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Kölner Kinobetreiberin„Es ist eine gefühlte Gefährdung am Friesenplatz“

Lesezeit 5 Minuten
Friesenplatz

Der Friesenplatz in Köln

Köln – Der Friesenplatz bietet im Moment kein besonders attraktives Bild – er ist ein Platz im Wandel. Während auf der nord-westlichen Ecke der Neubau der Allianz-Versicherung wächst, steht das mehrgeschossige Haus, in dem einst Strauss Innovation die Kunden anlockte, weiterhin leer. Ein Lichtblick ist dagegen das Rex-Kino gleich nebenan, das Besitzerin Catherine Laakmann nach einer Rundum-Sanierung im vergangenen Sommer wiedereröffnete.

Frau Lackmann, wie haben Sie als Besitzerin des Rex-Kinos die Verhältnisse am Friesenplatz empfunden?

Zeitweise waren die Zustände rund um den Friesenplatz schon verheerend: Lange Zeit wurde die Drogen- und Obdachlosengruppen immer wieder größer, weil da so eins zum anderen kam: die Baustellen mit dem eingezäunten Immofinanz-Hochhaus, die Methadonpraxis in der Nachbarschaft, die einladenden Absperrungen um leere Gebäude. Teilweise haben die Obdachlosen hier im Kino-Eingang übernachtet. Das ist das Gesetz der Kettenreaktion. Bei uns im Kino ist das nicht anders: Wenn ein Sitz kaputt ist, müssen Sie den sofort reparieren, sonst wird der daneben auch mutwillig zerstört.

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Kinobetreiberin Catherine Laakmann

„Als Kauffrau musst Du hart durchgreifen“

Hat sich das seit der Wiedereröffnung des Rex-Kinos im vergangenen Sommer verbessert?

Ja, das ist deutlich besser geworden. Ich bin ja ausgebildete Betriebswirtin und Sozialpädagogin und habe daher Verständnis für Obdachlose, Junkies und Alkoholkranke. Aber als Kauffrau musst du hart durchgreifen, etwa wenn Kinobesucher angebettelt werden. Sonst bleiben die Kunden weg. Seit Ordnungsamt und Polizei auch durch die mediale Aufmerksamkeit jetzt mehr vor Ort sind, hat sich die Situation rund um den Friesenplatz nochmal deutlich verbessert.

Friesenplatz3

Die Zwischenebene am  Friesenplatz ist zum Aufenthaltsort der Szene geworden.

Sie haben Einblicke, wie wenige andere in der Stadt, da Sie ja gleich zwei Kinos an Hotspots der Drogenszene der Stadt betreiben: neben dem Rex-Kino am Hohenzollernring auch noch das Metropolis am Ebertplatz. Wie hat sich die Situation entwickelt, seit sich der Fokus bundesweit auf den vermeintlichen „Angstraum Ebertplatz“ gerichtet hat?

Der Ebertplatz ist inzwischen eine beruhigte Zone geworden. Seit der Platz bundesweit medial in Verruf geraten ist und dort auch der Kontrolldruck von Polizei und Ordnungsamt erhöht wurde, ist die Dealer-Szene verschwunden. Und die Passanten nutzen lieber die gestalteten seitlichen Überwege statt den Platz zu queren. Aber seien wir doch mal ehrlich: Ich bin mit dem Metropolis seit 32 Jahren vor Ort. Da ist immer gedealt worden und man hat damit gelebt. Der Unterschied ist nur, dass die, die da jetzt zuletzt gedealt haben, offensichtlicher agieren. Aber ich habe weder damals noch heute je das Gefühl gehabt, dass da der normale Passant bedroht ist. Ich sehe da keine tatsächliche Gefährdung, eher eine gefühlte.

Hat die Stadt das Problem am Friesen- und am Ebertplatz damit gelöst?

Nur vordergründig und auf den Standort bezogen. Aber durch das Verscheuchen verschwinden die Menschen, die am Friesenplatz lagern oder auf dem Ebertplatz dealen, nicht. Die leben ja jetzt nicht in Erdlöchern, sondern sind weiter da und ziehen einfach weiter – etwa an die Baustelle am Rudolfplatz – oder verteilen sich anders. Ich bezweifle, dass eine Stadt das lösen kann. Dafür gibt es kein Konzept. Solange keiner straffällig wird, muss eine Stadtgesellschaft das aushalten und kann es allenfalls kanalisieren.

Zur Person

Catherine Laakmann betreibt neben dem „Metropolis“ am Ebertplatz, das ihr seit 1986 gehört, auch das „Rex am Ring“, das sie im Jahr 2000 übernahm. Nach umfangreicher, mehrjähriger Sanierung ist das Rex seit dem August 2017 wieder geöffnet.

www.rex-koeln.de

Sie leben und arbeiten nicht nur an besonderen Kölner Standorten, Sie bewegen sich auch mit einem Kino in einem schwierigen Markt. Wie hat sich die Situation für das Traditionskino Rex seit der Wiedereröffnung entwickelt?

Es braucht nach einer so langen Zeit, in der das Kino geschlossen war, einfach eine Zeit, bis sich in der breiten Öffentlichkeit herumspricht, dass wir wieder geöffnet haben. Das habe ich mir nicht so schwierig vorgestellt. Viele sagen heute noch, dass sie haben noch gar nicht mitbekommen, dass das Rex wieder auf ist. Da braucht man einen langen Atem. Ich bin ja Besitzerin des Hauses und habe unheimlich viel in die aufwändige Renovierung des Kinos investiert. Manche zeigen mir den Vogel und sagen, da hätte ich mir von dem Verkaufserlös des Gebäudes doch besser eine große Finca auf Mallorca gekauft und ein Rentnerdasein genossen hätte. Aber für mich ist das eine Herzensangelegenheit: Das Rex ist das älteste aller noch betriebenen Kinos in Köln, wir feiern wir in diesem Jahr unseren 90. Geburtstag. Diese lange Tradition ist mir ein Vermächtnis.

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Hat das Kino in Köln noch einen Bildungsauftrag?

In jedem Fall. Aber ich vermisse in dieser Stadt auch die Anerkennung dafür, wie viel wertvoller Kulturermittlung im Kino steckt. Wenn ich zum Beispiel an die regelmäßiges Kinderfilmfestivals denke - wie auch jetzt wieder in den Osterferien. Dabei achte ich – da ist wieder die Sozialpädagogin in der Kauffrau – bei den Preisen auch immer darauf, dass es ein Kulturevent ist, das für alle Kinder erschwinglich sein soll. Bei mir gibt es zum Beispiel fünf Artikel unter einem Euro. Eine Tüte Popcorn kostet für die Kinder 90 Cent, da das zum Kinobesuch einfach dazugehört.