Köln – Kann eine Seilbahn das Bahn- und Busnetz ergänzen? Die Frage wird derzeit in einer Reihe von Großstädten erörtert, etwa in München, Bonn und Wuppertal. Oberbürgermeisterin Henriette Reker regt nicht zuletzt im Hinblick auf die sanierungsbedürftigen Rheinbrücken an, den Bau einer Seilbahn mit großen Gondeln in Erwägung zu ziehen. „Wir überlegen das bei der Messe immer mal wieder“, sagte Reker im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Eine Seilbahnstrecke zwischen der Messe und der Innenstadt könne ein sinnvoller Beitrag zum Ausbau des Verkehrsnetzes sein.
Kosten auf 15 bis 20 Millionen Euro geschätzt
Die Oberbürgermeisterin ist zugleich Aufsichtsratsvorsitzende der Messegesellschaft. Deren Chef Gerald Böse gilt als Befürworter einer solchen Idee. „Das wäre nicht nur eine echte Verkehrsinnovation, sondern auch ein neues Wahrzeichen“, sagte er vor einiger Zeit in einem Interview. „Die Messe würde sich an einem solchen Projekt gerne beteiligen.“
Der Stadtverwaltung liegt seit sieben Jahren die Studie eines Darmstädter Planungsbüros vor. Eine Seilbahn, die nördlich der Hohenzollernbrücke über den Rhein schweben sollte, würde zwei Pfeiler benötigen; einen etwa 50 Meter hohen in Deutz und einen bis zu 25 Meter hohen am linken Rheinufer. Haltestellen bieten sich am Breslauer Platz an, am Eingang der Messe und am Deutzer Bahnhof. Es sei denkbar, die Verbindung Richtung Kalk zu verlängern. Die Gondeln sollten bis zu 25 Menschen Platz bieten. Die Kosten wurden damals auf 15 bis 20 Millionen Euro geschätzt.
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Kein vergleichbareres Ausstellungsgelände befinde sich in so zentraler Lage wie die Messe in Deutz, schwärmte Reker. „In jeder anderen Stadt müssen Sie vom Messegeländer eine halbe Stunde und länger mit einem Hochgeschwindigkeitszug in die Stadt fahren. In Köln überquert man bloß einen Fluss und sieht ein tolles Panorama.“ Der Gondel-Trip könnte zu einer Attraktion werden, für Messebesucher und Touristen ebenso wie für die Kölner.
Bis zu 15 000 Fahrgäste am Tag
Ein weiterer Gesichtspunkt: Die Anlage würde den Verkehr entlasten. Laut der Machbarkeitsstudie der Darmstädter Planer sollte die Seilbahn mit den Fahrscheinen der Kölner Verkehrs-Betriebe und der Deutschen Bahn nutzbar sein. Der Betreiber könne mit bis zu 15 000 Fahrgästen täglich rechnen. „Es handelt sich um erste Überlegungen“, sagt Reker und dämpft damit Erwartungen, in absehbarer Zeit über den Rhein schweben zu können. „In ein Sofortprogramm gegen die CO2-Belastung könnten wir die Seilbahn jedenfalls nicht aufnehmen.“