Daten zum innerstädtischen Klima, zur Luftverschmutzung und Strahlenbelastung fehlten der Stadt Köln und der Universität bisher. Eine gemeinsame neue Wetterstation im Grüngürtel zeichnet sie fortan auf.
Kölns innerstädtisches KlimaNeue meteorologische Messstation im Grüngürtel liefert nun wertvolle Daten
![Einweihung einer meteorologischen Messstation: Ein weißer Kasten umschließt Messgeräte.](https://static.ksta.de/__images/2022/12/12/3ebd30f2-3db3-4f87-8936-2a121608d246.jpeg?q=75&q=70&rect=0,209,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=3dde9c81ae7ae5d0cb548fdcae26f429)
Lukas Pfitzenmaier, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uni Köln, erklärt die meteorologische Messstation im Kölner Grüngürtel.
Copyright: Herbert Bucco
Stadt und Universität haben in Kooperation eine neue meteorologische Messstation, die erstmals in großem Umfang Wetterdaten in der Innenstadt erfasst, eingeweiht. Mit 115.736 Euro, verteilt über mehrere Jahre, finanziert die Stadt Köln einen Großteil der Messinstrumente der Station sowie eine studentische Hilfskraft für die Wartung und Aufbereitung der Daten. Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Meteorologie und Geophysik Lukas Pfitzenmaier hat Montagmittag hervorgehoben, dass auch die Bürgerinnen und Bürger von den dortigen Luftqualitätsmessungen profitieren. Die Station wird noch weiterentwickelt und soll ab April 2024 über die Standardmessgrößen Temperatur, Feuchte, Luftdruck und Wind hinaus auch Strahlenbilanzen und Niederschlag messen, wovon sich unter anderem die Stadtentwässerungsbetriebe Köln neue Erkenntnisse erhoffen.
Aufzeichnung von Stadtklima und Extremwetterereignissen
Seit 2020 beschäftigt der Aufbau der Messtation die Arbeitsgruppe für Meteorologie von Prof. Dr. Ulrich Löhnert. Die „alte Wetterhütte“, wie sie von den Forschenden genannt wird und die im vergangenen Jahrzehnt in einem Hinterhof der Zülpicher Straße immer weiter zugewuchert ist, wurde wieder aufgebessert und dient nun für die neuen Geräte als restaurierte Schutzbox, die auf einer Höhe von etwa zwei Metern auf dem Unisport-Gelände hinter der Mensa auf einem Gestell installiert ist, dem optimalen Standort laut der Forschenden. Es ist die zweite Kooperation zwischen der Universität und dem Unisport nach der Ökologischen Rheinstation auf dem Bootshaus vor der Oberländer Werft.
![Der Professor in Winterjacke und mit runder Brille an einem Mikrofon.](https://static.ksta.de/__images/2022/12/12/5abe65b5-3c4d-47ae-aad8-c8ac12def517.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=ebae116079efe67ad4324d942bf8481d)
Prof. Dr. Ulrich Löhnert weiht die neue meteorologische Messstation ein.
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Die erhobenen Daten sind für die wissenschaftliche Forschung besonders in Bezug auf den Hitzeinseleffekt, also der sich potenzierenden Aufheizung der Stadt, bedeutsam, ebenso zur Nachbetrachtung von Extremwetterereignissen, die immer häufiger auch in Köln vorkommen. Zudem profitieren Kölner Studierende von der Station in unmittelbarer Nähe zu ihrem Hörsaal – für die Lehre sind neben modernen Sensoren noch mechanische Messgeräte eingebaut, anhand derer die Verfahren verständlicher sind. Das Kölner Institut arbeitet eng mit den Universitäten Bonn, Aachen und Jülich zusammen, die ebenfalls mit den Daten der Station forschen werden.
![Wetterstation im Grüngürtel: Messgeräte sind in einem luftdurchlässigen weißen Kasten montiert.](https://static.ksta.de/__images/2022/12/12/56bc53ca-bbfb-44d2-bbb3-bafe5d72281f.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=b15a58d7487eccae63080805181b6461)
Mechanische Messgeräte zwischen modernen Sensoren in der aufbereiteten „alten Wetterhütte“
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Neue Messstation liefert Datengrundlage für Klimaneutralität ab 2035 und Hitzeaktionsplan der Stadt
William Wolfgramm, Dezernent für Klima, Umwelt, Grün und Liegenschaften, nannte zwei Beispiele, wie die Daten in der Stadtverwaltung sofort genutzt würden: die in der vergangenen Ratssitzung beschlossene Klimaneutralität ab 2035 und der Hitzeaktionsplan für Menschen im Alter werden beide auf Datengrundlagen der neuen Wetterstation zurückgreifen. Die Planerinnen und Planer können somit Stadtklima-Modelle mit aussagekräftigen Messungen direkt aus der Innenstadt erstellen, was bisher mit einer derart gebündelten Grundlage von einer strategisch günstig gelegenen Station nicht möglich war.
Auch Bürgerinnen und Bürger können online auf die Daten zurückgreifen, die auf der Internetseite des Instituts aufbereitet und minütlich aktualisiert angezeigt werden. Der UV-Index und ab April 2023 ebenso die Ozonkonzentration in Bodennähe, zum Beispiel für Sportlerinnen und Sportler interessant, können hier als lokale Realwerte eingeholt werden. Viele der Parameter sind bisher nicht innerstädtisch erfasst. Ihre Aufzeichnung dürfte als vorausschauende Maßnahme für die Umweltvorsorge in den kommenden Jahren parallel zu den steigenden Temperaturen an Bedeutung gewinnen.