Die Polizei wurde zu einem Mehrfamilienhaus in der Kölner Altstadt gerufen, weil der Mann dort randaliert haben soll.
Eine Augenzeugin berichtetMann stirbt nach Einsatz von Elektroschockpistole der Kölner Polizei
Nach dem Einsatz einer Elektroschockpistole durch Polizisten ist am frühen Sonntagmorgen (5. November) ein Mann in der Kölner Altstadt gestorben. Er habe bislang nicht identifiziert werden können, teilte ein Polizeisprecher mit. Ob der Tod unmittelbar mit dem Taser-Einsatz zusammenhängt oder dadurch mitverursacht wurde, steht noch nicht fest. Aus Neutralitätsgründen ermittelt jetzt die Polizei Bonn in der Sache.
Nach allem, was bisher bekannt ist, soll der Mann gegen 1 Uhr in einem Wohnung in der obersten Etage eines Mehrparteienhauses randaliert haben. Eine Augenzeugin und Mieterin aus dem Haus in der Nähe des Eigelsteins bestätigte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ entsprechende Angaben der Polizei am Sonntagnachmittag.
Köln: Mann ließ sich auch von Polizisten nicht beruhigen
Demnach habe der Mann in der Nacht herumgebrüllt und mit Gewalt Einrichtungsgegenstände zertrümmert, erzählt die Frau. Außerdem soll er eine Mieterin geschubst haben. Die Augenzeugin sagt, sie selbst habe daraufhin die Polizei gerufen.
Alles zum Thema Herbert Reul
- „Drogen-Marktplatz austrocknen“ Anwohner diskutieren mit Innenminister Reul über Zukunft des Ebertplatzes
- Reaktionen auf Magdeburg Oberbürgermeisterin unter Tränen – Wüst nennt Angriff „Anschlag auf die Freiheit“
- Kommentar zu Fluthilfe-Betrug Die Täter haben den Abscheu der Menschen verdient
- Polizeineubau Innenminister Reul lobt das „Gummersbacher Modell“
- NRW-Check Politik-Experte zur Bundestagswahl: „Nach allen Seiten offen“
- Razzien Mutmaßlicher Fluthilfe-Betrug: So reagieren Politiker und Helfer im Kreis Euskirchen
- Wegen wachsender Kriegsgefahr Herbert Reul fordert Zehn-Milliarden-Paket für den Zivilschutz
Zunächst seien eine Beamtin und ein Beamter erschienen, aber schon kurz darauf sei das ganze Haus voller Polizisten gewesen. Dennoch soll der aufgebrachte Mann weiter randaliert haben. Die Polizisten seien professionell vorgegangen, äußert die Zeugin ihren Eindruck. „Sie haben den Mann nicht geschlagen oder misshandelt.“ Er sei schließlich „unter Einsatz eines Distanz-Elektro-Impuls-Geräts überwältigt“ worden, berichtete Polizeisprecher Carsten Rust.
Bei dem mit der Bezeichnung DEIG abgekürzten knallgelben Gerät handelt es sich um eine Elektroschockwaffe, die zwei Pfeilelektroden an Drähten abschießt. Die Elektroden verfangen sich meist in der Kleidung des Getroffenen und lösen einen kurzzeitig lähmenden Stromschlag aus. In Köln setzt die Polizei die Geräte seit eineinhalb Jahren ein.
Köln: Notarzt verabreichte dem Randalierer ein Medikament
Aber auch der Stromschlag setzte den mutmaßlichen Randalierer offenbar nur kurzzeitig außer Gefecht. Polizisten begleiteten den Mann die Treppen hinunter, aber auch vor dem Haus und im Streifenwagen habe er sich nicht beruhigen lassen, schilderte Rust. Bei jedem DEIG-Einsatz alarmiert die Polizei grundsätzlich einen Rettungswagen – auch in diesem Fall.
Weil der Mann weiterhin schwer erregt war, habe die Besatzung zusätzlich noch einen Notarzt angefordert, sagte Rust. „Kurz nachdem der Mediziner dem Mann ein Medikament verabreicht hatte, kollabierte dieser und wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo er wenige Stunden später starb.“
Was den Tod verursacht hat, muss jetzt untersucht werden. War es der Taser? Das Medikament? Der allgemeine Erregungszustand des Mannes? Etwas ganz anderes? Oder eine Kombination aus allem? Ein chemisch-toxikologisches Gutachten der Rechtsmedizin könnte zudem Aufschluss darüber geben, ob der Verstorbene möglicherweise unter dem Einfluss von Drogen oder weiteren Medikamenten stand.
In NRW ist der Einsatz der Taser in der politischen Diskussion umstritten – vor allem die Grünen sind skeptisch. Nach Ansicht von Innenminister Herbert Reul (CDU) dagegen haben sich die Elektroschocker bei der Polizei bislang bewährt, zumal in 80 Prozent aller Fälle schon die Androhung des Einsatzes ausgereicht habe, um Angreifer in Schach zu halten. Bis Mitte dieses Jahres wurde der Taser in Köln 270-Mal eingesetzt, zwei Personen wurden dabei verletzt, etwa weil sie danach gestürzt waren.