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Streit um Wohnungen am Dom„Skandalöser Vorgang“ – Bündnis sieht Glaubwürdigkeit der Stadt Köln gefährdet

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Die Visualisierung zeigt, wie die Gebäude am Dom mal aussehen sollen.

So sieht die Visualisierung für das neue Laurenz-Carré nahe des Doms aus.

Plötzlich will ein Investor doch keine Wohnungen am Dom bauen, die Stadt unterstützt das wohl – das Bündnis Innenstadt fürchtet einen Präzedenzfall.

Das Bündnis Innenstadt hat den möglichen Verzicht auf den Bau von 64 Wohnungen im Laurenz-Carré am Dom als „skandalösen Vorgang“ bezeichnet. Der Zusammenschluss aus mehreren Initiativen in der Innenstadt hat deshalb eine Stellungnahme an die Mitglieder des Stadtrates, Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und unter anderem Baudezernent Markus Greitemann geschrieben.

Sie appellieren darin an die Politiker, am Donnerstag im Stadtrat „Haltung und Selbstachtung zu bewahren und entschieden auf der Erfüllung der vertraglich vereinbarten 64 Wohnungen zu bestehen“. 19 davon sollten mit öffentlichem Geld gebaut werden, damit die Mieten für zumeist 25 Jahre vergleichsweise günstig bleiben. Der Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan steht für die Sitzung auf der Tagesordnung.

Der Projektentwickler, die Düsseldorfer Gerchgroup, hatte der Verwaltung zuletzt laut deren Aussage „kurzfristig“ mitgeteilt, auf den Bau der Wohnungen verzichten zu wollen, weil das Marktumfeld derzeit so schwierig sei. Pandemie und Krieg hatten die Baukosten ansteigen lassen. Die Verwaltung bezeichnet die Bitte als „nachvollziehbar“. Das Bündnis schreibt dazu: „Dabei geht es nach unserer Einschätzung nicht um Verlustvermeidung, sondern um Profitmaximierung eines enthemmten Großkapitals auf Kosten der Bürger und der Lebendigkeit der Stadt.“

Bündnis fürchtet Präzedenzfall

Vor drei Jahren hatte die Kölner Stadtspitze sich noch dafür gelobt, einen Kompromiss mit der Gerchgroup ausgehandelt zu haben, der die 64 Wohnungen inklusive der 19 öffentlich geförderten Wohnungem vorsieht. Laut Kooperativem Baulandmodell verpflichten sich Investoren, 30 Prozent der geplanten Wohnfläche für öffentlich geförderte Wohnungen zu verwenden, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Baudezernent Greitemann sagte damals: „Die Gespräche waren kontrovers, aber auch kooperativ.“ Und Reker sagte: „Auf Grundlage dieses Vertrags wird unser Ziel, die Schaffung eines urbanen und gemischten Quartiers im Schatten des Doms, nun erreicht.“

Das Bündnis Innenstadt schreibt nun an Reker und Greitemann: „Ein Verzicht der Stadt auf den vertraglich klar vereinbarten Bau der Wohneinheiten würde dazu führen, allen nach außen propagierten Bemühungen um Errichtung bezahlbaren Wohnraums künftig jedwede Glaubwürdigkeit abzusprechen. Dazu würde es einen höchst unseligen Präzedenzfall für künftige Investoren schaffen, denen man hiermit signalisieren würde, sich mit vorgeschobenen Finanzproblemen aus unliebsamen Verpflichtungen befreien zu können.“ Die Verwaltung teilte mit: „Gerchgroup und die Stadt Köln werden sich im Anschluss an die Beschlussfassung kurzfristig über die weitere Vorgehensweise abstimmen.“

Bis vorausschtlich 2025 will die Gerchgroup südlich des Roncalliplatzes ein Quartier mit Büros, einem Hotel, Gewerbe und – eigentlich – Wohnungen bauen. Die Baugrube für das nördliche Baufeld ist schon ausgehoben, die Sanierung des denkmalgeschützten Senats-Hotels läuft auch schon.