Erstmals hat die Stadtverwaltung die Kostenexplosion für die Sanierung der Zentralbibliothek beziffert.
Streit um Kölner BibliothekStadt bestätigt erstmals Kostenexplosion
Nach all der Aufregung, nach all den Offenen Briefen und nach all den Beratungen soll nach dem Willen der Verwaltung alles so bleiben, wie es ist – außer, dass die Generalsanierung der Zentralbibliothek statt 81,15 nun 139,8 Millionen Euro kosten soll. Diese Summe nennt Baudezernent Markus Greitemann in der Vorlage für den Stadtrat am 16. Mai.
Es ist die Summe, die der „Kölner Stadt-Anzeiger“ Anfang März veröffentlicht hatte. Am 16. Mai soll das Gremium nach dem Wunsch der Stadt die seit Jahren geplante Sanierung samt Kostenexplosion um rund 72 Prozent bestätigen. Die Mehrkosten sind laut Stadt unter anderem auf höhere Materialpreise und Verzögerungen zurückzuführen.
Eben jene mehr oder minder öffentlich gewordene Kostenexplosion hatte dafür gesorgt, dass unter anderem die CDU die Generalsanierung in Frage gestellt hatte. Das führte zu wütenden Protesten, dazu zählte der Förderverein der Bibliothek. Die Argumentation: Die Pläne liegen vor, es muss jetzt nur noch saniert werden, fangt an.
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Zusätzlich zur Generalsanierung gibt es zwei zumindest formale Alternativen. Erstens: Die Sanierung im laufenden Betrieb, doch diese Option gibt die Verwaltung mit zehn bis 15 Jahren an. Das ist bemerkenswert, weil die Bibliothek ursprünglich ja im Betrieb saniert werden sollte. 2018 ging die Stadt von fünf Jahren aus, nun ist es plötzlich doppelt bis dreifach so lang.
Kölner Zentralbibliothek: Mietvertrag des Interims für viel Geld
Und die zweite Alternative: Den dauerhaften Umzug in das als Interim geplante Haus auf der Hohe Straße. Der Besitzer lässt es aktuell umbauen, damit die Bibliothek während der Sanierung einziehen kann. Die Stadt zahlt dem Vernehmen nach für den Mietvertrag über fünf Jahre rund 15 Millionen Euro. Gemeinsam mit dem früheren Modehaus Sauer könnte es der neue Standort der Zentralbibliothek sein und Menschen in die teils kriselnde Innenstadt bringen.
Das Problem laut Verwaltung: Es wäre zu wenig Platz – zumal ja noch nicht mal das Stadtmuseum dort eingezogen ist. Es soll wohl ab 2030 in den Neubau der „Historischen Mitte“ am Roncalliplatz ziehen.
Deshalb spricht sich die Stadt für die Generalsanierung aus, am Donnerstag beendete Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) ihr verbales Versteckspiel, ob sie sich für die Sanierung des Hauses von 1979 ausspricht. Reker teilte mit: „Die Generalsanierung des in die Jahre gekommenen Gebäudes der Zentralbibliothek bietet uns die Chance, es von Grund auf zu modernisieren und an die neuen Anforderungen für eine zukunftsfähige Bibliotheksnutzung anzupassen – damit die Stadtbibliothek Köln auch künftig Maßstäbe setzt.“
Bibliothek in Köln: Schadensersatz wäre wohl bei Nicht-Sanierung fällig
Eigentlich sollte die Sanierung schon im März begonnen haben, ein Generalunternehmer ist gefunden. Entscheidet der Stadtrat sich gegen eine Generalsanierung, rechnet die Stadt mit einem Schadenersatz im unteren einstelligen Millionenbetrag für das Unternehmen.
Was etwa ein Neubau am Neumarkt oder eine dauerhafte Nutzung der Interimsheimat kosten würden, hat die Verwaltung der Politik gar nicht erst nicht präsentiert – ein klares Signal der Verwaltung, unterfüttert von den Zitaten der Spitzenbeamten. Kulturdezernent Stefan Charles etwa nannte das Konzept mit einer Zentralbibliothek und elf Stadtteilbibliotheken „nach wie vor zeitgemäß“. Baudezernent Markus Greitemann nannte „die Generalsanierung konsequent“.
Nach aktuellem Stand soll die Generalsanierung zwischen Januar und März 2024 beginnen und zwischen Oktober und Dezember 2027 beendet sein.