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Neumarkt-GalerieTausende bei Primark-Eröffnung

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Innenstadt – Die ersten hatten sich schon um sechs Uhr morgens an den Absperrgittern vor der Neumarkt Galerie eingefunden. Kurz vor der Eröffnung der ersten Kölner Filiale des irischen Textil-Giganten Primark um zehn Uhr reichte die Schlange der jungen, meist weiblichen Shopping-Willigen schon durch die gesamte Zeppelinstraße bis zum Neumarkt. Ihr Ziel: Schnellstmöglich an die Regale, wo sich T-Shirts, Jeans, Blusen und Röcke stapeln und die leeren Einkaufstaschen, die schon vor der Tür verteilt wurden, füllen.

Auf vier Etagen und mehr als 8000 Quadratmetern bietet Primark 5000 Modeartikeln für Frauen, Männer und Kinder. Knapp 800 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen in Köln, davon 100 in Vollzeit. Es ist der zwölfte Laden der Kette in Deutschland.

„Mit unserem Store haben wir hier in Köln ein so großes Angebot wie kaum sonst in Deutschland“, sagte Primark-Chefin Breege O'Donoghue während der Eröffnungsfeier zu der neben Wirtschaftsdezernentin Ute Berg auch der irische Botschafter Michael Collins kam. Und die Managerin verriet : „Mein komplettes Outfit heute kostet 42 Euro plus 10 Euro, für das, was man nicht sieht.“

Der Preis ist auch für Lena (16) einer der wichtigsten Gründe, warum sich die Kölner Schülerin zwei Stunden in die Warteschlange gestellt hat. „Für ein T-Shirt zahle ich 2,50 Euro, eine Jeans gibt es für acht Euro. Da bekomme ich für mein Taschengeld schon eine riesen Tüte und die Klamotten sind echt hipp“. Zusammen mit ihrer Freundin Carlotta (15), die in der Schule keinen Brückentag hat, sondern schwänzt, wird im sogenannten Showroom ausgiebig probiert. Neben über 80 Umkleidekabinen hat Primark auch einen großen Raum eingerichtet, wo die Kunden vor den Wandspiegeln gegenseitig ihre Outfits begutachten können. Ideal für die zwei Freundinnen. Ein schwarzer Minirock für vier Euro wandert nach kurzem Schaulaufen ebenso in Lenas Einkaufskorb wie zwei Paar Sandalen und mehrere Oberteile. An der Kasse zahlt die 16-Jährige nur knapp 30 Euro für ein komplett neues Outfit.

Wegen seiner aggressiven Preispolitik steht Primark schon seit längerem in der Kritik. Weshalb sich bei der Eröffnung auch rund 30 Demonstranten der Initiativen Open Globe, Attac und Femnet vor der Neumarkt Galerie versammelt haben, um die Arbeitsbedingungen und die geringen Löhne in den Produktionsländern anzuprangern. Primark selbst bestreitet, dass die niedrigen Preise zu schlechteren Bedingungen führen. „Wir beauftragen dieselben Hersteller wie unsere Wettbewerber“, sagt Nordeuropa-Chef Wolfgang Krogmann. Die Qualität sei nicht schlechter. Der Grund, warum die Kleidung dennoch billiger angeboten werden könne, sei die geringere Marge. Gewinn werde über große Absatzmengen gemacht.

Demonstrantin Johanna Bodewing lässt die Argumentation nicht gelten. „Primark erhöht mit seinen Kampfpreisen den Druck auf Wettbewerber wie H&M oder Zara noch billiger zu produzieren.“ Damit drehe sich die Preisspirale weiter nach unten mit katastrophalen Folgen für die Näherinnen, so die VWL-Studentin. Außerdem verändere Primark das Konsumverhalten, weil die billige Kleidung schneller weggeworfen werde. Auch Lena hat Zweifel, ob es ethisch vertretbar ist, bei Primark zu kaufen. „Allerdings kann ich bei einem teuren Markenteil auch nicht sicher sein, ob es unter deutlich besseren Bedingungen produziert wurde“, so die Schülerin.