Die Planungen für eine Modernisierung der Kölner Zentralbibliothek sind bereits mehrfach geändert worden. Nun könnte alles noch einmal von vorne beginnen.
Bauprojekt am NeumarktSanierung droht zu scheitern – Wird die Kölner Stadtbibliothek abgerissen?
Seit mehr als einem Jahrzehnt laufen die Planungen für eine Modernisierung der Zentralbibliothek am Neumarkt bereits – jetzt droht das nächste große Sanierungsprojekt der Stadt zu scheitern. Das mehr als 40 Jahre alte Gebäude in zentraler Lage befindet sich schon seit vielen Jahren in einem schlechten Zustand, getan hat sich bislang aber nicht viel.
Mehrfach ließen die Verantwortlichen im Rathaus die Pläne ändern, die Bibliotheksleitung wünschte mitten im Verfahren ein neues Nutzungskonzept. Die Stadt verpflichtete daraufhin den niederländischen Architekt Aat Vos, in der Szene der Bibliotheksgestalter eine Art Star.
Die Kostenprognosen schnellten mehrfach hoch – von ursprünglich 15 Millionen Euro im Jahr 2012 erst auf 40 Millionen Euro und dann auf 60 Millionen Euro. Inzwischen rechnet die städtische Gebäudewirtschaft mit 81 Millionen Euro. Nach weiteren Untersuchungen des Gebäudes taucht jetzt ein völlig neues Szenario auf – ein Abriss steht zur Diskussion.
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Nach Angaben der Stadt gebe es keine statischen Probleme an der Grundkonstruktion, hieß es am Mittwoch. Gleichwohl sind nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ Probleme in den Kellerdecken entdeckt worden. Die zusätzlichen Unwägbarkeiten könnten die Modernisierung finanziell zu einem Fass ohne Boden werden lassen. Eine weitere Sanierung im Bestand, deren Abschluss sich immer weiter verzögert und die nach und nach immer teurer wird – davor scheuen sowohl Verwaltung als auch Politik zurück, vor allem nach dem langen und nach wie vor andauernden Leidensweg mit der Opernsanierung.
Die Politiker im Stadtrat sollen jetzt noch einmal entscheiden, ob die Bibliothek trotz der Schwierigkeiten tatsächlich modernisiert werden soll oder ob ein Abriss und ein Neubau nicht doch die bessere und vor allem sicherere Lösung wären. Die Verwaltung bereitet eine entsprechende Vorlage vor, in der Kosten, Dauer und die jeweiligen Vor- und Nachteile der Varianten aufgelistet sein sollen.
Alternative zum Technischen Rathaus in Köln-Deutz
Wie aus dem Rathaus zu hören ist, sind viele Ratspolitiker einem Abriss gegenüber nicht abgeneigt, um eine gewisse Kostensicherheit zu bekommen. Gleichzeitig würde das Szenario weitere Möglichkeiten bieten. Denn es ist keineswegs sicher, dass ein Neubau an derselben Stelle entstehen würde. Das Grundstück am Neumarkt ließe sich auch anders nutzen, etwa als neuer Standort für die Stadtverwaltung.
Eine Alternative zum ungeliebten Technischen Rathaus in Deutz wird schon seit Jahren gesucht. Die ehemalige Kaufhof-Zentrale schräg gegenüber der Zentralbibliothek hat die Stadt langfristig gemietet – beide Grundstücke zusammen würden Platz genug für ein neues Technisches Rathaus bieten. Ein solches Neubauprojekt hätte zudem den Vorteil, den als Hotspot der Drogenszene bekannten Neumarkt in diesem Bereich weitgehend neu zu gestalten und damit ein Stück weit aufzuräumen.
Projekt am Kölner Neumarkt müsste noch einmal neu starten
Bliebe allerdings die Frage offen, wohin die Zentralbibliothek dann umziehen würde. Ob sich das für die Zeit der Sanierung als Interim genutzte Geschäftshaus an der Hohe Straße dauerhaft nutzen ließe, ist unklar. Das gilt auch für die Frage, ob sich das Gebäude an der Einkaufsstraße für die Pläne des Star-Architekten Aat Vos eignen würde.
Sollte sich die Politik für einen Abriss und Neubau entscheiden, wären sämtliche bisherigen Planungen für die Modernisierung allerdings ohnehin hinfällig – das Projekt stünde auf Null und müsste noch einmal vollständig neu starten.
Die Stadt hatte zuletzt im November mitgeteilt, dass die fertig sanierte Zentralbibliothek im vierten Quartal 2027 übergeben werden soll. Da sanierte Häuser von der Fertigstellung bis zur tatsächlichen Eröffnung noch für den Betrieb hergerichtet werden müssen, war davon auszugehen, dass die Bibliothek erst 2028 eröffnet. Später zog die Stadt den Bericht wieder zurück. Es habe sich um einen internen Übertragungsfehler gehandelt, und es gelte weiter 2026 als Bauende, hieß es. Dieser Termin dürfte nach den jüngsten Entwicklungen nur noch schwierig zu halten sein.