Am 13. September findet in Köln die Kommunalwahl statt.
Viele junge Menschen dürfen an diesem Tag zum ersten Mal ihre Kreuze setzen.
Wie ist ihr Blick auf den Wahlkampf, die Themen und das Auftreten der Parteien? Wir haben nachgefragt.
Köln – Am Sonntag dürft Ihr zum ersten Mal bei einer Wahl euer Kreuzchen machen. Bedeutet euch das etwas? Pauline Brünger (18): „Meine ganze Generation hat bei den meisten Wahlen kein direktes Stimm- und Mitspracherecht. Dabei wird dort über unsere Zukunft entschieden. Wenn ich am Sonntag wählen gehe, dann werde ich auch die im Kopf haben, die das nicht können. Und ich bin mir auch bewusst, dass diese Wahlen nur ein winzig kleiner Teil von demokratischer Partizipation sind. Große Veränderung hat ihren Ursprung immer auch auf der Straße.“
Niko Moraitis (16): „Es ist total interessant, aktiv in die Demokratie eingreifen zu können.“
Mia Germer (16): „Ja, für mich bedeutet diese Wahl viel, es ist meine Erste. Ich glaube, dass ich schon immer politisch interessiert war und da ist die erste Wahl natürlich ein Ereignis.“
Hannah Hübner (18): „Ich finde es sehr gut, dass ich jetzt wählen darf. Mit einer Freundin zusammen haben wir uns auch als Wahlhelferinnen angemeldet.“
Vincent Labonte (17): „Mir bedeutet die Kommunalwahl sehr viel, da ich das erste Mal selber die Möglichkeit habe, direkten politischen Einfluss auf die Gestaltung meiner Umwelt zu haben. Zudem betrifft die Kommunalwahl Probleme, die ich selbst jeden Tag erlebe und ändern möchte.“
Wisst Ihr schon, was Ihr wählt? Und – wenn Ihr es verraten wollt – warum?
Pauline Brünger (18): „Ich bin noch nicht entschieden. Es ist mir wichtig nicht nur aus Sympathien und dem Bauchgefühl heraus zu entscheiden, sondern mir wirklich die Programme intensiv anzuschauen und abzuwägen: Was bedeuten diese Vorschläge für mich? Was bedeuten sie für andere Menschen? Geht diese Partei angemessen auf die Bedürfnisse von jungen und alten Menschen ein, auf die von Frauen*, von queeren Personen, von behinderten Menschen und von Menschen mit Migrationshintergrund? Diese Fragen habe ich für mich noch nicht endgültig beantwortet.“
Niko Moraitis (16): „Ich weiß es noch nicht genau, aber auf keinen Fall AfD, weil die für Rassismus stehen. Auch bei der CDU glaube ich eher nicht, dass die Partei meine Werte vertritt.“
Mia Germer (16): „Ich bin leider noch nicht dazu gekommen mir die Programme der Parteien durchzulesen, besonders weil es auch so viele sind. Ich habe aber noch fest vor, das in dieser Woche zu machen. Bei mir sind die Linke, die Klimafreunde, GUT und Volt in der engeren Auswahl.“
Hannah Hübner (18): „Ich habe eine Idee, bin aber noch nicht ganz sicher. Eins weiß ich aber sehr genau: ich werde nicht AfD wählen.“
Vincent Labonte (17): „Ich werde eine Partei wählen, die vor allem die Themen Klimaschutz, Umweltfreundlichkeit, mehr Teilhabe am sozialen Leben und Digitalisierung glaubwürdig vertritt, da mir diese Themen wichtig sind.“
Über welche Kanäle habt Ihr euch informiert? Fühlt Ihr euch von den Parteien als Zielgruppe „Jungwähler“ abgeholt?
