AboAbonnieren

Provokante KunstinstallationWarum am Ebertplatz in Köln ein „Leopard-2-Panzer“ steht

Lesezeit 2 Minuten
Dazu ein Schriftzug: „Stalingrad. Ein Wintermärchen.“

Auf dem Ebertplatz steht ein Papp-Panzer hinter Glas.

Ein Panzer aus Pappe hinter Glas, dazu zwei Schriftzüge. Eine neue Kunstinstallation am Ebertplatz fällt auf.

Ein Nachbau eines Leopard-II-Panzers sorgt seit einer Woche am Ebertplatz für Aufsehen und Verwunderung. Die Papp-Installation in betont kitschiger Postkarten-Winterlandschaft steht hinter einer Glasscheibe vor den Aufgängen zur Neusser Straße und Sudermannstraße. Auf einer der Scheiben steht „Stalingrad. Ein Wintermärchen“ geschrieben, auf der anderen ein Zitat der Band Böhse Onkelz. Das Kanonenrohr ist auf die Scheibe gerichtet, also auch direkt auf Passantinnen und Passanten.

Hinter einem Zitat der Böhsen Onkelz ("Bin ich nur glücklich, wenn es schmerzt? Ich schenk dir mein gefrornes Herz. Ich will, dass du es für mich wärmst.) steht ein Papp-Panzer hinter Glas.

Hinter einem Zitat der Böhsen Onkelz steht ein Papp-Panzer hinter Glas.

Für Kurator Julian Volz hat die Installation „keine eindeutige Aussage“, sie wolle lediglich „Fragen aufwerfen“. Dass die erste Assoziation vieler Betrachter eine Verbindung zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die aktuelle Panzer-Debatte zieht, ist nachvollziehbar – von den Macherinnen und Machern, aber nicht unbedingt gewollt. „Es ist keine politische Demonstration. Es geht vielmehr darum zu versuchen, wie ein Meme im Stadtraum wirken kann“, sagt Volz. Memes sind Bilder oder Kurzvideos mit einer kurzen Textbotschaft, die üblicherweise auf Social-Media-Kanälen geteilt werden.

Installation am Ebertplatz: Bewusster Kitsch

Diese Memes „ins Dreidimensionale zu überführen“ sei das Experiment dieser Installation, sagt Valerie Buchow, eine der beteiligten Künstlerinnen. Der Papp-Panzer sei etwas kleiner als das Original von Krauss-Maffei-Wegmann, damit es überhaupt unter die Decke passe. Der Aufbau habe vor Ort eine Woche gedauert. Zuerst sei mit Holzlatten ein Gerüst geformt worden, das dann mit Pappe umbaut worden sei. „Wir hatten eine Säge und eine Schneidestation vor Ort“, berichtet Buchow.

Die bewusst kitschig gehaltene Tapete im Hintergrund solle auf Männlichkeitsideale in rechten Subkulturen anspielen, sagt Volz. Der Schriftzug „Stalingrad. Ein Wintermärchen“ sei eine Anspielung auf Heinrich Heines satirisches Versepos „Deutschland. Ein Wintermärchen“. Die Niederlage der Wehrmacht in Stalingrad und der Tod von hunderttausenden Soldaten seien von den Nazis benutzt worden, um noch weiter für den Krieg zu mobilisieren. Dabei könne Krieg durch nichts verherrlicht werden.

Die Installation steht noch bis Karnevalssamstag, 18. Februar, am Ebertplatz.