Köln – Verkehrsdezernentin Andrea Blome und Jürgen Fenske, Chef der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), haben am Donnerstabend bei der Veranstaltungsreihe KVB-Lounge erneut die Dringlichkeit eines Stadtbahn-Ausbaus auf der Ost-West-Achse deutlich gemacht. Obwohl die Bürgerbeteiligung, die am 17. März im Rathaus beginnt, völlig offen sein soll, hat sich Blome persönlich bereits klar positioniert. Sie halte einen Tunnel für die bessere Lösung als einen oberirdischen Ausbau mit verlängerten Bahnsteigen, bekräftigte sie. Im Fall eines oberirdischen Ausbaus würden dort künftig 90 Meter lange Züge deutlich mehr Fahrgäste transportieren können. „Die Züge wären aber wie an einer Perlenkette aufgereiht und würden das Stadtbild negativ beeinträchtigen“, sagt Blome.
Erstmals skizzierte sie eindeutig, auf welcher Länge sie sich sich einen am Heumarkt beginnenden Tunnel vorstellt. „Wir wollen den Tunnel am liebsten so lang bauen, wie das förderfähig ist und dann vielleicht eine Vorleistung für einen späteren Weiterbau vorsehen“, sagte die Verkehrsdezernentin.
Tunnel nur zu 90 Prozent finanziell gefördert
Bislang hieß es vonseiten der Stadt, dass Bund und Land lediglich einen Tunnel bis vor dem Rudolfplatz zu 90 Prozent finanziell unterstützen würden. In diesem Fall würde sich die Rampe mit der Tunnelein- und ausfahrt auf der Hahnenstraße und somit unmittelbar vor der Hahnentorburg und dem großen Büro-Neubau auf dem Rudolfplatz befinden.
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Stadtverwaltung und KVB sind nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ intern allerdings guter Dinge, dass auch ein Tunnel förderfähig wäre, der hinter den Ringen auf der Aachener Straße in etwa auf Höhe der Volksbühne an die Oberfläche stoßen würde. Das wäre für die von Cafés und Restaurants mit Außengastronomie geprägte Straße zwar städtebaulich kaum vorstellbar, würde die neue U-Bahn aber immerhin über den Rudolfplatz hinwegbringen.
Innerhalb der Politik gibt es durchaus ernstzunehmende Überlegungen, den Tunnel auf Kosten der Stadt zumindest bis zum Aachener Weiher fortzuführen. Dort könnte die U-Bahn mit einer neuen S-Bahn-Haltestelle auf Höhe der Moltkestraße verknüpft werden. Die Kosten für eine Verlängerung bis dorthin könnten im höheren zweistelligen Millionenbereich liegen, was finanzierbar wäre. Unter den Tunnel-Befürwortern herrscht Einigkeit darüber, dass eine Tunnel-Lösung umso besser würde, desto länger die Strecke wäre. Eine weitere Fortsetzung bis zum Melatenfriedhof scheint angesichts von Kosten in Höhe von einer Milliarde Euro allerdings unrealistisch zu sein.
Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln, wünschte sich sogar einen noch längeren Tunnel, der schon in Deutz beginnt, unter dem Rhein hindurchführt und am Aachener Weiher endet. „Das ist zwar vermutlich nur ein Wunschdenken, weil wir das nicht finanzieren können, aber aus Sicht der Wirtschaft wäre es die beste Lösung“, sagte Soénius. Er könne sich nur sehr schwer vorstellen, dass die U-Bahn am Rudolfplatz auftauche. „Wir müssen groß denken und ich hoffe, dass die Politik in dieser Frage Kante zeigt“, sagte er.
„Groß denken“
Dass die Variante vom Heumarkt bis hinter den Rudolfplatz förderfähig sein könnte, liegt auch an den veränderten Förderbedingungen des Bundes. Verkehrsdezernentin Blome deutete am Donnerstag bei der KVB-Lounge an, dass in dieser Hinsicht noch einiges in Bewegung sei.
KVB-Chef Jürgen Fenske betonte zwar, dass ein rein oberirdischer Ausbau möglich sei, er selbst aber einen U-Bahn-Bau für die bessere Variante halte. Er bezweifelte, dass wegen des Stadtarchiv-Einsturzes in Köln eine rein negative Stimmung gegen eine Tunnellösung vorherrsche. „In Köln werden seit 50 Jahren U-Bahn-Strecken gebaut“, sagte Fenske. 1968 sei die erste Verbindung an der Haltestelle Dom/Hauptbahnhof in Betrieb gegangen. „Die U-Bahn ist nach wie vor beliebt, das haben die vielen Besucher bewiesen, als wir den neuen U-Bahn-Hof am Heumarkt eingeweiht haben.“ Er hoffe, dass sich die Mehrheit – die nie so laut sei wie die Minderheit – für einen U-Bahn-Bau begeistern werde. Der Auftakt der Bürgerbeteiligung am 17.März soll zeigen, in welche Richtung sich das Projekt entwickelt: oben bleiben oder unten bauen.