Mit über 100 Aktionen an 21 Ständen präsentierten sich die Handwerker am Heumarkt.
Sie boten Mitmachaktionen an und klärten die Schüler über Ausbildungsmöglichkeiten auf.
Auf der Bühne sorgten die kölschen Bands Brings, Cat Ballou und der Rapper Mo-Torres für musikalische Unterhaltung.
Köln – Mit einer Zange zerkleinerte Oliver Mittelstraß Fliesen und setzte sie zu einem bunten Mosaik zusammen – der 15-Jährige aus Pulheim war am Samstag einer von vielen Jugendlichen, die sich beim „Tag des Handwerks“ über die verschiedenen Handwerksberufe, insgesamt 130 an der Zahl, informierten und dabei selbst zum Werkzeug griffen.
Brings, Cat Ballou und Mo-Torres auch mit dabei
Mit über 100 Aktionen an 21 Ständen präsentierten sich die Innungen am Heumarkt, boten Mitmachaktionen an und klärten die Schüler über Ausbildungsmöglichkeiten auf. Auf der Bühne sorgten die kölschen Bands Brings, Cat Ballou und der Rapper Mo-Torres für musikalische Unterhaltung.
Das Handwerk brauche einen Imagewechsel: „Viele denken, das Handwerk sei von gestern, aber das stimmt nicht“, sagte Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer Köln, bei der Eröffnung. Die Digitalisierung habe die handwerklichen Berufe längst erfasst: Dachdecker arbeiteten mit Drohnen und inspizierten damit Dächer, Zahntechniker verwendeten 3D-Drucker und KFZ-Mechatroniker hielten sich längst nicht mehr in einer Grube voll Öl auf: „Der Motorschaden wird per Laptop diagnostiziert“, so Wollseifer. Und das Handwerk werde gebraucht, denn trotz aller Modernität drohe in den nächsten Jahren ein starker Fachkräftemangel auf Meister- und Technikerebene. „Wir haben Probleme, Nachwuchs zu finden, weil das Abitur zu viel Wertigkeit besitzt: Alle wollen studieren, sollten es aber nicht. Und die Lust, sich bei der Arbeit dreckig zu machen, ist auch gesunken“, weiß auch Fliesen-, Platten- und Mosaikleger Dirk Brandner.
Dabei sind die Handwerksberufe durchaus mit den großen Themen der Gegenwart verwoben. So ist Kira Rosenbaum die ökologische Arbeit ein Anliegen. Die angehende Dachdeckerin schätze die Arbeit mit Holz, „weil es ein natürlicher Stoff ist. Für Dämmstoffe verwenden wir außerdem Zellulose, die aus alten Zeitungen besteht“. Die 21-Jährige ist eine von drei Frauen in einer Klasse mit 40 Azubis. „Auf Baustellen sind die Männer dann erst einmal überrascht. Bisher habe ich aber keine negative Erfahrung gemacht“, so die Kölnerin.
Die Tischler-Innungen Bonn und Köln wiederum ließen bei ihrer Aktion Nistkästen für bedrohte Vogelarten bauen. „Tischler und Schreiner bauen zwar Möbel und Einrichtungsgegenstände, aber wir haben eine ganzheitliche Herangehensweise und denken auch an die Umwelt“, sagte Obermeister Michael Kals.
Kals macht vor allem die Politik für die sinkende Zahl der Betriebe und Ausbilder im Kölner Umland verantwortlich. „Die staatliche Unterstützung der Auszubildenden ist zu niedrig. Es gibt zwar neuerdings das Azubi-Ticket im VRS-Verkehrsverbund, für das wir jahrelang gekämpft haben, dennoch wünschen wir uns mehr Unterstützung von der Politik“.