Köln – Der drohende Verkehrsinfarkt auf der Schiene rund um Köln ruft die Politik auf den Plan. Die Verbandsversammlung des Nahverkehr Rheinland (NVR), das ist der Zusammenschluss des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg und des Aachener Verkehrsverbunds, macht Druck auf die Fernverkehrssparte der Deutschen Bahn.
„Wir arbeiten seit Jahren mit DB Station und Service erfolgreich zusammen. Aber mit dem Fernverkehr gibt es immer wieder Probleme“, sagt NVR-Geschäftsführer Norbert Reinkober. Die Zahl der Züge, die über den Hauptbahnhof fahren müssen, werde in den nächsten Jahren zunehmen. „Der Flixtrain, der ab März zwischen Köln und Hamburg fahren wird, ist da nur ein Beispiel. Wir müssen endlich ein Konzept für den Bahnknoten Köln entwickeln.“ Der Antrag der Fraktionen in der Verbandsversammlung des NVR könne der Auftakt sein. Und das sind die Forderungen der Politiker an die Bahn:
Die Politiker fordern die Bahn auf, eine umfassende Analyse der Verkehrsströme für Köln und das Umland unter Beteiligung des NVR zu erarbeiten. Man brauche eine solide Datengrundlage für den Nah- und Fernverkehr unter Einbeziehung von Bahnen und Bussen der Kölner Verkehrs-Betriebe.
Bisher entscheidet die Fernverkehrssparte der DB allein nach der Anzahl der verkauften Fahrkarten mit den Zielen Messe und Hauptbahnhof, wie viele IC und ICE über die Hohenzollernbrücke in den Kölner Hauptbahnhof fahren, dort wieder wenden und welche Verbindungen über den Bahnhof Köln-Messe/Deutz abgewickelt werden, heißt in dem gemeinsamen Papier.
Städtebauliche Entwicklungen im rechtsrheinischen Köln, Leverkusen Mitte und den Städten und Gemeinden im Rheinisch-Bergischen Kreis würden nicht einbezogen. Auch gebe es keine Daten, wie viele Reisende in Deutz und im Hauptbahnhof auf die KVB umsteigen. Der NVR könne deshalb keine Entscheidungen über den Ausbau des Netzes und „einen weitergehenden barrierefreien Bahnhof Köln-Messe/Deutz treffen. „Die Verkehrsströme nur anhand von verkauften Fahrkarten zu messen, ist keine ausreichende Grundlage“, sagt Reinkober. „ Wer in Amsterdam ein Ticket nach Köln bucht, wird automatisch zum Hauptbahnhof geschickt, auch wenn er anderswo aussteigt. Wir brauchen verlässliche Daten darüber, wer eigentlich in Köln wohin will.“
Ausbau von Köln-Messe/Deutz gefordert
Die Politiker fordern die DB auf, ein Konzept für den barrierefreien Ausbau der Fernverkehrs-Bahnsteige 11 und 12 in Köln-Messe /Deutz mit Aufzügen und Gepäckbändern zu erarbeiten.
Das ist aus Sicht der NVR nur der erste Schritt zu einem Gesamtkonzept für einen Deutzer Bahnhof. Im Zusammenhang mit dem S-Bahn-Ausbau ist bereits geplant, alle Bahnsteige über den KVB-Tunnel barrierefrei im Osten zu erschließen. Der Tunnel müsse als Hauptzugang für die neue Messe-City ausgebaut werden. Die Bahn müsse die Federführung übernehmen, eine „grundsätzliche Neuausrichtung“ des gesamten Bahnhofs zu planen.
Der Ausbau der Deutzer Bahnhof Richtung Osten zur Lanxess-Arena muss nach Auffassung des NVR-Geschäftsführers auch durchgeplant werden.
Die Terminal-Lösung
Der Fernverkehr lehnt eine Terminal-Lösung für den Hauptbahnhof mit den Terminals „Dom“ und „Messe/Deutz“ bisher kategorisch ab. Das wollen die Politiker nicht hinnehmen.
Sie fordern unabhängig vom Ausbau eine kurzfristige Umbenennung, um die Reisenden zielgerichtet ins links- und rechtsrheinische Köln zu leiten. Dazu müssten die Fahrgast-Informationen und die internationalen Fahrplan-Auskünfte geändert werden.
Südbrücke
In der geplanten Studie des Bundesverkehrsministeriums zum Bahnknoten Köln soll auch untersucht werden, ob es Sinn macht, den Fernverkehr über die Südbrücke und den Köln-West in den Hauptbahnhof zu schicken. Ein ICE, der dort nicht mehr wenden muss, könnte bis zu sechs Minuten schneller unterwegs sein. Außerdem stünden auf der Hohenzollernbrücke und im Hauptbahnhof mehr Trassen für den Nahverkehr zur Verfügung.
„Wir wollen den Fernverkehr gar nicht aus dem Hauptbahnhof vertreiben“, sagt Reinkober. Es gehe vielmehr darum, die Aufenthaltszeit der Züge möglichst kurz zu halten, um Platz zu schaffen. Deshalb müsse das Bundesverkehrministerium in der Knotenstudie die Südbrücke als Route für den ICE und IC einbeziehen. Bisher ist die Südbrücke nahezu ausschließlich dem Güterverkehr vorbehalten. Beim geplanten S-Bahn-Ausbau sei eine Linie über die Brücke im Gespräch. „Auf Dauer muss die Bahn zumindest planen, dass wir auch eine neue Südbrücke brauchen. Der Güterverkehr wird zunehmen. Das alles wird über das alte Bauwerk nicht abgewickelt werden können“, sagt der NVR-Geschäftsführer.