Köln-Innenstadt – In der Luft liegt der Geruch von Backfisch und Kartoffelpuffern, hinter den Zinnen der Eigelstein-Torburg stimmen die Kölner Ratsbläser „Macht hoch die Tür“ an, zwischen den illuminierten Bäumen halten Menschen an den Ständen dampfende Glühweintassen in der Hand: Zum ersten Mal veranstaltete der ansässige Bürgerverein einen Weihnachtsmarkt direkt vor der Torburg - Tausende besuchten zwischen Donnerstag und Sonntag die zwölf Stände, an denen sich auch die Galeristen vom Ebertplatz präsentierten. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat sich ebenfalls auf dem vorweihnachtlichen Markt im Veedel umgesehen:
Wie entstand die Idee zum „Winterzauber Eigelstein“? Nur einen kurzen Moment hat Burkhard Wennemar Zeit für ein Gespräch, als er am Donnerstag mit der Eröffnung des Marktes beschäftigt ist - unter Hochdruck hatte er mit weiteren Mitgliedern des Bürgervereins Eigelstein den „Winterzauber“ in rund 500 Arbeitsstunden allein organisiert, Standbetreiber akquiriert und Genehmigungen eingeholt.
„Die Idee kam uns am 11.11., als die Bürgerwehr Nippes hier vor dem Torbogen feierte“, berichtet Wennemar. „Der Platz war voll und die Stimmung super - warum also nicht auch einen Christmarkt an dieser Stelle veranstalten?“ Zwölf Standbetreiber und einen Nikolaus-Darsteller holten die Veranstalter daraufhin auf den viertägigen Markt, nahezu alle stammen aus dem Viertel - ein typischer kleiner Veedelsmarkt eben, auf dem auch Kunsthandwerk geboten wurde.
„Ist das alles, habe ich zuerst gedacht, als ich hier lang gelaufen bin“, erzählt die „Eigelsteinerin“ Renate Sidibe. Zufällig war sie an dem überschaubaren Markt vorbeigekommen, jetzt blickt sie prüfend auf einen Ständer mit handbemalten Weihnachtskugeln. „Aber ich finde es wirklich toll, dass es jetzt einen solchen Weihnachtsmarkt gibt. Sonst passiert hier ja nicht so viel, und so haben es auch die alten Leute näher“, meint die 63-Jährige.
Einige Meter von ihr entfernt stehen Ina Schneider und Dustin Schlichting, die nach Feierabend mit einem Glühwein am Eigelstein anstoßen. „Das ist eine Supersache“, sagt Schneider. „Der Eigelstein ist ja inzwischen ziemlich verrufen - so geht das vielleicht mal in eine andere Richtung.“
Können die Budenbetreiber von der Veranstaltung profitieren?
Noch hat Andreas Treutinger sein Handy am Ohr - und ruft Unterstützung für seinen Stand herbei: „Die rennen uns hier aktuell die Bude ein“, sagt er ins Telefon - und meint damit zahlreiche Besucher, die sich an seinem Stand, den er mit den anderen Künstlern vom Ebertplatz betreibt, über die geplante Schließung der Galerien in der Passage unter dem Platz zu informieren.
Treutinger ist Fotokünstler am Platz, wo die Stadt auch seinen Laden dichtmachen und gleichzeitig mehrere Zugänge zum Brennpunkt Ebertplatz schließen möchte, um die Situation zu entschärfen. Die Pläne waren in der Öffentlichkeit heftig kritisiert worden. „Für uns ist der Winterzauber eine perfekte Gelegenheit, um uns zu präsentieren. Ich hoffe, dass es im nächsten Jahr weitergeht“, sagt Treutinger. So wie er sehen das auch die anderen Händler hier - manche sind aber von der kurzen Dauer des Marktes enttäuscht.
Warum heißt der „Winterzauber Eigelstein“ nicht Weihnachtsmarkt?
„Das liegt nicht etwa daran, dass wir uns nicht zum Christentum bekennen würden“, sagt Wennemar. Die Entscheidung hätte andere Gründe: „Für die Politik ist Weihnachtsmarkt ein Unwort - das klingt nach Kommerz“, so der Vorsitzende der Bürgerinitiative. Nachgefragt bei Bezirksbürgermeister Andreas Hupke, der den „Winterzauber“ am Donnerstag eröffnete: „Wir haben in der letzten Zeit eine Inflation an Weihnachtsmärkten in der Innenstadt - man muss aufpassen, dass das nicht beliebig wird.“
Die Idee des „Winterzaubers“ begrüßt Hupke: „Ich hoffe, dass von dem Glanz, der hier im besten Sinne zu erleben ist, etwas herüberstrahlt auf den Ebertplatz.“