Jasmin Schwiers (39) wurde 1998 bekannt: in der Serie "Ritas Welt" spielte sie die Tochter von „Rita" Gaby Köster
Zwischen Steinzeitfrau und Hure - in der Komödie „Die Geschichte der Menschheit - leicht gekürzt" hat sie neun Rollen.
„Jröne Papajeie" - Die Schwester von Kasalla-Keyboarder Ena Schwiers ist im neuen Video der Kölner Erfolgsband zu sehen.
Die Mutter zweier Kinder liebt das Leben in der Südstadt und ist Botschafterin des Deutschen Kinderhospizvereins
Köln – Frau Schwiers, Sie spielen in der Filmkomödie „Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt“ mit, die am 16. Juni Premiere hat. Begeistert?
Ja, ich bin total euphorisch, denn es ist ein episch-lustiges Werk, was wir da gedreht haben. Manchmal hat man ein tolles Drehbuch oder eine interessante Regie oder eine super Besetzung oder eine spannende Rolle. Aber in dem Film ist alles zusammen gekommen.
Es geht um Geschichte – klingt erstmal langweilig.
Könnte man denken, ist aber nicht so! Eher ein riesiger Quell wahnsinnig starker Geschichten. Die in Sketchform aus einer komischen Perspektive erzählt ist einfach ultra-lustig.
Was passiert denn?
Wir reißen einmal die ganze Menschheitsgeschichte ab, fangen an bei den Einzeller-Amöben und enden mit einer Utopie, wie es in 30 Jahren aussehen könnte. An entscheidenden Stellen machen wir natürlich Halt. Ich habe in dem Film neun Rollen gespielt: eine Homo Sapiensa, eine Altgriechin, eine Wikingerin, eine Mutter im Mittelalter, Königin Isabella von Spanien, eine Praktikantin auf der Titanic, eine Mafiosa, eine Hure zur Zeit der französischen Revolution und, nicht zu vergessen, die schöne Elke.
Hört sich wild an…
Ja! Und wahnsinnig abwechslungsreich! Wir fliegen in dem Film einmal durch die Geschichte und in jedem Sketch gibt es einen Stargast: Uwe Ochsenknecht beispielsweise ist der Chef der Homo Sapiens, ist aber kaum zu erkennen, weil wir angeklebte Vollmasken hatten, so genannte Prostetics. Carolin Kebekus ist dabei, Bastian Pastewka als Al Capone, Max Giermann als Jesus, Bela B. von Die Ärzte ist Guillotine, der Erfinder des nach ihm benannten Fallbeils zur Enthauptung von Menschen…
Aber Sie werden nicht geköpft?
Das möchte ich jetzt hier noch nicht verraten, aber es werden Köpfe rollen, versprochen! Dieser ganze Dreh war eine unglaubliche Reise. Wir haben beispielsweise in einer gigantischen Höhle in Bulgarien das Neandertal bespielt. Wir haben in den Nu-Boyana-Studios in Sofia gedreht, wo auch Hollywood-Produktionen entstehen. Man läuft über einen altgriechischen Platz mit riesigen antiken Gebäuden. Um die Ecke dann ein mittelalterlicher Markt, der gefühlt nach Fäkalien riecht, weil das alles so echt wirkt. Wieder um die Ecke das Chicago der 30er, wo man aufpassen muss, zwischen 100 Komparsen nicht von einem Oldtimer überrollt zu werden. Jeder Drehtag war nochmal krasser, nochmal riesiger als der davor. Und das bei einer deutschen Produktion, das ist schon besonders. Was Kostüm und Maske bei diesem Film geleistet haben war unfassbar. Die können eigentlich nicht geschlafen haben.
Ist das nicht ätzend, wenn man dann vier Stunden in der Maske sitzen muss für einen Dreh?
Das ist eine Herausforderung und bedeutet frühes Aufstehen. Und wenn du denkst: Endlich fertig, dann geht die Arbeit eigentlich erst los. Körperlich war das sehr anstrengend. Bei Temperaturen über 40 Grad in Wikinger-Fellen und mehreren Schichten Leder über Stunden in der prallen Sonne stehen, während Ulrich Tukur als Erik der Rote Textberge runterrasselt... zugegeben, manchmal dachte ich: Jung, sprich schneller! Andererseits schweißt das unglaublich zusammen. Im Ensemble hatten wir alle schnell ein Klassenfahrtsgefühl. Das stellt sich ein, wenn man zusammen durch dick und dünn geht.
Wie lange haben Sie gedreht?
Vier Wochen in Bulgarien im letzten Sommer, außerdem in Köln. Und eine Woche auf Madeira. Da war ich die Queen, Königin Isabella von Spanien, die bei Kolumbus auf dem Schiff auftaucht. Auf Madeira liegt ein Nachbau der Original Santa Maria von Kolumbus. Der wurde gespielt von Gustav Peter Wöhler, es war zum Schießen lustig. Für mich als Schauspielerin war dieser ganze Film eine einzige Traumerfüllung: „Was hätten‘s denn gern?“ „Einmal alles, bitte!“
Jasmin Schwiers über Comedy
In der Comedy-Ecke sind sie eher neu?
Ich habe schon viele Komödien gespielt, aber Sketch Comedy ist schon nochmal was anderes. Kurz vor der „Geschichte der Menschheit“ hatte ich für Amazon Prime „Binge Reloaded“ gedreht. Zusammen mit meinem Mann (der Comedian Jan van Weyde, Anm. der Red.), da habe ich auch zum ersten Mal parodiert. Eine ganz neue Disziplin für mich, bei der es auch noch ein messbares Ergebnis gibt. Klingst du wie Evelyn Burdecki, siehst so aus und bewegst dich wie sie? Oder nicht? Aber es hat mir sehr viel Spaß gemacht! Ich fühle mich sehr wohl in der Comedy!
