Köln – Eins muss man Stefan Polónyi lassen. Der Bauingenieur hat Ausdauer, Ideen – und Geduld. Nachdem die Deutsche Bahn vor ein paar Wochen offiziell einräumen musste, dass die Gleise zwischen dem Hauptbahnhof und Köln-Mülheim überlastet sind und man nicht noch mehr Züge fahren lassen kann, hat der mittlerweile 87-Jährige mit seinen Kollegen Marco Hemmerling und Philipp Meise einen 15 Jahre alten Plan aus der Schublade gezogen und völlig überarbeitet.
Neue Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Bahnhof Deutz
„Wenn wir die beiden wichtigsten Kölner Bahnhöfe, den Hauptbahnhof und Köln-Messe/Deutz zu einem leistungsfähigen zentralen Bahnhofssystem verbinden wollen, geht das nur mit einem verglasten und damit wettergeschützten Walkway auf der Nordseite der Hohenzollernbrücke.“ Die zuletzt wieder ins Spiel gebrachte Seilbahn-Lösung sei ungeeignet, weil sie allein durch Wartezeiten auf die Gondeln und durch das Ein- und Aussteigen mit Gepäck keine kontinuierliche Verbindung biete.
Polónyi und seine Mitstreiter schlagen stattdessen eine überdachte Verbindung über die Brücke mit drei Fahrbändern vor, die auf dem Breslauer Platz beginnt und auf der Tiefebene des MesseBahnhofs an Gleis 12 endet. Dort fahren derzeit schon einige ICE von und nach Frankfurt/Main über die Hochgeschwindigkeitsstrecke.
Bahn und Verkehrsexperten begrüßen Pläne
Polónyis Grundannahme wird von der Bahn und den Verkehrsexperten bei der Stadt geteilt. „In Köln wird der Hauptbahnhof zum Teil als Kopfbahnhof missbraucht. Züge, deren Streckenführung eigentlich rechtsrheinisch verläuft, fahren über den Rhein hin und zurück“, sagt der Bauingenieur. „Das kostet nur Zeit und blockiert die Hohenzollernbrücke.“ In Frankfurt habe man das Problem schon vor Jahren erkannt. Dort fahre nur jeder zweite Fernzug zum Hauptbahnhof, die anderen bedienten lediglich den Flughafen-Bahnhof.
Eine Verbindung der Terminals Dom und Messe in Köln mit einem barrierefreien Fahrband-System nach dem Vorbild der großen Flughäfen sei für Köln die beste Lösung. Im Masterplan für Köln des verstorbenen Architekten Albert Speer ist eine effiziente Verbindung zwischen beiden Bahnhöfen eine zentrale Forderung.
Transfer in zwölf Minuten
Das Polónyi-Projekt trägt den Arbeitstitel „Walkway Cologne Central“. Die rund 1100 Meter zwischen den Bahnhöfen werden dabei mit Laufbändern, die jeweils 160 Meter lang sind, überbrückt. „Wir schlagen drei Bänder nebeneinander vor, von denen das mittlere je nach Bedarf die Richtung wechseln kann.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Der Transfer zwischen beiden Terminals würde rund zwölf Minuten betragen, ein für Umsteigeverbindungen durchaus üblicher Zeitrahmen. Der Walkway soll dabei nicht bloß die beiden Terminals verbinden, sondern auch Zugänge zum Rheinboulevard, zum alten Messegebäude, zum Altstadt-Ufer, zur Rheinuferstraße und dem neuen Stadtraum am Musical Dome haben. Denkbar sei auf der rechten Rheinseite auch die Verlängerung zur Arena. Das unterscheidet den Walkway von der Lösung, die Polónyi 2002 entwickelt hatte. Die verglaste Gangway sollte damals auf der Südseite der Hohenzollernbrücke verlaufen und lediglich die beiden Terminals verbinden.
„Dort ist wegen des Museums Ludwig zu wenig Platz“, sagt der Ingenieur. Sollte der neue Walkway auf der Nordseite entstehen, könne man auch auf die im Masterplan vorgesehene Fußwegbrücke verzichten. Ob es sinnvoll sei, den Fuß- und Radweg auf der Südseite wie geplant zu verbreitern, müsse man diskutieren.