Pauline Brünger (18): „Die Parteien geben sich da mal und mal weniger Mühe, das ist also unterschiedlich. Es gibt aber auf jeden Fall auch viele digitale Informationsmöglichkeiten.“
Niko Moraitis (16): „Bisher über Fernsehnachrichten und im Netz. Vor der Wahl will ich mich aber noch schlauer machen – in der Zeitung und im Internet.“
Mia Germer (16): „Ich habe mir Flyer besorgt, mit meinen Eltern diskutiert und ich bin dabei, mir die Wahlprogramme im Internet anzuschauen. Ich habe eigentlich nicht den Eindruck, besonders angesprochen worden zu sein, denn die Themen, die aktuell als „junge Politik“ gelten, gehen eigentlich alle etwas an. Ich habe auch den Eindruck, dass dieser Begriff häufig einfach nur zu Werbezwecken gebraucht wird, weil es halt gerade angesagt ist. Vei den Themen, die die Jugend vielleicht wirklich am meisten angeht (Klima- und Umweltschutz, Schulen) bin ich mir bei den großen Parteien oft nicht sicher, was davon jetzt wirklich realisiert werden soll und was nur Wahlkampf ist, einfach weil in den letzten Jahren so wenig passiert ist.“
Hannah Hübner (18): „Ich informiere mich im Internet. Abgeholt werde ich allerdings nicht – noch habe ich nichts gesehen, von dem ich denke, es soll sich speziell an junge Leute richten.“
Vincent Labonte (17): „Ich habe mich vor allem über Instagram und die Zeitung informiert. In meiner Wahrnehmung versuchen viele Parteien die Zielgruppe „Jungwähler“ abzuholen. Bis auf ein paar Ausnahmen gelingt das aber den meisten nicht wirklich.“
Habt Ihr Kölner Parteien oder deren Positionen schon auf Facebook oder Instagram entdeckt?
Pauline Brünger (18): „Ja - zumindest einige!“
Niko Moraitis (16): „Ich bin nicht bei Facebook, und bei Insta müsste man das aktiv verfolgen.“
Mia Germer (16): „Den Parteien, die mich interessieren, folge ich sowieso schon und ich habe mich auch über Instagram zu den Wahlen informiert.“
Hannah Hübner (18): „Eher nicht, dafür müsste man den Parteien ja folgen.“
Vincent Labonte (17): „Ich habe die Parteien vor allem auf Instagram entdeckt, da diese dort zunehmend aktiv werden und es auch als einen Haupt-Mobilisierungs-Kanal wahrnehmen.“
Kennt Ihr die Oberbürgermeisterkandidaten oder die Kandidaten für euren Wahlkreis?
Pauline Brünger (18): „Durch die ganze Wahlwerbung sind sie zumindest wirklich nicht zu übersehen. Persönlich getroffen habe ich – auch jetzt im Straßenwahlkampf – wenige.“
Niko Moraitis (16): „Nur die OB-Kandidaten von den Plakaten.“
Mia Germer (16): „Ich kenne die Menschen von den Wahlplakaten und aus dem Kölner Stadt-Anzeiger. Dort wurden die Kandidaten ja schon vorgestellt.“
Hannah Hübner (18): „Bis auf die Oberbürgermeisterin kenne ich niemanden.“
Vincent Labonte (17): „Ich kenne die Kandidaten vor allem von Wahlplakaten. Da dort leider meistens nur die Gesichter und nicht genauere Positionen beworben werden musste ich mich über das Internet genauer informieren.“
Kommunalwahl, das bedeutet, Ihr bestimmt mit darüber, was vor eurer Haustür passiert. Welche Themen und Anliegen sind euch wichtig?
Pauline Brünger (18): „Das große und drängende Thema unserer Zeit ist die Klimakrise. Gerade weil in dem Thema wirklich jetzt gehandelt werden muss, ist diese Kommunalwahl so entscheidend. Die Parteien müssen hier Konzepte in allen Bereichen vorlegen. Also in der Mobilität, der Raumplanung, der Energieversorgung usw.“
Niko Moraitis (16): „Umweltthemen, Bildung und aktuell die Corona-Politik“
Mia Germer (16): „Klar, der lokale Klimaschutz, die Verkehrswende und die autofreie Innenstadt. Aber was mir abseits dieses Themengebiets am wichtigsten ist, ist die Bekämpfung der Armut. Es kann eigentlich nicht sein, dass in einem Land wie Deutschland immer noch Menschen auf der Straße schlafen müssen. Ich glaube, dass viele Menschen, gerade hier auf der lokalen Ebene so viel tun könnten.“
Hannah Hübner (18): „Alles, was sich mit Schule und Umwelt beschäftigt.“
Vincent Labonte (17): „Die Verkehrswende ist mir ein großes Anliegen, die nachhaltige Strukturierung des öffentlichen Raumes, die Schaffung von Freizeit- und Grünflächen, mehr Teilhabe am Sozialleben und die Stärkung der digitalen Infrastruktur sind wichtige Themen für mich aber vor allem die Klima- und Umweltfreundliche Gestaltung der Stadt ist mir wichtig.“
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Wie ist bei euch der Zustand eurer Schulen und habt Ihr das Gefühl, dass sich da die Politiker ausreichend kümmern?
