Kölner Krankenhäuser warnen„Die Lage wird so kompliziert wie noch nie“
Köln – Die Zahl der Corona-Fälle in Kölner Krankenhäusern steigt wieder deutlich an. Am Mittwoch meldete die Stadt 39 Intensivpatienten, die mit Corona infiziert sind. Insgesamt liegen laut Stadt aktuell 259 infizierte Personen in den Krankenhäusern. Eine Woche zuvor lag die Zahl der Intensivpatienten noch bei 32, stationär betreut wurden 216 infizierte Personen, weitere drei Wochen zuvor meldete die Stadt 26 Intensivpatienten (stationär: 142).
Aktuelle Daten vom Abwasser-Screening zeigen zudem einen Anstieg der Viruslast im Kölner Abwasser. „Die Messwerte im Klärwerk Stammheim ergaben zuletzt eine Inzidenz von etwa 1400, also wesentlich mehr als doppelt so hoch wie die offizielle Inzidenz“, teilte eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage mit. „Da sich aus dem Abwasser-Screening das weitere Infektionsgeschehen prognostizieren lässt, müssen wir also von einem weiteren starken Anstieg der Fälle ausgehen.“ Bisher bestehe auch mit Blick auf die Zahlen aus den Krankenhäusern jedoch kein Grund zur Beunruhigung.
Kölner Mediziner: Masken-Regel hilft Krankenhäusern enorm
Fachleute erwarten allerdings in den kommenden Wochen und Monaten große Herausforderungen für die Krankenhäuser der Stadt, aber nicht nur wegen der Corona-Fälle. „Die Lage wird so kompliziert wie noch nie“, sagt der Mediziner Christian Karagiannidis dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der Leiter des ECMO-Zentrums an der städtischen Klinik in Merheim sitzt im Expertenrat der Bundesregierung.
„Wir erwarten mehrere Infektionswellen: Omikronvarianten, Influenza, Synzytial-Virus und andere Erreger. Doch wir haben durch den Personalmangel deutlich Kapazitäten verloren. Das System hat spätestens dieses Jahr seine Resilienz verloren“, so Karagiannidis weiter. „Vernünftige, wenig einschränkende Maßnahmen wie Masken helfen dem Gesundheitswesen ungemein. Wir sollten im ersten Schritt aber auch unsere Eigenverantwortung wirklich wahrnehmen. Hier sehe ich im Moment deutliche Defizite.“
Kölner Krankenhäuser müssen Teilbereiche im Winter wohl schließen
Zuletzt hatte sich auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker für eine Ausweitung der Maskenpflicht ausgesprochen, sollte die Zahl der Krankenhauseinweisungen steigen. „Meiner Meinung nach müsste bei einer Verschärfung der Lage erstmal die Maskenpflicht ausgeweitet werden, damit wäre schon viel erreicht an persönlicher Vorsorge“, sagte Reker dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ in einem Interview.
Köln könnte in den kommenden Monaten erneut eine Sonderrolle zukommen, weil die Stadt mit der Uniklinik und der Merheimer Klinik zwei Maximalversorger stellt, bei denen regelmäßig auch Patienten aus dem Umland unterkommen müssen. „Köln ist ein Zentrum zur Behandlung schwerer Erkrankungen. Daher ist die Lage oft angespannt“, sagt Karagiannidis: „Wir haben eine sehr gute Übersicht über die Kapazitäten und einen Rettungsdienst, der sehr gut aufgestellt ist und Patienten bei starker Belastung optimal verteilt, zur Not auch außerhalb von Köln.“ Dennoch werde es Phasen geben, in denen „wir eine sehr starke Belastung sehen werden, die auch wieder dazu führen wird, dass Teilbereiche des Krankenhauses eingeschränkt werden müssen.“
Corona-Impfstoffe spielen weiterhin „sehr wichtige Rolle“
Dennoch sei die Situation grundlegend anders als vor einem Jahr, als die Delta-Welle auch vielen jungen Patienten erhebliche Probleme bereitet hat. „Das Hauptproblem sind auch nicht die Covid-Patienten wie im letzten Herbst, sondern die Kombination aus erheblichen Personalausfällen, die zum Teil nicht mehr kompensiert werden können und der jetzt wieder steigenden Welle von Corona, aber auch anderen Atemwegsinfektionen“, so Karagiannidis. „Dies zusammen wird uns in den kommenden Monaten Probleme bereiten.“
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Ähnlich schätzt Michael Hallek, Leiter der Klinik für Innere Medizin an der Kölner Uniklinik, die Lage ein. „Wir sind gespannt, ob das Personal ausreicht“, sagt er mit Blick auf die vielen Erkrankungen, die er bei eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erwartet. Er rechne allerdings „nicht mit einer Welle wie in den Vorjahren, dafür ist die Impfquote inzwischen zu hoch.“ Aus Sicht der Stadt spielen die Impfungen weiterhin eine „sehr wichtige Rolle“ im Kampf gegen das Coronavirus.
„Im aktuellen Infektionsgeschehen in Deutschland dominiert die Sublinie BA.5 der Omikron-Variante, seit dem 26. September impfen wir mit dem an diese Omikron-Sublinie angepassten Booster“, so die Sprecherin. Die neuen Impfstoffe lösen auch auf andere Omikron-Variante eine verbesserte Immunantwort aus, schützen laut Stadt auch vor Infektionen. „Außerdem schützen sie wie die bisherigen Impfstoffe vor schweren Krankheitsverläufen“, so die Sprecherin. Christian Karagiannidis fasst zusammen: „Es hilft sehr, wenn wir Infektionswelle dämpfen, um die Arbeitsfähigkeit der gesamten Bevölkerung möglichst aufrechtzuerhalten.“