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Antrag im StadtratGrüne und Volt wollen Windräder in Köln – Hier könnten sie stehen

Lesezeit 4 Minuten
Noch gibt es kein Windrad in Köln (Symboldbild).

Noch gibt es kein Windrad in Köln (Symboldbild).

Noch gibt es kein einziges Windrad in Köln, dabei will die Stadt 2035 klimaneutral werden. Die Grünen und Volt ergreifen die Initiative.

Die Ratsfraktionen von Grüne und Volt wollen den Ausbau von Windenergie in Köln vorantreiben. Sie möchten in der Ratssitzung am Donnerstag eine Mehrheit dafür finden, dass die Stadtverwaltung die Planung und den Bau von Windrädern der Rhein-Energie im Kölner Norden weiter vorbereiten soll. Grüne und Volt halten zusammen 31 von 90 Sitzen im Rat, ihr eigentlicher Bündnispartner CDU steht nicht hinter dem Antrag. Ein Unternehmenssprecher der Rhein-Energie sagte auf Anfrage: „Wir brauchen verfahrenstechnische Klarheit“, das Projekt hänge derzeit von der Stadt ab.

Bei den Plänen geht es um 13 Windenergieanlagen im Kölner Norden. Bisher hat die Rhein-Energie zwar mögliche Standorte gefunden, aber wegen fehlender Genehmigungsperspektiven noch keine Anträge bei der Stadt eingereicht.  Neun der Anlagen könnten entlang der A57 in Roggendorf/Thenhoven und vier weitere in Worringen zwischen Neusser Landstraße und Rhein entstehen. Sie könnten pro Anlage 4000 Kölner Haushalte versorgen und je 6000 Tonnen CO2 im Jahr einsparen.

Christian Achtelik, stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Volt, sagt: „Wir sehen, dass die Rhein-Energie in ganz Deutschland Windkraftanlagen baut, aber es in Köln nicht klappt. Wir wollen planungsrechtlich alles möglich machen, das zu ändern.“ Der Antrag für den Stadtrat sieht vor, dass die Verwaltung ein Gesamtkonzept Erneuerbare Energien aufstellt und nicht allein die bestehenden Pläne für den Kölner Norden vorantreibt, sondern auch andere mögliche Standorte vorbereitet.

Es gibt bislang kein einziges Windrad in Köln

Noch gibt es kein einziges Windrad in Köln. Dabei wäre der Ausbau der Windenergie ein wichtiger Schritt für die Stadt, um 2035 klimaneutral zu werden. Dieses Ziel steht im Bündnisvertrag von Grünen, Volt und CDU, die es im Juni 2021 gemeinsam in einen Ratsbeschluss  übersetzten. Es folgte ein Gutachten, dass der Rat Ende 2022 anerkannte und das besagt: Um die Treibhausgase zu neutralisieren, muss das Emissionsniveau in Köln im Jahr bei unter einer Million Tonnen CO2-Äquivalenten liegen. Im Jahr 2019 wurden in Köln noch 9,5 Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen. Dazu muss der steigende Strombedarf durch einen „erheblichen Ausbau von Photovoltaik und Windenergie auch auf dem Stadtgebiet Kölns“ gedeckt werden.

Jetzt aber steht Köln vor einem Problem, wenn die Stadt Windenergie ausbauen will. Denn im aktuellen Entwurf des Regionalplans wird kein Windenergiegebiet in Köln ausgewiesen. Die Regionalplanung ist die Raumordnung auf Landesebene, sie setzt fest, welche Flächen wie genutzt werden und beruht auf jahrelanger Abstimmung unter anderem zwischen beteiligten Städten und Kommunen. NRW ist in sechs Regionalplanungsgebiete aufgeteilt, für den Plan, der Köln einbezieht, ist die Bezirksregierung Köln zuständig.

Und die hatte der Stadt Köln im Frühjahr 2024 zurückgemeldet, dass die seitens der Stadt Köln eingereichten Flächenfestlegungen für den Ausbau von Windenergie nicht in den Entwurf aufgenommen werden können, da diese nicht den Kriterien des regionalplanerischen Konzeptes entsprechen.

Kölner CDU steht nicht hinter Windkraft-Antrag von Grünen und Volt

Das ist laut Fraktionsvorsitzendem Bernd Petelkau auch der Grund, wieso die CDU nicht hinter dem Antrag steht. „Mit der aktuellen Fassung des Regionalplans können wir gar keine Flächen genehmigen, deshalb macht der Antrag aus unserer Sicht keinen Sinn“, sagte Petelkau. 

Zwar widersprach die Stadt Köln der Rückmeldung der Bezirksregierung, sie habe angeregt, die Kriterien erneut zu prüfen, teilte die Stadtverwaltung den politischen Gremien erst Anfang diesen Monats mit. Denise Abé, klimapolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, sagte: „Dass es die gewünschten Flächen doch noch in den Regionalplan schaffen, ist unser Plan A.“ Laut Antrag zeichnet sich jedoch ab, dass die gewünschten Windenergieflächen nicht im Regionalplan ausgewiesen werden, weshalb eine alternative Planung notwendig ist. 

Abé sagte: „Der Beschluss sollte trotzdem gefasst werden, damit Windenergie parallel mit einem Plan B ausgebaut werden kann.“ Und der Plan B lautet „Positivplanung“. Damit sollen gezielt Flächen für die Windenergie ausgewählt und planerisch gesichert werden. Der Rhein-Energie-Sprecher teilt mit, dass die Positivplanung ein gangbarer Weg wäre.

Zudem teilte die Stadtverwaltung, als sie vor einem Jahr eine städtebauliche Potentialanalyse zur Nutzung von Windenergie erstellen ließ, bereits mit: „Sobald der Regionalplanentwurf bekannt ist, kann entschieden werden, ob die Stadt Köln darüber hinaus in eine weitergehende Positivplanung eintreten wird, oder ob die Festlegungen des Regionalplans bereits ausreichende Möglichkeiten bietet.“

Unabhängig davon planen die Stadtentwässerungsbetriebe (Steb) derzeit ein Windrad auf dem Standort des Großklärwerks in Stammheim zu errichten, um den Strombedarf des Klärwerks zu decken. Noch läuft ein Vergabeverfahren, wann genau die Windkraftanlage stehen wird, ist laut Steb noch unklar. Es könnte das erste in Köln werden.