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Zehn Jahre in den OpernpassagenDieser Rewe-Markt war Pionier in der Kölner Innenstadt

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Manfred Beumer hat den Markt in den Opernpassagen aufgebaut und leitet ihn.

Manfred Beumer hat den Markt in den Opernpassagen aufgebaut und leitet ihn bis heute.

Rewe Richrath brach mit einem Einkaufsdogma: keine Lebensmittel in der Innenstadt.

Manfred Beumer ist es gewohnt, Menschen durch seinen Markt zu führen und zu erklären, warum er die Ware so und nicht anders präsentiert. Er ist es gewohnt, dass alles fotografiert wird. Und dann später in irgendeiner Fußgängerzone einer europäischen Großstadt nachgemacht wird. Manfred Beumer hat vor zehn Jahren den Rewe-Markt am wohl ungewöhnlichsten Standort in Köln aufgebaut und leitet ihn seitdem.

Ungewöhnlich, weil es damals unüblich war, Lebensmittel in der Innenstadt zu verkaufen. Zu hohe Mieten, wenige Parkplätze und Kundinnen und Kunden, die eher nach Kleidung suchen und dabei keine Einkaufstaschen mit sich herumschleppen wollen. „Damit bin ich aufgewachsen: In der City gab es nur die Feinkostabteilungen von Kaufhof und Karstadt“, sagt der Kölner Manfred Beumer.

Bergheimer Kaufleute betreiben Kölner Markt

Doch dann stand 2013 das zweigeschossige Ladenlokal in der Opernpassage leer. Die Rewe-Gruppe hatte ihre Elektronikkette Promarkt, die hier beheimatet war, aufgegeben. Und suchte nach einem mutigen Betreiber, der es hier nun mit Lebensmitteln versuchen sollte. Das Familienunternehmen Richrath aus Bergheim, das bereits in Klettenberg (mittlerweile auch in Niehl) und im Kölner Umland Rewe-Märkte betrieb, traute sich. Und ließ Manfred Beumer machen.

Der Eingang zum Markt an der Breite Straße

Der Eingang zum Markt an der Breite Straße

Der 59-Jährige ist seit 41 Jahren beim Konzern, davon seit 29 Jahren bei Richrath, und hat schon viele Märkte aufgebaut. „Aber das war wirklich ein kompletter Blindflug, so etwas hatte es ja noch nie gegeben. Die ersten drei Jahre waren, ich sag‘ mal, spannend.“ Sprich: Es kamen zu wenig Kunden. „Da muss man einfach die Nerven behalten und immer wieder neu überlegen.“

Und so kristallisierte sich mit der Zeit eine ganz spezielle Anordnung heraus: Wein und Molkereiprodukte, wichtige Standard-Artikel, wanderten in das bei Kunden eher unbeliebte Untergeschoss. „Als Magneten, damit dort überhaupt jemand hingeht.“ Auch die Drogerie-Artikel bekamen eine kleine Ecke im Keller. „Wir sind ja von Drogeriemärkten umzingelt. Haben muss man die Ware aber schon, das ist wie am Flughafen.“ Nebenan steht das begrenzte Tiefkühlangebot. „Es will kaum jemand zwei Tiefkühlpizzen beim Bummeln mit sich herumtragen.“ Im Obergeschoss gibt es dagegen die große Obst- und Gemüseabteilung mit regionaler Ware, eigenem Bier und Gin und eine edel sortierte Fleischtheke. Auf 400 Quadratmetern gibt es Gastronomie, überwiegend mit Blick nach draußen.

Knossis Chips und Thomas Müller Energydrink

Die Innenstadt zieht die verschiedensten Menschen an. „Jugendliche suchen hier am ehesten neue Trendprodukte, nicht in einem Markt auf dem Land“, sagt Beumer. Deshalb werden der neue Energydrink von Thomas Müller und die Chips von Youtuber Knossi so schnell wie möglich palettenweise angeboten. „Meine drei Kinder und die Azubis halten mich da auf dem Laufenden.“ Ebenfalls darauf eingestellt ist man, dass japanische Touristen gerne ganze Schokoladen-Regale leerkaufen. „Wir haben uns am Anfang auch gefragt, ob in der City überhaupt Grillfleisch angeboten werden muss? Läuft super, haben wir festgestellt. Besonders das hochwertige.“ Auf eine Fischtheke hat Beumer bewusst verzichtet. „Das ist sehr aufwendig und man braucht gutes Fachpersonal. Da will ich keine halben Sachen machen.“

Auf 400 Quadratmetern gibt es Gastronomie.

Auf 400 Quadratmetern gibt es Gastronomie.

Im Vergleich zu anderen Märkten habe man hier einen „niedrigen Kundenbon“, das heißt, dass in der Regel nur etwa vier oder fünf Artikel draufstehen. Mancher Kunde kauft auch nur ein Getränk oder ein schnelles Mittagessen. „Die meisten brauchen nur einen Korb, Einkaufswagen kommen eher freitags und samstags zum Einsatz.“ Dafür sei die Kundenfrequenz aber vergleichsweise sehr hoch.

Zum Zehnjährigen gibt es einen Champagner für 179 Euro. „Der ist heruntergesetzt von 249 Euro“, sagt Beumer und lacht. Schickimicki sei der Markt nicht. „Wir haben Senf für 29 Euro, es gibt aber auch einen für 29 Cent.“ Die Lage an der Breite Straße führe aber dazu, dass sehr viele Prominente hier auftauchen. Manfred Beumer hat unzählige Selfies gemacht: mit Ingolf Lück, Peter Kloeppel, Verona Pooth, Ralf Richter, Influencern, FC-Spielern und Schauspielern aus dem benachbarten Theater am Dom.

„Wir sind nach den ersten schweren Jahren in einem guten Fahrwasser“, sagt Beumer. Das Umfeld hat sich mittlerweile verändert. Die Lebensmittelabteilung im Karstadt verschwand vor etwa drei Jahren sang- und klanglos und auch der ebenfalls zu Rewe gehörende, auf italienische Produkte spezialisierte Standa-Markt im Quincy-Einkaufszentrum ist schon lange geschlossen. Dafür sind dort ein Netto und ein Karadag-Lebensmittelmarkt eingezogen. Manfred Beumer sieht das aber sehr gelassen. Auch wenn er natürlich regelmäßig bei den Kollegen vorbeischaut, wie das Geschäft läuft und die Ware angeordnet ist.