Direkt am Dom ruht wegen der Insolvenz der Gerchgroup der Bau des Laurenz-Carrés, doch jetzt ist wohl klar: Bald geht der Bau weiter.
„Jahrelange Einöde“Lösung für ruhende Baustelle am Kölner Dom gefunden
Auf der stillgelegten Baustelle des Laurenz-Carré soll für das nördliche Baufeld mit Domblick nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ eine Lösung kurz bevorstehen: Demnach hat sich die Hanse-Merkur Grundvermögen AG dazu entschlossen, das Bauprojekt 200 Meter südlich des Welterbes fertig zu bauen, bislang ist nur die Baugrube ausgehoben.
Seit rund sieben Monaten ruht der Bau, weil der vorherige Projektentwickler und Besitzer, die Düsseldorfer Gerchgroup, im August einen Insolvenzantrag gestellt hat. Nach Informationen dieser Zeitung soll das Kölner Unternehmen Bauwens die Baustelle als Generalunternehmer fertigstellen. Die Hanse-Merkur teilte mit: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keinen Kommentar dazu abgeben können.“
Wann der Bau wieder aufgenommen wird und wann er beendet wird, blieb am Dienstag zunächst unklar – doch eine jahrelang ungenutzte Baustellengrube in direkter Nachbarschaft zum Kölner Dom dürfte damit erledigt sein. Das hatten unter anderem viele Politiker im Stadtrat befürchtet. Insolvenzverwalter Jens Schmidt suchte nach Lösungen, er hatte im Januar gesagt: „Ich sehe nicht, dass dort eine jahrelange Einöde entsteht.“ Schmidt erwartete eine Lösung bis März.
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Der Begriff Laurenz-Carré bezeichnet die Sanierung und den Neubau von zwei Gebäudeblöcken südlich des Roncalliplatzes. Auf dem nördlichen Baufeld standen früher unter anderem ein Bürogebäude und ein in die Jahre gekommenes Parkhaus. Beide hat die Gerchgroup mittlerweile abbrechen lassen, die Baugrube ist ausgehoben und abgestützt. In das Gebäude vis-à-vis zum Dom soll die Boston Consulting Group einziehen, die Verträge sind unterzeichnet. Im Erdgeschoss sind Geschäfte geplant.
Auf dem südlichen Baufeld steht unter anderem das denkmalgeschützte Senatshotel. Es wird teils saniert und teils neu gebaut, auch dort ruht der Bau, im Januar wurde ein Kran aus Kostengründen abgebaut. Später zieht dort ein Radisson-Red-Hotel ein, der Mietvertrag über 25 Jahre ist abgeschlossen.
Kölner City: Zweigeteiltes Hotel geplant
Das Besondere daran: 172 der 262 Zimmer sind im bisherigen Senatshotel untergebracht, die restlichen 90 in einem Gebäude auf dem nördlichen Baufeld auf der anderen Straßenseite. Hinter dem Senatshotel stehen ein Parkhaus und ein Haus, in dem früher ein Musikgeschäft seine Heimat hatte. Dort sollen stattdessen 64 Wohnungen in einem Neubau entstehen.
Insgesamt hatte die Gerchgroup angekündigt, im Laurenz-Carré rund 400 Millionen Euro zu investieren, dieses und nächstes Jahr sollten die beiden Baufelder fertiggestellt sein. Doch dann kam die Insolvenz.
Laut einer Pressemitteilung der beratenden Wirtschaftskanzlei Arnecke, Sibeth, Dabelstein von Februar 2022 hatte die Hanse-Merkur Grundvermögen AG der Gerchgroup ein Darlehen gegeben für die Refinanzierung des Kaufs des nördlichen Baufelds und der ersten Entwicklungskosten. Als Sicherheit soll sie im Grundbuch stehen.
Dem Vernehmen nach ist Hanse-Merkur wegen der Art des Darlehens in der Insolvenz vorrangig zu behandeln vor anderen Gläubigern. Laut eigener Aussage ist das Unternehmen ein auf den deutschen Immobilienmarkt spezialisierter Asset- und Investment-Manager, der ein Immobilienvermögen von mehr als sechs Milliarden Euro verantwortet.
In den nächsten Wochen und Monaten, so ist zu hören, wird zu klären sein, ob das zukünftige Hotel wie geplant im nördlichen Baufeld die 90 Zimmer wie geplant erhält. Denn der südliche Teil des Laurenz-Carré wird seit Anfang Januar über einen Makler zum Verkauf angeboten, und auch dort könnte es demnächst einen Abschluss geben, zumindest für das Senatshotel. Die beiden neuen Eigentümer müssten demnach verhandeln, ob das Hotel weiter auch im Nord-Teil das geplante Gebäude nutzt oder nicht.
Neue Wohnungen im Kölner Laurenz-Carré waren umstritten
Der umstrittenste Teil des Laurenz-Carré ist seit Jahren das geplante Wohngebäude mit 64 Wohnungen im südlichen Teil in Nachbarschaft zum Hotel. Die Kölner Politik forderte nach langen Debatten, dass auch für das Laurenz-Carré mitten in der Innenstadt das Kooperative Baulandmodell gilt. Es verpflichtet Bauherren ab einer gewissen Anzahl von Wohneinheiten zum Bau von öffentlich geförderten Wohnungen auf 30 Prozent der Fläche für Wohnungen.
Investoren konnten sich mit dieser Verpflichtung selten anfreunden, weil die gedeckelten Mieten ihrer Aussage nach die hohen Kaufkosten für Grundstücke nicht reinholen würden – zumal in der Innenstadt mit ihren hohen Kaufpreisen. Im Juni 2023 hatte die Gerchgroup der Verwaltung sogar mitgeteilt, im Laurenz-Carré aufgrund des schwierigen Baumarktes komplett auf die Wohnungen verzichten zu wollen. Das lehnte die Politik ab, zwei Monate später meldete die Gerchgroup Insolvenz an.
Wie attraktiv der Kauf dieses Areals für Wohnungen ist, bleibt momentan offen. Manche Beteiligte äußern sich verhalten optimistisch, andere fragten schon zuletzt: „Wer sollte sich das antun?“