Martin Schorns Liebe zu Tier und Mensch wuchs, seit er Lulu bei sich aufnahm. Dann begann er, Halter und Hund zu fotografieren.
Von Hunden und MenschenKölner zeigt Bilder im Bürgerhaus Stollwerck
Leo blickt selbstbewusst und lässig in die Kamera. Der kleine Chihuahua-Pinscher-Mix sitzt auf einer Bank im Rheinauhafen, neben ihm Frauchen Graziella. Leo – das erfährt man im Text neben dem Bild – ist ein richtiger Womanizer und verführt auch fremde Frauen dazu, ihn ausgiebig zu streicheln. Seine Herzensdame aber ist Graziella. Die gebürtige Sizilianerin adoptierte den kleinen, braunen Rüden 2016.
Eine italienische Familie aus Köln hatte ihn auf einem Markt in Holland gekauft, konnte ihn aber nicht behalten. Graziella hatte zuvor in kurzen Abständen ihre beiden Hunde und ihren Mann verloren. Als sie nach diesen persönlichen Katastrophen ein wenig zur Besinnung kam, wollte sie sich wieder einen Hund anschaffen. „Sie sah Leo, Leo sah sie. Alles passte. Es war entschieden.“ So heißt es im Text neben ihrem Foto.
Das Bild von Leo und Graziella ist ein eins von 30 Fotos, die derzeit in der Ausstellung von Martin Schorn im Bürgerhaus Stollwerck in der Südstadt zu sehen sind. Neben den Fotos von den Hunden und ihren Menschen hängt jeweils ein Text, der etwas zu ihrer Geschichte erzählt. „Mich bewegt die Liebe zwischen den Menschen und den Hunden, die Fürsorge, mit der die Menschen sich um ihre Hunde kümmern, zu sehen, wie viel Freude und auch Halt die Tiere ihnen geben“, schildert Schorn. Genau das wollte er in seinen Fotos und Texten einfangen.
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Einige der Porträtierten sind eher unerwartet zu einem Hund gekommen, weil sie sie ihn zufällig trafen und nicht widerstehen konnten oder ihn irgendwie erbten. So ging es auch Martin Schorn selbst. Sein erster Hund – die Mischlingshündin Lulu – trat erst spät in sein Leben. Sein Stiefsohn brachte die zwölfjährige Hündin im Jahr 2017 aus Kalifornien mit nach Köln. Als der Sohn wegen des Jobs wegzog, blieb Lulu bei dem damals 67-jährigen Schorn und seiner Frau. „Ich war berührt, wie sehr man an einem Hund hängt und er an einem“, erzählt er.
Momentaufnahmen im Kölner Friedenspark
Fortan ging Schorn regelmäßig viele Stunden mit Lulu spazieren. Im Friedenspark und im Römerpark lernte er andere Hundehalter kennen, man kam ins Gespräch und erfuhr manche Lebensgeschichte. Der ehemalige TV-Journalist und Filmemacher begann, Momentaufnahmen von den Menschen und Hunden zu machen, die er traf, spontan und mit dem Handy.
Vor drei Jahren kam ihm die Idee zu einer Ausstellung. „Es gab so tiefgreifende Erlebnisse, die wollte ich teilen“, berichtet der Südstädter. Wie die Geschichte von Benni, Biljana und ihrem Bruder Aleks. Biljana und Aleks kamen als Kinder aus Bosnien auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg nach Köln. Beide leiden noch heute, auch wenn sie gute Jobs und ihren Alltag meist im Griff haben, unter posttraumatischen Störungen. Benni, ein weißer Bolonka-Rüde, den Biljana vor einigen Jahren kaufte, gibt ihnen in schweren Momenten Lebensfreude und Trost. „Benni hat mein Leben gerettet“, sagt Biljana
Durch Lulu habe sich sein Leben verändert, berichtet Schorn. Zu einigen Hundehaltern sind enge Freundschaften entstanden. „Ich habe viel Liebe gesehen und bin dadurch optimistischer geworden“, erzählt er. Lulu ist im März mit 18 Jahren gestorben. Aber seit einigen Wochen haben Schorn und seine Frau einen neuen Hund: Lieschen, eine ehemalige Straßenhündin aus Griechenland.
Auch diese Tier hat er geerbt, von Marion. Marion war eine der Hundehalterinnen, mit denen Schorn öfter spazieren ging. „Als Marion vor Kurzem unerwartet starb, sagten alle Freunde: Ihr vermisst Lulu, Lieschen braucht ein neues Zuhause. Das passt“, erzählt Schorn. Und es passt. Denn jetzt zieht der 73-Jährige mit Lieschen seine Runden mit Hunden und Menschen durch die Parks der Südstadt.
Die Ausstellung „Von Hunden und Menschen“ mit Fotos und Texten von Martin Schorn ist bis Freitag, 30. Juni, im Treppenhaus des Bürgerhauses Stollwerck, Dreikönigenstraße 23, zu sehen.