Pauline Brünger (18): „In den Schulen gibt es so unfassbar viel zu tun. Ich glaube, aber dass ein Großteil dieser Arbeit nicht hier in Köln, sondern vom Land NRW gestemmt werden muss. Trotzdem wünsche ich mir auch vom Stadtrat mehr Engagement. Nicht nur beim Schulbau selber, sondern auch bei den Schulwegen. Wir brauchen sicherere Fahrradwege und einen ausgebauten ÖPNV.“
Niko Moraitis (16): „Unsere Schule ist so durchschnittlich ausgestattet, allerdings haben wir keine vernünftige Sporthalle. Digital geht es jetzt voran, da scheint Geld da zu sein.“
Mia Germer (16): „Meine Schule ist aktuell in einem schlechten Zustand, die Baustelle läuft seit Jahren und jetzt sollen wir endlich bald in ein neues Gebäude kommen, aber das wird uns schon seit vier Jahren erzählt. Es geht also schon, aber viel zu langsam und alles dauert so lange.“
Hannah Hübner (18): „Nein, die Sporthalle in unserer Schule ist total rott. Es gab eine Demo vor dem Rodenkirchener Rathaus. Da kam dann Frau Reker und hat gesagt, es gäbe andere Prioritäten.“
Vincent Labonte (17): „Mit dem Zustand meiner Schule bin ich relativ zufrieden. Ein großer Makel ist jedoch die digitale Ausstattung und die Schulung der Lehrkräfte in diesem Bereich, was sich vor allem während des Lockdowns als Problem erwiesen hat. Dort fehlt mir auch die Initiative der Politiker*innen. Zudem ist die Anbindung der Schule an den ÖPNV dürftig.“
Viele von euch haben sich auch auf den Fridays-for-Future-Demos engagiert. Was erwartet Ihr von den Kölner Politikern in puncto Klimaschutz, Radverkehr oder ÖPNV?
Pauline Brünger (18): „Die Stadt muss so bald es geht vollkommen klimaneutral werden und auch auf Landes- und Bundesebene Druck machen, dass dies in allen Sektoren umsetzbar ist. Klimaschutz muss in den nächsten Jahren und bei dieser Wahl eine absolute Priorität sein. Dafür trägt jeder Politiker, aber auch jede Wählerin und jeder Wähler eine persönliche Verantwortung.“
Niko Moraitis (16): „Bessere Radwege und eine preiswertere oder kostenlose KVB. Alles, was dem Klima hilft, ist gut für uns.“
Mia Germer (16): „Das kommt darauf an, wer dann ab nächster Woche im Rat sitzt. Ich habe bei einigen die Hoffnung, dass sie wirklich etwas ändern könnte, aber wenn es so weiter geht wie bisher, dann habe ich eigentlich keine wirklichen Hoffnungen auf wichtige Veränderungen. Trotzdem ist es wichtig, dass wir weiter im politischen Protest und Engagement bleiben, um die Themen und vielleicht auch die Entscheidungen zu beeinflussen.“
Hannah Hübner (18): „Ich glaube nicht, dass da viel passiert. Das Bahnfahren mit der KVB ist auf jeden Fall viel zu teuer – ein Einzelfahrschein kostet 3,20 Euro, das ist doch Wahnsinn.“
Vincent Labonte (17): „Ich erwarte von den Politikerinnen und Politikern, dass sie ein nachhaltiges Mobilitätskonzept zugunsten von nicht-motorisiertem Individualverkehr und ÖPNV entwickeln und konsequent umsetzen. Schwächere Verkehrsteilnehmer, also vor allem Radfahrende und Fußgänger sollten geschützt und vor stärkeren bevorzugt werden, um einen gerechteren Verkehr zu ermöglichen. Zudem muss der ÖPNV mit umweltfreundlichen Technologien massiv ausgebaut und ausgeweitet werden, um attraktiver zu werden. Außerdem sollte die Stadt anhand eines alle Bereiche umfassenden, nachhaltigen Gesamtkonzeptes bis spätestens 2030 CO2-neutral sein.“