Als Grund nennt die Kirche die gestiegenen Kosten, auch Kölns OB Reker hatte zuletzt die Zukunft des Roncalliplatzes offen gelassen.
Neubau am Kölner DomHohe Domkirche steigt aus Prestige-Bauprojekt Historische Mitte aus
Die Hohe Domkirche will aus dem Großbauprojekt der Historischen Mitte am Kölner Dom aussteigen. Das hat die Stadt Köln am Mittwochnachmittag mitgeteilt, darin heißt es: „Die Hohe Domkirche hat der Stadt Köln mitgeteilt, die bisherigen Planungen für den Neubau aufgrund der gestiegenen Kosten nicht fortzuführen. Beide Partner werden in den kommenden Wochen beraten und prüfen, welche Möglichkeiten es für die geplante Nutzung am Standort dennoch geben könnte. Sobald diese Beratungen abgeschlossen sind, werden die zuständigen Gremien damit befasst.“
Die Hohe Domkirche ist Eigentümerin des Kölner Dom und eine eigenständige Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie wird vertreten durch das Metropolitankapitel Köln.
Erneute Kostensteigerung für das Projekt
Zuletzt standen nochmals höhere Kosten von 207 Millionen Euro für den Bau am südlichen Ende des Roncalliplatzes im Raum. Davon hätte die Stadt Köln 80 Prozent zahlen sollen, die Hohe Domkirche als Körperschaft des öffentlichen Rechts 20 Prozent. Demnach müsste die Stadt rund 165,6 Millionen Euro zahlen und die Kirche rund 41,4 Millionen Euro. Der Rat hätte am 6. Februar über den Baubeschluss abstimmen sollen. Das ist nun vorbei.
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Zuletzt war Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ von dem Projekt abgerückt und hatte ihre Zustimmung im Stadtrat offen gelassen. Sie hatte gesagt, die Stadt müsse den Gürtel enger schnallen angesichts der Finanzlage der Stadt und möglicherweise noch nicht begonnene Projekte erst gar nicht beginnen.
Reker weist auf Haushaltssituation hin
Auf die Frage, ob sie damit die Historische Mitte meine, sagte sie im Dezember: „Das habe ich nicht zu entscheiden. Ich habe dem Rat voriges Jahr in einer großen Liste vorgelegt, welche Baumaßnahmen er uns aufgetragen hat. Ich stelle die Transparenz her. Den Rest muss der Rat entscheiden.“
Sie halte die Mitte für eine einmalige Chance. Aber was man will und was man kann, sind laut Reker zwei Paar Schuhe. „Die Haushaltssituation in Köln wird auch nicht leichter. Ich möchte investieren in Dinge, die unsere Zukunft sichern, zum Beispiel in Klimaschutz.“ Und: „Das Haus, das man gar nicht baut, ist noch besser für den Klimaschutz. Das ist so.“ Auch im Rat wuchsen die Zweifel, ob die Stadt das Projekt jetzt durchziehen soll, ursprünglich hat sich das Mehrheitsbündnis aus Grünen, CDU und Volt in seinem Kooperationsvertrag von 2021 dazu bekannt.
Es geht um ein prestigeträchtiges Projekt am Welterbe Dom: Gemeinsam mit der Hohen Domkirche wollte die Stadt Köln das südliche Ende des Roncalliplatzes verändern, sie gründete dafür eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Das Kurienhaus der Kirche von 1961 und das kleine Studienhaus des Römisch-Germanischen Museums (RGM) sollen abgebrochen werden.
Stattdessen sind zwei neue Gebäude geplant: Das neue Kölnische Stadtmuseum (KSM) und ein Bürogebäude, das Kirche, KSM und RGM gemeinsam nutzen würden. Die anstehende Sanierung des RGM gehört nicht dazu, aber KSM und RGM würden per unterirdischem Durchgang verbunden. 2000 Jahre Kölner Stadtgeschichte sollen an der Stelle gezeigt werden.
Das Stadtmuseum musste nach Jahrzehnten das denkmalgeschützte Zeughaus verlassen, es ist ein Sanierungsfall, interimsweise soll das KSM ab März im umgebauten früheren Modehaus Sauer ausstellen, bis die Historische Mitte gebaut ist. So war der ursprüngliche Plan. Es müssen nun viele Fragen beantwortet werden, wie es am Roncalliplatz weitergeht.
Im September hatte Reker überraschend öffentlich gesagt: „Das Zeughaus soll in die Entwicklung des Stadtmuseums in der Historischen Mitte einbezogen werden.“ Vorstellbar sei ein zweiter Standort, der vom Stadtmuseum kuratiert werde. „Wir hätten dann ein Museum über einen einzigen Standort hinaus“, sagte Reker.
Eine Kostenprognose aus der Vergangenheit hatte für die Sanierung des Zeughauses bei rund 91 Millionen Euro gelegen.
Chronik zur Historischen Mitte:
2014: SPD-Oberbürgermeister Jürgen Roters bringt die Idee für den Neubau beim Herrenessen des Fördervereins des Kölnischen Stadtmuseums auf.
2016: Der Berliner Architekt Volker Staab gewinnt den Architektenwettbewerb. Oberbürgermeisterin Henriette Reker bezeichnet den Entwurf wie „hingeküsst“.
2018: Der Stadtrat gibt 5,4 Millionen Euro für die Planungen frei. Die vorläufigen Kosten für das Bauprojekt betragen 143,8 Millionen Euro. Der städtische Anteil liegt bei 116,3 Millionen Euro. Damals gingen die Planer von einer Eröffnung im Jahr 2027 aus. Bei einer Nutzwertanalyse erhält die Historische Mitte fast unwirkliche 1000 von 1000 Punkten – trotz beispielsweise des schwierigen Baufeldes am Dom. Die Politik entscheidet sich damals gegen die Alternative: Sie beinhaltet die Sanierung des Kölnischen Stadtmuseums mit Erweiterungsbau sowie die Sanierung des Studiengebäudes des Römisch-Germanischen Museums. Diese Option erhält nur 657 von 1000 Punkten und ist mit 125,4 Millionen Euro taxiert.
2020: Stadt und Domkirche gründen die neue Gesellschaft bürgerlichen Rechts namens „Historische Mitte“.
2021: Der Rat genehmigt weiteres Geld für die Weiterplanung. Die neue Kostenprognose: 183,06 Millionen Euro.
2023: Stadt und Kirche beraten die erneute Kostensteigerung, sie liegt laut Stadt bei 207 Millionen Euro. Ein angesetztes Hintergrundgespräch für Journalisten sagt die Stadt im November ab. Im Dezember rückt Reker von dem Projekt ab, sie lässt ihre Zustimmung im Rat gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ offen.