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Nach 15 Monaten im AmtWas hinter dem Rücktritt von Ordnungsamtschefin Hammerich steckt

Lesezeit 4 Minuten
Athene Hammerich sitzt an einem Tisch.

Athene Hammerich ist als Leiterin des Kölner Ordnungsamtes zurückgetreten.

Athene Hammerich war erst seit September 2022 im Amt. Ihr Verhältnis zu Stadtdirektorin Andrea Blome gilt als angespannt.

Spätestens am 8. Dezember war das bevorstehende Aus ihrer Chefin Athene Hammerich ein offenes Geheimnis unter den 950 Beschäftigten des Kölner Ordnungsamtes. An jenem Freitag trafen sich Stadtdirektorin Andrea Blome, Amtsleiterin Hammerich und ein Dutzend Führungskräfte des Ordnungsdienstes zu einem denkwürdigen Gespräch. Geplant war ein offener Austausch über aktuelle Belange, über Probleme und Pläne für das kommende Jahr.

Aber Athene Hammerich muss es fast wie eine Abrechnung vorgekommen sein. Ein „unwürdiges Schauspiel“ sei das gewesen, „bei aller berechtigter Kritik in der Sache“, sagt jemand, der nicht dabei war, aber über den Verlauf der Besprechung informiert ist. Die Stadtdirektorin habe Hammerich kritisiert, ihre Amtsführung infrage gestellt und sie vor den Anwesenden regelrecht „in den Senkel“ gestellt. Wie bloß, fragten sich die Führungskräfte nach dem Gespräch, sollten sie ihre Amtsleiterin denn ab sofort noch ernst nehmen können?

Köln: Athene Hammerich soll jetzt Amt für Zentrale Dienste leiten

Nun hat Athene Hammerich offenbar die Reißleine gezogen. Der Abschied falle ihr nicht leicht, schrieb sie am Montagabend in einer Mail an die Ordnungs- und Verkehrskräfte. Sie führt gesundheitliche Gründe an und verkündet, sie werde Ende Januar die Leitung des Amtes für Zentrale Dienste übernehmen. Andrea Blome sprach am Dienstag in einer stadtinternen Rundmail von „persönlichen Gründen“. Beides scheint möglicherweise jedenfalls nicht die ganze Wahrheit zu sein.

Alles zum Thema Henriette Reker

Athene Hammerich, Mitglied der CDU, war gerade einmal 15 Monate im Amt. In diese Zeit fallen der verheerende Bericht des Rechnungsprüfungsamtes über gravierende Mängel und Verstöße durch das Ordnungsamt beim Einsatz von privaten Sicherheitskräften im Straßenkarneval der Jahre 2018 bis 2023. Aber auch die Verwirrung um die Neuvergabe der Deutzer Kirmes. Wegen eines Formfehlers bei der Bewerbung hatte erstmals seit Jahrzehnten nicht die Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS) den Zuschlag erhalten, sondern ein anderer privater Anbieter. Die Folgen waren großes Unverständnis in der Stadtverwaltung und der Politik sowie eine inzwischen erfolgreiche Klage der GKS gegen die Stadt vor dem Verwaltungsgericht.

Ich hätte vielleicht auch ganz gerne vorher Bescheid gewusst, wie der Ablauf in dem Verfahren war
Andrea Blome, Kölner Stadtdirektorin

Verantwortlich für die Neuvergabe soll Hammerich gewesen sein. Ohne explizit ihren Namen zu nennen, war Stadtdirektorin Blome ihre Amtsleiterin dafür in einer Sitzung des Stadtrates Ende Oktober hart angegangen. Blome betonte, sie selbst sei nicht informiert gewesen. „Ich weiß nicht, warum man das nicht gemacht hat. Man hat das Verfahren so durchgeführt. Ich hätte vielleicht auch ganz gerne vorher Bescheid gewusst, wie der Ablauf in dem Verfahren war. Tut mir leid.“ Ab diesem Zeitpunkt tickte wohl die Uhr für Athene Hammerich.

Damit das Kölner Ordnungsamt vor allem beim bevorstehenden Straßenkarneval nicht führungslos dasteht (auch die Stellvertreterposition ist derzeit vakant) soll sich jetzt vorübergehend gleich ein ganzes Team um die Leitung kümmern – das ist durchaus ungewöhnlich und ein absolutes Novum in der Geschichte der Kölner Stadtverwaltung.

Köln: Team um Alexander Vogel und Uwe Strecker leitet Ordnungsamt

In ihrer stadtinternen Mail informierte Stadtdirektorin Andrea Blome am Dienstagvormittag über die Interimslösung. Danach sollen vorerst Uwe Strecker, Leiter des Amtes für Bürgerdienste, und Alexander Vogel, Chef des Amts für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, das Ordnungsamt gemeinsam mit Mitarbeitern aus verschiedenen Ämtern leiten.

Im Ordnungsamt stößt diese Lösung vor allem auf Skepsis. Unklar sei zum Beispiel, wer aus dem Team denn das letzte Wort habe, heißt es. Man wünsche sich einen Amtsleiter oder eine -leiterin, die „voll im Thema“ sei und den Beschäftigten den Rücken stärke, sagt eine Führungskraft – jemanden, der oder die für die Belange der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kämpfe und diese notfalls auch gegen den Widerstand der Stadtdirektorin oder der Oberbürgermeisterin verteidige. Wie aber solle dies möglich sein, wenn Henriette Rekers Pressechef und enger Vertrauter Alexander Vogel im Leitungsteam sitze?

Vogel wollte sich auf Anfrage nicht äußern. In einer Pressemeldung teilte Andrea Blome mit: „Persönlich bin ich froh, dass Frau Hammerich weiterhin im Dezernat I arbeiten wird und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit ihr.“

Köln: Amtsleiterstelle soll neu ausgeschrieben werden

Oberbürgermeisterin Reker nannte Vogel und Strecker „zwei Amtsleiter mit umfassender Erfahrung in Veränderungsprozessen“. Das Amt für öffentliche Ordnung nehme eine wichtige Rolle und Funktion im Alltag der Kölnerinnen und Kölner wahr und stehe auch selbst vor großen Herausforderungen. „Strategische Zukunftsthemen müssen weiter vorangetrieben werden.“

Die Amtsleiterstelle solle „kurzfristig“ ausgeschrieben werden, sagte Blome in ihrer stadtinternen Mail zu. Das soll auch für die Stellvertreterposition gelten.

Kölns CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau sagte, er könne die Entscheidung von Athene Hammerich nachvollziehen. Die geplante Interimslösung mit dem Führungsteam bezeichnet er als „tragfähig“. Neben den „engagierten Kolleginnen und Kollegen auf der Straße“ brauche es auch eine starke und handlungsfähige Führungsmannschaft, sagte Petelkau.

Manfred Richter, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und ordnungspolitscher Sprecher der Grünen, findet Hammerichs Wechsel „schade“, sagte er auf Anfrage. „Ihren Einsatz für einen neuen Stil im Ordnungsamt haben wir sehr geschätzt. Wir danken ihr für ihre engagierte Arbeit.“