Da ist Max Giermann wahrscheinlich ein guter Lehrer…
Auf jeden Fall. Ich habe aber auch gelernt, wie schwer das ist. Mit Komik vermitteln wir ja Leichtigkeit und man denkt vielleicht, etwas, das so viel Spaß macht, das muss doch einfach sein. Ist es aber nicht! Und nicht alle Comedians sind die Leichtigkeit in Person. Max Giermann ist ein wahnsinniger Akribiker. Der schließt sich wochenlang ein und feilt noch bis zur letzten Sekunde. Bastian Pastewka ist ein totaler Perfektionist: „Ne, da war ich ‘ne halbe Sekunde zu spät mit dem Blick, das müssen wir nochmal machen.“ Zu sehen, wie die Großen arbeiten, war super spannend. Und ich habe gelernt: Comedy ist nichts für Feiglinge. Aus der Theorie etwas so zu entwickeln, dass der Zauber passiert und die Leute sich schlapp lachen, das ist die Kunst.
Sie haben zwei kleine Kinder, drei und sieben Jahre alt. Wie ist das, wenn die Mama dann vier Wochen weg ist?
Kurzzeitig lässt sich das ganz gut aushalten, aber nach zwei, drei Tagen leidet das Mama-Herz schon sehr doll. Die Familie ist mir in nach zehn Tagen nach Bulgarien hinterhergeflogen. Das ging zum Glück, weil Sommerferien waren. Das war Fluch und Segen zugleich. Nach diesen enorm fordernden Drehtagen war es auch eine Challenge, wenn die Kinder bis elf aufgeblieben sind, damit die Mama noch was vorlesen kann. Die Mama hatte aber noch den Staub aus der Höhle an sich und muss erstmal duschen... Aber es gab auch freie Tage und Wochenenden, und dann war das einfach wunderschöne gemeinsame Zeit. Man kriegt es irgendwie unter einen Hut. Und wenn ein Film abgedreht ist, gibt es auch immer wieder Pausen. Wochen oder Monate, wo ich nur Mama bin, den ganzen Tag. Dann kann man wieder Homeschooling machen… (lacht)
Kölnerin Jasmin Schwiers hatte harte Zeiten im Home-Schooling
War das eine harte Zeit?
Homeschooling war hart, ja. Meine Große ist mit Pandemiebeginn eingeschult worden. Das war eine große Verantwortung die ich da als Mutter übertragen bekommen habe, meiner Tochter Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Unsere Schule hat das toll gemacht, die Lehrer haben sich echt reingekniet. Aber dieses digitale Angebot funktioniert für Erst- und Zweitklässler nur sehr begrenzt. Das mussten wir als Eltern auffangen.
Wenn das Kind in die Schule kommt und seine neuen Mitschüler nur mit Maske kennt ist das eine Herausforderung…
… allerdings. Sie kannte es aber nicht anders, deswegen war es für sie weniger absonderlich als für uns. Schön war es nicht, ich hätte mir für sie etwas anderes gewünscht. Bei „Binge Reloaded“ waren mein Mann und ich ja beide involviert, da gibt man sich nur Kinder und Klinke in die Hand und guckt, wer wann mal zwei Stunden ins Büro kann. Wenn man dann noch eine Zweijährige auf dem Schoß hat, die gar keinen Bock auf Konzentration hat und lieber Remmidemmi machen würde, ist das durchaus fordernd. Aber irgendwie lief‘s. Wir haben für uns über alles gestellt, dass es Spaß machen muss. Das sollte keine Zwang- und Druckgeschichte werden. Aber diese Lockdownsuppe, wo man nicht mehr weiß, welcher Tag gerade ist, das haben ja alle gehabt. Ich fürchte, die Therapiezimmer sind voll gerade.
Die Südstadt ist der absolut beste Platz zum Leben. Ich will nie mehr woanders hin. Das ist mein Veedel, ich identifiziere mich komplett mit den Menschen und mit dem Spirit, der hier herrscht. Es ist ein bisschen wie auf dem Dorf. Man kennt sich, man hilft sich, etwa bei der Gießgemeinschaft für Bäume und Beete. Allein, dass an jedem dritten Fenster die Fahne „Kein Veedel für Rassismus“ hängt, ist wunderbar. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, mit Wald und Kuhwiesen und auf Bäume klettern und hätte nie gedacht, mit Kindern in der Stadt zu bleiben. Aber die Alteburger Straße ist mein Klein-Palermo, mit Kneipen, Antiquitätenläden und alten Herren, die an der Straße sitzen und quatschend Zigarre rauchen. Urban, divers, tolerant. Herrlich.
Andere sagen dreckig, chaotisch, keine Schulen, nichts funktioniert…
Es ist nicht alles Gold, aber ich bin jemand, der eher sieht, was er hat. Was nicht heißt, dass ich unkritisch bin. Natürlich läuft auch manches schief, aber dieses Lebensgefühl, direkt am Rhein, das ist sehr, sehr besonders. Und das gilt für ganz Köln. Dass man in einer Stadt in Deutschland so einen gesunden Lokalpatriotismus leben kann – Stichwort Kasalla, Stichwort Liebe Deine Stadt, Stichwort Mer sin eins – das ist ein Patriotismus, der niemanden ausschließt, der ist immer an Toleranz gekoppelt. Jeder Jeck ist anders, das ist tief in uns Kölnern verankert. Die Leute leben und pflegen das, das ist toll.
Ihr Bruder Ena ist Keyboarder bei Kasalla. Sind Sie Fan?