Köln – An Bord der Ökologischen Rheinstation der Universität Köln haben die Umzugshelfer schon einen guten Teil der Arbeit geleistet. Die meisten Forschungsgeräte haben die Mitarbeiter schon abmontiert, die großen Fließrinnen und Aquarien in Lastwagen gewuchtet und in ein Lager in Kerpen gebracht. „Es war eine gute Gelegenheit, auch einmal auszumisten“, sagt Maik Schössow von der Rheinstation.
Altes Gerümpel, Holz und Metallschrott, das irgendwann einmal für Versuche gebraucht und anschließend im Zwischendeck gelagert wurde, wurde nun aussortiert. Zwölf 7,5-Tonner waren nötig, um die Altlasten wegzubringen.
Die Ökologische Rheinstation ist das Bootshaus der Universität Köln, das am Rheinufer vor Anker liegt. Wissenschaftler und Studenten forschen auf dem Bootshaus zur Lebensgemeinschaft des Rheins. Seit dem Jahr 2016 werden hier auch Schulklassen unterrichtet. Herzstück des 60 Meter langen und elf Meter breiten Bootes sind die Labore mit Fließwasserrinnen, durch die Rheinwasser geleitet wird. In diesen Rinnen bestehen naturnahe Lebensbedingungen für Muscheln, Krebse, Wasserinsekten und andere Wasserorganismen, die man in der Hochschule so nicht nachahmen könnte.
Die Rheinstation, die im Jahr 1953 aus den beiden Schiffen „Baden 24“ (Baujahr 1885) und „Desdemona“ (Baujahr 1912) zusammenmontiert wurde, ist in die Jahre gekommen. Die letzte Sanierung liegt schon 17 Jahre zurück, erläutert Schössow, der hier selbst seine Doktorarbeit zur Artenvielfalt in Kölner Gewässern schreibt und auf der Rheinstation Studenten und Schüler unterrichtet. Und so ist es kein Wunder, dass hier und da am Schiff der Lack abblättert.
Vor allem genügt das Boot an verschiedenen Stellen nicht mehr den aktuellen Sicherheitsvorschriften. Brandschutz und Fluchtwege müssen auf den neusten Stand gebracht werden, besonders seitdem Schülergruppen auf der Station lernen.
Mitunter führt eine alte, leicht entzündbare Holztreppe über einen Ölofen, woanders sind die Geländer an der Reling nicht hoch genug oder müssen mit einem Netz versehen werden, damit zwischen den Stangen niemand hindurchfällt. Der Schiffboden soll zudem komplett doppelwandig gestaltet werden und auch die Pontons des Außenfloßes, wo Proben entnommen werden, sollen erneuert werden. Sie bestehen derzeit nur aus einer Luftkammer und könnten bei einem Leck schnell sinken. Künftig sollen sie durch Pontons mit mehreren Kammern ersetzt werden.
1,5 Millionen Euro für Sanierung
Diskutiert wird die 1,5 Millionen Euro teure Sanierung bereits seit einiger Zeit, konkret wird das Boot seit drei Wochen leer geräumt. Am 14. Mai soll die Station besenrein sein, Ende Mai wird sie in die Deutzer Werft geschleppt und anschließend dort von Fachleuten überholt. Gegen Jahresende könnte die Sanierung abgeschlossen sein. Schössow geht davon aus, dass es wohl bis April 2020 dauern wird, bis alle Forschungsgeräte wieder an ihrem Platz stehen und der Betrieb auf der Ökologischen Rheinstation wieder vollkommen laufen werden.
Die Forschung soll unter den Renovierungsarbeiten aber kaum leiden. Bis zuletzt wird auf dem Boot gearbeitet. Man trifft auf Jennifer Werner (28), die letzte Doktorandin, die noch auf der Rheinstation an ihrer Promotion tüftelt. Sie untersucht den sogenannten Biofilm im Rhein, eine Schicht aus Kleinstlebewesen, der größeren Tieren wie Krebsen und Schnecken als Nahrung dient. Letztlich geht es in der Arbeit darum, wie der Fluss sauberer gemacht werden kann. Denn durch zahlreiche Begradigungen des Stroms gibt es weniger Buchten und damit weniger Fläche für den Mikrofilm. Mit Hilfe der Organismen könnten aber Mikro-Plastikteile angereichert werden und anschließend aus dem Fluss gezogen werden.
Biologin Werner wird wie schon zuvor die anderen Wissenschaftler während der Sanierung der Ökologischen Rheinstation ins Biozentrum an der Zülpicher Straße ziehen. „Keiner wird dort Däumchen drehen“, so Schössow. Denn auf dem Schiff wurden unter anderem ausreichend viele Daten gesammelt, die an der Universität ausgewertet werden können. Die Tiere wie Muscheln und Krebse haben die Wissenschaftler übrigens schon vor Wochen wieder im Fluss ausgesetzt. Den Fang von Tieren zu Forschungszwecken habe man ebenfalls bereits vor längerem aufgegeben.