Sowohl das Unternehmen als auch der sogenannte Sachwalter sehen gute Chancen für den Betrieb – wenn die Gläubiger auf viel Geld verzichten.
„Unternehmen trägt sich selbst“Kölner Touristen-Attraktion Time Ride will Insolvenz bald beenden
Der Betreiber der virtuellen Zeitreisen in die Vergangenheit am Alter Markt, die Time Ride GmbH, will vermutlich nächstes Frühjahr sein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung abgeschlossen haben. Das haben Gründer und Geschäftsführer Jonas Rothe sowie der vom Gericht bestellte sogenannte Sachwalter Götz Lautenbach dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitgeteilt. Lautenbach sagte: „Das Unternehmen trägt sich aus sich selbst heraus.“ Laut eigener Aussage gilt das Unternehmen in seinem Bereich „als führend in Europa und darüber hinaus“.
Lautenbach erklärte, die Gläubigerversammlung habe der Fortführung des Geschäftsbetriebs und dem Sanierungskonzept einstimmig zugestimmt. Rothe sagte: „Wenn die Leute Insolvenz hören, glauben sie, das Unternehmen ist tot. Das ist nicht so. Die Tickets sind weiter gültig, auch die Gutscheine.“ Er sieht sehr gute Chancen, am Markt zu bestehen. Lautenbach bestätigte das. Er ist eingesetzt, damit die Gläubiger möglichst viel von ihrem ausstehenden Geld zurückerhalten.
Auch prominente Vertreter sind dabei
An sechs Standorten in Deutschland bietet Time Ride seine virtuellen Zeitreisen über spezielle Brillen an, den Auftakt machte Köln im Jahr 2017. Hier können sich die Gäste beispielsweise 45 Minuten lang einen Film über das Köln der 1920er-Jahre anschauen, auch die Bläck Fööss sind als virtuelle Straßenmusiker mittlerweile vertreten (wir berichteten).
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Köln ist der meistbesuchte Standort von Time Ride. Auf der Internetseite heißt es: „Time Ride macht den Menschheitstraum des Zeitreisens wahr.“ Die Preise betragen zwischen elf und 29,90 Euro je Karte. Der Normalpreis sind 16,90 Euro. 2018 hatte Time Ride den zweiten Platz beim Deutschen Tourismuspreis belegt. Im Januar begrüßte die Firma den millionsten Gast.
Wie berichtet, hatte Time Ride im April einen Antrag auf Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt. Im Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ist Rothe der Geschäftsführer geblieben, ein Sanierungsexperte unterstützt ihn und Lautenbach ist der Sachwalter. Das unterscheidet das Verfahren vom öffentlich bekannteren Insolvenzverfahren, bei dem ein Insolvenzverwalter die Geschäfte übernimmt.
Expansionspläne aufgegeben
Die Firma beschäftigt laut Rothe rund 90 Menschen. Der Unternehmenssitz ist in Frankfurt, laut Rothe entwickelt es die Filme aber am zweiten Sitz in Köln am Alter Markt. Rothe hatte das Insolvenzverfahren mit der Corona-Pandemie und unter anderem den währenddessen ausgesetzten Tilgungen der aufgenommenen Kredite erklärt.
Diese wurden fällig und das Unternehmen konnte sie nicht zahlen, hinzu kam die Inflation. Nach Abschluss des Verfahrens ist Time Ride diesen „Rucksack“ (O-Ton Lautenbach) los, die Gläubiger verlieren viel Geld.
Laut Rothe hat Time Ride seine ursprünglichen Pläne aufgegeben, in sieben bis zehn Jahren in 30 bis 40 europäischen Städten Standorte zu eröffnen. Nun will er sich auf die bestehenden Standorte konzentrieren. Sie sollen erhalten bleiben und ebenso für Profit sorgen wie neue Filme für andere Städte wie beispielsweise Celle. Um Geld zu sparen, hat er laut eigener Aussage auch die Miete an einigen Standorten reduziert.