Köln – Der Schlüssel, den Oberbürgermeisterin Henriette Reker an den Parkcafé-Betreiber Roberto Campione übergab, war riesig und schwer. Und symbolisiert damit die epische Geschichte des Gebäudes im Rheinpark. Fast 40 Jahre lang stand das Café, das zur Bundesgartenschau 1957 errichtet worden war, leer.
2015 erhielt Gastronom Roberto Campione den Zuschlag, hier wieder eine Gastronomie einzurichten. Doch die Sanierungsarbeiten an dem denkmalgeschützten Gebäude zogen sich hin. Nun endlich konnte ein Eröffnungstermin genannt werden: Zum 65. Geburtstag des Rheinparks und des Cafés wird Ende Juli ein großes Fest stattfinden. Dann sollen die insgesamt 1000 Plätze – davon bis zu 800 auf verschiedenen Terrassen – zur Verfügung stehen. An den Pfingsttagen wird es einen Probelauf geben. Das kleine Bistro im Erdgeschoss soll ebenfalls schon vorzeitig geöffnet werden.
„Ich bin als Kind hier gewesen“, erinnerte sich Henriette Reker. Und sie ist überzeugt, dass das Parkcafé mit seinem „großen Charme“ wieder ein Anziehungspunkt werden wird. Roberto Campione sagte, er habe vor 17 Jahren zum ersten Mal auf der Terrasse gestanden, damals sei das Gebäude ein „lost place“, verfallen und verlassen, gewesen.
Nun erstrahlt der Bau mit der markanten Nierenform wieder in den alten Farben weiß, blau und gelb. Die Blau- und Gelbtöne waren minutiös noch erhaltenen Farbresten nachempfunden worden. Unten gibt es ein kleines Bistro, im ersten Stock den feinen Adenauer-Salon – der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer hatte das Café einst eingeweiht –, in dem sich ein Restaurant befindet und der für Events wie Hochzeiten gemietet werden kann.
Unter dem geschwungenen Dach wurde eine Sonnenterrasse mit Lounge-Möbeln eingerichtet. An dem großen Biergarten wird noch gebaut. Er soll in vier bis sechs Wochen fertig sein und 600 bis 800 Besuchern Platz bieten – alles mit herrlichem Blick auf das Rheinpanorama und den Park.
Innen ist das Café hell und zurückhaltend gestaltet mit kleinen Reminiszenzen an die Geschichte. So sind überall die in der Nachkriegszeit beliebten Solnhofener Naturstein-Platten verlegt. Wer hier allerdings ein filmreifes 50er-Jahre Ambiente erwartet, wird enttäuscht. Denn von der Original-Einrichtung ist nichts mehr erhalten. Sie ging während des Leerstandes und einigen Zwischennutzungen verloren.
Auch die kleinen Hinweise, die historische Fotos gaben, konnten nicht mehr zugeordnet werden. Einige Details mussten wegen neuer Bauvorschriften geändert werden. So sind die Rahmen der wandhohen Fenster im Salon originalgetreu, aus Sicherheitsgründen musste aber eine zusätzliche Geländerstange eingefügt werden.
Parkcafé-Sanierung kostet 5,7 Millionen Euro
Ursprünglich hatte man die Gesamtkosten auf 2,7 Millionen Euro geschätzt. Nach derzeitigem Stand sind es 5,75 Millionen. Warum die Sanierung schließlich fünf Jahr dauerte und so teuer wurde, darüber könne man trefflich philosophieren, so Roberto Campione. „Es war eine Achterbahnfahrt.“ Ein Dutzend städtische Ämter hatten hier mitzureden. „Und es zeigten sich viele Probleme, die am Anfang nicht sichtbar waren.“
Architekt Bodo Marciniak sagt: „Das Gebäude hatte von Anfang an einen gravierenden Fehler: Der damalige Architekt hatte es wie eine Blume gebaut, die einmal im Jahr – im Sommer – erblüht.“ Das heißt: Das Café hatte keinen Aufzug, keine Heizung und keine Dämmung. So konnte der Gastronomiebetrieb nicht wirtschaftlich geführt werden.
All diese Nachteile mussten nun behoben werden. Das Café wurde entkernt, ein neues Treppenhaus, ein Aufzug und Heizungs-, Lüftungs- und Brandmeldeanlagen eingebaut. In dem verwinkelten Gebäude kein leichtes Unterfangen. Auch die geschwungene Außenrampe, die eine halsbrecherische Steigung von 25 Prozent hatte, wurde ersetzt.
Die Sanierung wurde im Rahmen des Programms „Win-Win für Köln“ der Stadt durchgeführt. Hier wurden arbeitslose Jugendliche und langzeitarbeitslose Erwachsene beschäftigt, um ihre Chancen auf eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt zu verbessern. Etwa 100 Menschen wurden im Laufe der Jahre qualifiziert. Viele von ihnen werden nun auch im neuen Gastronomie-Betrieb weiterarbeiten. Campione sucht aber auch noch Personal, vor allem Köche.
Currywurst im Parkcafé-Biergarten
Auf der Biergarten-Speisekarte werden Currywurst, Wraps, Bergische Waffeln, Kaffee, Kuchen und Eis stehen. Im Adenauer-Salon wird es mediterrane Küche geben. Nach einer Erhebung wird der Rheinpark jährlich von zwei Millionen Menschen besucht – Campione ist zuversichtlich, dass sie das Parkcafé füllen werden.
Nächste Woche wird als Zeichen des Neuanfangs erst einmal der Behelfspavillon, der während des Bauarbeiten als Kiosk diente, abgebaut. „Nach fünf Jahren. Das ist wie der Dom ohne Gerüst“, sagt Roberto Campione lachend.