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Finanzierung gefährdetWie geht es weiter mit dem Kölner „Tag des guten Lebens“?

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Ohne Autos möglich: Gesangseinlage mit Dinosaurier auf der Straße

Köln-Innenstadt – Die Bilanz der Veranstalter des „Tag des Guten Lebens“ im Agnesviertel und am Eigelstein fällt positiv aus. „Logistisch und vom Ablauf her hat das wunderbar geklappt“, sagt Martin Herrndorf von der Agora. Mit mehreren alternativen, mittlerweile gut etablierten Straßenfesten in Köln wirbt das Bündnis aus diversen Vereinen und Initiativen für eine lebenswerte Stadt. Es sieht auch sein Fest vom vergangenen Wochenende wegen der großen Beteiligung der Anwohner als effektive Bewegung „von unten“, um Politik und Verwaltung zu Veränderungen zu bewegen. Henriette Reker, Oberbürgermeisterin und damit auch Chefin der Stadtverwaltung, setzte sich bei ihrem Besuch denn auch prompt an die Spitze, nannte die Bürger ihre „wichtigsten Unterstützer“.

OB Reker mit Arberto Acosta

Wie es im nächsten Jahr mit dem „Tag des guten Lebens“ in den Kölner Veedeln weitergeht, ist zunächst allerdings offen. Eine als Anschubfinanzierung gedachte Spende hatte in den vergangenen Jahren Vorbereitung und Durchführung ermöglicht. Sie entfällt im nächsten Jahr. Herrndorf berichtet, eine Finanzierung der nötigen Stellen aus dem städtischen Haushalt werde innerhalb der Stadtverwaltung diskutiert. Bislang unterstützt das Umweltamt den Tag mit 5000 Euro. Von Seiten der Stadtverwaltung heißt es auf Anfrage, dass eine Erhöhung der Förderung geplant sei. Und weiter: „Eine deutlich verbesserte Finanzausstattung ist der Wunsch des Veranstalters und wird derzeit verwaltungsintern geprüft.“. Eine entsprechende Vorlage für den Stadtrat sei noch nicht absehbar.

Unterdessen waren beim Tag des guten Lebens die Unterschiede zwischen den gesetzten Themen innerhalb des abgesperrten Fest-Bereichs auffällig. So warben im Agnesviertel die Initiativen für bezahlbare Wohnungen, den Ausbau der Fahrradinfrastruktur, mehr Grün, stellten sich Anwohner gegen den Klimawandel und hinter die europäische Idee, hier beteiligten sich auch mehr Privatleute. Am Eigelstein hingegen hatten der Bürgerverein, die Offene Jazzhausschule in der Torburg und der Rewe-Markt die Verantwortung für das Programm übernommen. Auf der Bühne des Bürgervereins wurden die Probleme des Viertels thematisiert: der Müll, die Drogenszene und die Prostitution. Der Ebertplatz zwischen den beiden Vierteln war mal Theaterbühne, mal Orchestergraben, mal Resonanzraum für Chorgesang und ansonsten vor allem ein Übergang zwischen beiden Vierteln.

Die Bäume vor der Haustüre waren manchen Anwohnern ein Anliegen.

Von wem das Engagement für das Fest auch getragen wurde: Die Besucher, so der Eindruck, wussten es in jedem Fall zu würdigen. „Das ist die Form von Lokalpatriotismus, die ich für ein solches Straßenfest erwarte“, schwärmte ein Besucher am Eigelstein. Er verwies auf den Kontrast zu den kommerziellen Straßenfesten, die früher hier stattfanden, organisiert von einer großen Agentur.

Doch an vielen Stellen ist das Konzept ausbaufähig. Mehmet Harmanci, Betreiber des Restaurants Doy Doy Palast, wirkt seit acht Jahren auf der Weidengasse. Auch diese Straße bot ein ungewohntes Bild: Kein Verkehrslärm, keine Autos. Doch die Tische, mit denen die Gastronomen der überwiegend türkischen Restaurants ein einheitliches Bild herstellen wollten, blieben vereinzelte Inseln. „Irgendetwas hat gefehlt“, sagt Harmanci. Er hofft, dass seine Kollegen sich von den Menschenmassen, die sich durch die Straße geschoben haben, überzeugen lassen, für das nächste Fest enger zusammenzuarbeiten. Und auch zum Autoverkehr hat er sich Gedanken gemacht. Ob die Weidengasse vielleicht mal eine Fußgängerzone wird? „Das glaube ich nicht“, sagt er. Und kann es sich dann doch vorstellen. Schließlich gelangt man über die Straße ja zu Dom und Bahnhof. „Eigentlich wäre sie besser ohne Autos“, sagt er.