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Knigge-Schulung in KölnBenimm-Tipps im Rheinauhafen

Lesezeit 3 Minuten

Schüler zweier Kölner Gymnasien lernen im Restaurant "Vintage" von Chefin Claudia Stern elementare Knigge-Verhaltensregeln.

Der erste Fehler passiert, bevor es losgeht. Noch bevor die Chefin etwas sagen kann, sitzen die ersten Schüler bereits auf ihren Plätzen. In der Schule wäre das wünschenswert. Bei einem feierlichen Anlass hingegen gehöre es sich nicht, sich einfach auf den erstbesten Stuhl plumpsen zu lassen. „Möglicherweise gibt es eine Sitzordnung. In jedem Fall müsst ihr aber warten, bis der Gastgeber euch begrüßt oder auffordert, Platz zu nehmen“, erläutert Claudia Stern, Geschäftsführerin des Restaurants „Vintage“ im Rheinauhafen.

Dort leitet sie an diesem Nachmittag eine Knigge-Schulung, an der Schüler des Ursulinengymnasiums und des Gymnasiums Pesch teilnehmen. Bei der Veranstaltung der „Fit for Life AG“ lernen die Schüler, was heutzutage unter Etikette zu verstehen ist und was gute Tischmanieren beinhalten. Das trainieren sie bei einem Vier-Gänge-Menü im „Vintage“.

Training beim Vier-Gänge-Menü

Der alkoholfreie Aperitif wird eingeschenkt. Die ersten Schüler erheben die Gläser und wollen miteinander anstoßen. Kniggekonform sei das nicht, wie Claudia Stern erklärt. Zuprosten sei erlaubt, Gläserklirren nicht. Zwischen Melonen-Dreierlei, Jakobsmuscheln und Kalbsrücken gibt die Benimm-Expertin Tipps und berichtet aus ihrem Berufsalltag. „Es sträuben sich mir die Nackenhaare, wenn Gäste das Weinglas nicht am Stiel anfassen. Und „absolutes Unding“ sei es, „wenn der Gast seine Stoffserviette nach dem Essen in den benutzten Teller legt“. Das mache man nur bei Servietten aus Papier. Die Stoffvariante hingegen solle der Gast auf dem Schoß liegen lassen, bis der Kellner sie abholt, oder gefaltet auf die Seite legen.

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Trotz aller Gleichstellung sei es nach wie vor höflich, wenn der Mann der Frau beim Hinsetzen den Stuhl zurechtrücke und ihr nach dem Essen in den Mantel helfe. Für Clara Stellberg muss das nicht unbedingt sein, „aber schön ist es schon“, sagt die 16-Jährige. Sie findet es „spannend“, was man bei einem feinen Essen so alles beachten muss. Wohin nur mit den Brotkrümeln, die sich während der Vorspeise auf der weißen Tischdecke verteilt haben? Clara kehrt sie mit den Händen zusammen und streut sie auf ihren leeren Teller.

Das Jugendbildungsprogramm „Fit for Life AG“ der Sparda-Bank startete vor fünf Jahren an Schulen in NRW. Sie umfasst rund 20 Seminare, Veranstaltungen und Workshops rund um die Themen Zivilcourage, soziale Kompetenz und Berufseinstieg. Zum Abschluss erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat. (ksta)

Generell hilft: Kommunikation

Generell helfe es, Dinge zu kommunizieren. Die ein oder andere Knigge-Regel lasse sich dadurch entschärfen. Eigentlich sei es Unsitte, die Suppe oder Soße am Ende mit Brot aufzutunken. „Wenn ich aber sage »Es ist so köstlich, dass ich die Soße auftunken muss«, ist es okay“, findet Stern.

Doch Kommunikation hin oder her: „Das Handy hat absolut gar nichts auf dem Tisch zu suchen.“