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Kölner RathausDie Propheten aus dem Drucker

Lesezeit 3 Minuten

Nur für Kenner zu unterscheiden: Originale und Repliken im Museum Schnütgen.

Köln – Mit den Spruchbändern in ihren Händen mahnten sie die Ratsherren, ihre Pflicht zu erfüllen und zum Wohl der Allgemeinheit zu handeln: die acht Prophetenfiguren, die um 1430/ 1440 aus Eichenholz gefertigt wurden und jahrhundertelang im Rathaus der Stadt standen. Aus konservatorischen Gründen werden sie seit 2012 im Museum Schnütgen ausgestellt. Nun kehren die weisen Ratgeber an ihren angestammten Ort zurück, allerdings in Form von Repliken.

Am Mittwoch hat die Stadt das Vorhaben im Museum vorgestellt, wo die echten Stücke bleiben. „Man hat sie einfach vermisst“, sagte Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach zum Anlass, Kopien der Propheten da aufzustellen, wo die Originale bis zu ihrem Umzug standen: im Hansasaal des Historischen Rathauses. Die Initiative sei von Oberbürgermeisterin Henriette Reker ausgegangen. Umgesetzt wird das Projekt mit Hilfe eines 3-D-Druckverfahren nach neuesten Standards.

Eine Replik im Urzustand

Vorausgegangen sei eine „intensive Untersuchung“, sagte Museumsdirektor Moritz Woelk und verwies auf eine Masterarbeit, die an der Technischen Hochschule entstanden ist. Ein Ergebnis: Die Farbfassung der Figuren hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder geändert. Ursprünglich waren die Mäntel glänzend weiß, deren Futter blau und die faltenreichen Gewänder rot. Vor der Bemalung galt es, das rohe Duplikat herzustellen.

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Die Farbtöne genau zu treffen ist knifflig

Die aufwändige Methode erläuterte Frank Bayerl, Geschäftsführer der Firma Julius Fröbus, der betonte: „Für uns ist das ein außergewöhnliches Projekt, und wir sind dankbar, dass wir das für Köln machen dürfen.“ Zunächst muss die äußere Gestalt gescannt werden; die Menge der digital erfassten Daten nannte Bayerl „gigantisch“. Auf deren Grundlage entsteht in einem Spezialdrucker Schicht für Schicht aus Spritzguss-Kunststoff die hohle, von einer Wabenstruktur stabilisierte Replik. Sie muss die ganze Zeit über warmgehalten werden, damit sich keine Risse bilden. Zum Schluss wird Epoxidharz aufgebracht, damit die Figur nicht brennen kann.

Ein Kunstmaler übernimmt die farbige Gestaltung.

Das ist der erste Schritt. Zum zweiten sagte Direktor Woelk: „Der Faktor Mensch spielt nach wie vor eine große Rolle“, schließlich brauche es für die Bemalung, die nicht maschinell erfolgt, viel „künstlerische Einfühlung“. Damit betraut ist Hans Wäckerlin, Kunstmaler und Mitarbeiter der Julius Fröbus GmbH. Um möglichst nahe an das heutige Aussehen der Originale heranzukommen, orientiert er sich zu einen an Fotos, zum anderen ist er regelmäßig im Museum, um Farbabgleiche vorzunehmen.

Die Töne genau zu treffen ist knifflig, weil sie auf dem Original aus vielen übereinander liegenden Lasuren bestehen. Rund zwei Wochen braucht Wäckerlin pro Figur; der Druck dauert 130 Stunden. 150.000 Euro lässt sich die städtische Gebäudewirtschaft alles kosten. Eine Replik ist bereits im Rathaus platziert, eine weitere steht kurz vor der Vollendung; im Frühjahr sollen alle acht Nachbildungen im Hansasaal versammelt sein. Auf dass sie die Kommunalpolitiker mahnen können mit (aus dem Lateinischen übersetzten) Sprüchen wie „Es soll keiner aus dem Rat schwatzen“ oder „Das gemeine Beste ist dem persönlichen immer vorzuziehen“.