpolitiker von SPD, CDU, FDP, den Grünen und der Linken für eine Aufklärung des Auswahlverfahrens aus. „Das ist eine klare Botschaft an die Stadtverwaltung“, sagte etwa Christian Joisten, Fraktionsvorsitzender der SPD. Schon in der Ratssitzung am Donnerstag äußerte die Kölner Politik Klärungsbedarf, in der Hauptausschusssitzung am 13. November rückt das Thema deshalb auf die Agenda. Eine Demonstration von der GKS ist ebenfalls geplant.
Hupke: „Bürgerfreundliche Stadtverwaltung sieht anders aus“
Schon jetzt machte Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) seinen Standpunkt klar: „Die werden hier behandelt wie die einfachste Kneipe der Stadt. Eine bürgerfreundliche Stadtverwaltung sieht anders aus.“ Die Stadt hätte eine Bringschuld denjenigen gegenüber, die die Kirmes seit Jahren als Kölner Kulturgut – ähnlich dem Karneval – prägen und weiterentwickeln. Auch die Bürgervereinigung Deutz zeigte sich entsetzt. Die etablierten Veranstalter, die in den letzten Jahren viel für das Veedel getan hätten, „in einer Nacht- und Nebelaktion“ auszutauschen, sei völlig unverständlich.
Betroffen zeigte sich vor allem Tanja Hoffmann. Die GKS zählt rund 150 Mitglieder, 90 Prozent davon Kölner Schausteller, für die die Zukunft nun ungewiss sei. „Es ist nicht nachzuvollziehen, dass eine Sache, die so gut läuft, einfach unterbrochen wird“, sagte sie. Mit einem Brief wolle sie nun auf die Stadtverwaltung und das Ordnungsamt zugehen, um eine gemeinsame Lösung suchen. „Ansonsten bleibt uns nichts anderes als der Klageweg“, so Hoffmann.