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Kölner Promi-KapitäneDrei Männer und ihr Baby

Lesezeit 4 Minuten

Die Freunde sind mit ihrer Super Van Craft schon auf dem Wasser, Vorholt bastelt noch an der Elektrik.

Köln – Ob die Sonne vom Himmel lacht oder graue Wolken aufziehen – fast an jedem Wochenende zieht es den Kölner Künstler Anton Fuchs nach Roermond. Dort liegt an der Maas sein Boot im Hafen. Nur ein paar Meter weiter flussabwärts ankert das Boot von Tommy Engel, mit dem der kölsche Sänger gerade eine Vier-Wochen-Tour über die Kanäle und Binnenseen Hollands beendet hat. Von solch einem Freizeitvergnügen kann Detlef Vorholt derzeit nur träumen. Das Boot des Paveier-Musikers und Mitinhabers der Pavement-Plattenfirma liegt schon seit gut einem Jahr an Land – im Mülheimer Hafen.

Umrahmt von Gerüsten und unter einer dichten Plane bastelt Vorholt in vielen freien Stunden an dem Boot, um es wieder wassertauglich zu bekommen. „Ich hatte halt nicht so viel Geld wie die beiden und konnte mir kein fertiges Boot leisten“, sagt Vorholt und lacht. Die drei Männer sind schon lange befreundet – und sie verbindet seit Jahren das gleiche Hobby: Engel, Fuchs und Vorholt besitzen ein Boot nicht nur desselben Herstellers, der niederländischen Klaassen-Werft, sondern auch das gleiche Modell: eine Super Van Craft. „Das wird seit den 50er Jahren gebaut und gilt als der Mercedes unter den Booten“, sagt Engel. Seine Vorliebe für diesen Bootstyp entdeckte er im Jahr 1990, als er mit Norbert Röscher vom Yachtclub Germania („Bei dem haben wir alle drei unseren Bootsführerschein gemacht“) in Friesland unterwegs war und der ihn auf die Super Van Crafts aufmerksam machte. „Diese Schiffe sahen immer wie geleckt aus. Und an Deck saßen ältere, gut gekleidete Leute“, erinnert sich Engel. „Das Modell hat gegen alle Regeln verstoßen, weil es einfach schön aussah.“

Es dauerte allerdings zehn Jahre, ehe er so ein 13 Meter langes und 3,75 Meter breites Schiff sein Eigen nennen konnte. Fündig wurde er im Osten Berlins. Nachdem ein holländischer Sachverständiger genickt hatte, wurde der Kaufvertrag unterzeichnet. Mit Ehefrau Marlene – nach ihr heißt das Boot heute „Marlen“ – und Freund Volker Rohde (Inhaber der Firma Logotext) schipperte Engel in sechs Tagen von Berlin über die Spree und den Mittellandkanal („300 Kilometer lang – und man sieht fast nichts“) nach Köln. Ausgerechnet in Düsseldorf hatte man einen Motorschaden. „Ein Bekannter hat zwei Filter eingesetzt. Seitdem gab es nie wieder ein Problem mit dem Motor.“ Zwei Wochen später wurde die „Marlen“ nach Roermond überführt. „Mit dem Auto sind das 95 Kilometer, auf dem Wasser mehr als 300.“

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Dort ließ sich Künstler Fuchs infizieren. „Nach einem Törn mit Tommy war für mich und meine Frau Barbara klar: Das Boot holen wir uns auch.“ Zehn Schiffe habe man sich in der Folgezeit angesehen, ehe Engel das richtige ausgesucht habe. „Der hat das Boot auch von Alkmaar nach Roermond gefahren. Ich hatte damals ja noch keinen Führerschein.“ Restauriert und überarbeitet dient „Edda“ – nach dem Zweitnamen der Ehefrau – nun als eine Art schwimmendes Wochenendhaus.

So weit ist Vorholt noch nicht. Allerdings hofft er derzeit noch, seine „Leni“ – benannt nach der einjährigen Tochter – noch in diesem Jahr aufs Wasser zu lassen. „Wenn mich einer fragt, sage ich immer: In vier Wochen. Mein Hobby ist ja eigentlich nicht, ein Boot zu restaurieren, sondern damit zu fahren.“ Fahrpraxis hat er allerdings schon reichlich, denn zuvor hatte er ein kleineres, schnelles Boot mit zwei Außenbordmotoren im Rheinauhafen. „Von da aus sind wir überall hingefahren. Manchmal auch 2000 Kilometer in drei Wochen.“

Doch als Ehefrau Sonja schwanger wurde, war der Zeitpunkt für einen Wechsel gekommen. Vorholt: „Ich hatte schon immer von einem längeren Schiff geträumt, einem Müßiggänger.“ Über eine Annonce fand er seine Super Van Craft, ein etwas anderer Typ als das von Engel und Fuchs. „Mit zwei Seitentüren wurde das nur zweimal gebaut: 1972 und 1974. Ich hab’ das 74er Modell.“ Doch das war mehr oder weniger Schrott, als es von der holländischen Nordseeküste in Köln eintraf und Engel und Fuchs zu einer Probefahrt nach Rodenkirchen zustiegen. Erst auf dem Trockendock im Mülheimer Hafen wurden alle Schäden sichtbar. Vorholt: „Da stand eine Generalsanierung an. Dafür habe ich meine alten handwerklichen Kenntnisse investiert.“

Vor der Musiker-Karriere war Vorholt ausgebildeter Elektriker und Taxifahrer. „Inzwischen kann ich auch noch Schlosser, Schreiner und Anstreicher. Was ich nicht kann, muss ich lernen.“ Aber er hat auch den Ehrgeiz, die „Leni“ mit ihrer gesamten Verkleidung aus edlen Teak-Hölzern wieder weitgehend im Originalzustand herzurichten. So hat er 22 Fensterscheiben ausgebaut, auseinander genommen, beschriftet und gelagert und schließlich bei einer Spezialfirma in Aachen neu verchromen lassen. „Mehr als 800 Schrauben habe ich dafür aus- und wieder eingeschraubt.“ Auch die Tankanlage hat er selbst neu verschweißt. „Vor zwei Wochen war der Tankwagen da und hat 1700 Liter Diesel eingefüllt.“ Seine Freunde schauen gelegentlich vorbei, geben Tipps und packen mit an. Fuchs: „Ab und an muss ich die Titanic ja mal sehen.“ Da lachen die drei Männer und nehmen sich in den Arm.