Köln – In der Diskussion über die Neugestaltung des Ebertplatz zeichnet sich erneut eine Wende ab. Zunächst hieß, dass sich im Stadtrat eine Mehrheit für einen Abriss der Fußgänger-Passage auf der westlichen Platzseite inklusive der dortigen Kunsträume bilden würde. Nun hat sich das neue Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt dem Vernehmen nach doch noch dafür entschieden, sowohl die Abriss-Variante als auch einen Erhalt der Passage zu prüfen.
CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz will nun sogar noch einen Schritt weitergehen. Das Baudezernat schlägt den Politikern im Stadtrat bislang ein sogenanntes Verhandlungsverfahren statt eines klassischen Architektenwettbewerbs vor. Ein einziges Planungsteam soll auf Basis zuvor definierter Eignungskriterien ausgewählt werden. Das Team würde danach direkt mit der Ausarbeitung der Entwurfsplanung beauftragt.
Kienitz schlägt für die Neugestaltung des Ebertplatz hingegen ein zweistufiges Verfahren für einen Architektenwettbewerb vor. Die Teilnehmer sollen zunächst festlegen, ob sie die Passagen erhalten oder überbauen wollen und auf dieser Grundlage Ideen für die Umgestaltung entwickeln. Der Sieger der ersten Runde soll seine Überlegungen schließlich in der zweiten Phase vertiefen. Die Bürger werden an dem Prozess beteiligt.
Kreativität der Architekten gefragt
„Wir haben am Ebertplatz nur eine Chance und die müssen wir unbedingt nutzen“, sagt Kienitz. Die Neugestaltung müsse sitzen und für die nächsten 50 Jahre überzeugen – es sei Kreativität gefragt. Darüber hinaus dürfe die Politik nicht die positiven Effekte der Zwischennutzung und das bürgerschaftliche Engagement vor Ort ignorieren. Da zunächst ohnehin der Zustand des Betons überprüft werden muss, sei der entstehende Zeitverlust kein Problem. „Der öffentliche Raum muss uns in Köln etwas wert sein“, sagt Kienitz.
Der Bund Deutscher Architekten (BDA) Köln hatte sich ebenfalls für einen breiter angelegten Architekturwettbewerb ausgesprochen. „Das ist eine hoch komplexe und weitreichende Fragestellung, deren Beantwortung sehr großen Ehrgeiz erfordert, da die Antwort sowohl uns, wie auch unsere Urenkelinnen und Urenkel betreffen wird“, sagt BDA-Vorsitzender Reinhard Angelis. „Daher sollte man diese Aufgabe nicht als lästige Verfahrensangelegenheit behandeln, sondern sie im Gegenteil als einen hoch spannenden, für alle Beteiligten gemeinsamen, gewinnbringenden Prozess verstehen, an dessen Ende ein zukunftsfähiger Stadtraum entstehen wird.“ Die vergangenen Jahre der Zwischennutzung hätten bereits gezeigt, welches Potenzial an diesem Ort schlummere und wie ein Problemort zu einem wegweisenden, positiven Vorzeigebeispiel über die Stadtgrenzen hinaus geworden sei.
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Ob sich für den Vorstoß des CDU-Politikers Kienitz im Bündnis von Grünen, CDU und Volt in der Ratssitzung am 23. März eine Mehrheit finden wird, ist noch unklar. Die Grünen bevorzugen dem Vernehmen nach inzwischen ein ähnliches Verfahren, wie es die Stadt vorschlägt. Bei einem großen Architektenwettbewerb befürchten sie, dass sich die seit Jahrzehnten diskutierte Neugestaltung weiter verzögern würde. Teile der Ratsfraktion hatten deshalb zunächst dafür geworben, die Passage abzureißen, um den Ebertplatz ebenerdig umzubauen. Diese Kehrtwende hatte jedoch für Kritik vonseiten der Bürgerinitiativen am Ebertplatz gesorgt, so dass ein erneutes Umdenken einsetzte.