Köln, der rheinische Planet, hat eine eigene Zeitrechnung.
Satirischer WochenrückblickWarum in Kölle das Jahr längst vorüber ist
Weil zwischen den Jahren im Angesicht des nadelnden Weihnachtsbaumes unweigerlich die immer gleichen Fragen auftauchen, wann er aus dem Fenster fliegt und wo das Jahr bloß geblieben ist, ist hier endlich die Antwort. Zumindest für Kölle, den rheinischen Planeten mit der ihm eigenen Zeitrechnung.
Die Wahrheit ist: In Kölle ist das Jahr schon lange vorüber. Die Kölner können nichts dafür, eigentlich müssten sie vor den ständigen Zeitverschiebungen und Überlappungen geschützt werden. Doch was tun sie stattdessen? Sie nehmen volle Pulle alles mit und wundern sich anschließend, warum der 1. FC Köln diesmal schon kurz vor Weihnachten abgestiegen ist. Und nicht erst im Mai.
Wie, das verstehen Sie nicht? Sie müssen nur mit offenen Augen durch die Stadt gehen. In einem großen Kaufhaus auf der Schildergasse sieht man am dritten Weihnachtstag irdische Heerscharen, die zeitgleich den Weihnachtsschmuck zum halben Preis abräumen und sich mit einem neuen Kostüm beglücken, mit dem sie am Tag vor Silvester bei der Stunksitzung die Session einläuten. Vor Weihnachten war leider alles ausverkauft und an Heiligabend wollen die alten Herren von Köbes Underground partout nicht auftreten.
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Dabei haben sich in Kölle doch alle längst dran gewöhnt, am Elften im Elften so richtig die Karnevalssau rauszulassen, während Sankt Martin die Termine, an denen er seinen Mantel zerteilt, auf Ende Oktober vorverlegt hat und enttäuscht über den Weihnachtsmarkt am Dom schlurft, weil dessen Buden noch nicht geöffnet sind.
Die Heiligen Drei Könige verlassen am Silvestermorgen kurz ihren Schrein
Das Tempo hat derart zugenommen, dass selbst die Heiligen Drei Könige am Silvestermorgen kurz ihren Schrein verlassen, um sich an der Krippe zu vergewissern, ob das Christkind noch drinnen liegt oder nur noch die Windel, in die es so liebevoll gewickelt wurde. Nur zur Sicherheit.
Falls nicht, könnten sie den holden Knaben lieber gleich vor der Kathedrale suchen, um ihm mit ihren Gaben wenigstens zur Auferstehung zu gratulieren. Und anschließend am Dreikönigstag am 6. Januar mit Gold, Weihrauch und Myrrhe bei der Prinzenproklamation im Gürzenich als Dreigestirn-Konkurrenz auflaufen.
Halleluja. Sollte Ihnen das auch alles schon lange zu viel sein und Sie sich nach etwas mehr Ruhe in Ihrem Leben sehnen: Besuchen Sie die große Halle der Entschleunigung im Herzen unserer Stadt. Das ist der Hauptbahnhof. Dort kommt grundsätzlich alles etwas später, und in der Neujahrsnacht könnten Sie sogar das Glück haben, um ein Uhr einen Zug zu erwischen, der aus einem Jahr kommt, das in Kölle schon lange vorbei ist.