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Königstag in der Wolkenburg„Nur mit Kultur ist ein friedliches Europa möglich“

Lesezeit 3 Minuten
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Wilhelmijn van Haaften, Rafaela Wilde, Louwrens Langevoort, Henriette Reker.

Köln – „Aus Anlass der offiziellen Feier des Geburtstages Seiner Majestät König Willem-Alexander geben sich die Honorarkonsulin der Niederlande in Köln Frau Rafaela Wilde und Herr Dieter Wilde die Ehre zu einem Empfang in der Wolkenburg.“

So steht es mit Gold und Silber umrandet in der Einladung zum Koningsdag-Empfang 2022, der rund 300 Gäste in den aufwendig renovierten großen Saal gefolgt waren. Ein royaler Anlass in ebensolchem Ambiente, zahlreich Kleider, Krawatten oder sonstige Accessoires leuchteten in Oranje, und die Geladenen aus Kultur, Wirtschaft, Politik und Verwaltung freuten sich, maskenfrei „endlich mal wieder unter Leuten zu sein“, wie Marcus Dekiert, Direktor des Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, es ausdrückte.

Ein gutes Verhältnis zu den Niederlanden spiele gerade für sein Museum eine wichtige Rolle. Ohne die ausgezeichneten Kontakte wären etwa eine Rembrandt-Ausstellung inklusive der dafür nötigen Leihgaben schier unmöglich. Und solche Kontakte wollen gepflegt werden. „Es ist doch toll“, so Dekiert, „wie Rafaela Wilde die Menschen zusammenbringt.“

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Unter den Gästen Dietmar Bär

Aber was ist das überhaupt, der Koningsdag?

„Am 27. April hat der König Geburtstag. Dann sind alle Innenstädte Oranje angemalt und der König badet mit seiner Maxima in der Menge“, weiß Kabarettist und Karnevalist Bernd Stelter, der im Eingang seines mobilen Urlaubsdomizils ein offizielles Foto des Königspaares hängen hat. Stelter ist Mitglied der Deutsch-Niederländischen Gesellschaft und wurde geworben von deren Vorsitzender Anouk Ellen Susan. Die ist in Köln aufgewachsen, mittlerweile 26 mal zwischen beiden Ländern umgezogen, und hat mit „Lekker anders“ ein zweisprachiges Buch über kulturellen Unterschiede der beiden Länder geschrieben. „Die Niederländer duzen, die Deutschen siezen“, benennt sie den aus ihrer Sicht größten,„aber wenn man das hier heute Abend so sieht, ist Köln auf jeden Fall die niederländischste Stadt Deutschlands.“ Das sah Willemijn van Haaften, die stellvertretende Botschafterin der Niederlande, in ihrer Begrüßung ähnlich.

Ihr Land sei an Willem-Alexanders Geburtstag „ein riesiger Festplatz in Oranje“ und spürt bei ihren Landsleuten „eine leichte Form der Anarchie: das ist auf jeden Fall das, was bei uns Karneval am nächsten kommt.“ Sie lobte die ehrenamtliche Arbeit der Honorarkonsule und besonders die ihrer Freundin Rafaela Wilde: „Ihr seid unsere Antennen vor Ort. Dein Engagement ist unverzichtbar für Köln und die Niederlande.“

Auch auf den russischen Überfall auf die Ukraine ging die Diplomatin ein. Es gäbe einen täglichen Austausch zwischen Berlin und Den Haag und keine Alleingänge: „Zusammen sind wir eine treibende Kraft in Europa.“ Dafür gab es lang anhaltenden Applaus, bevor sie mit einem Toast endete: „Lang leve de koning – hoera, hoera, hoera!“

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Ellen Susan Anouk und Bernd Stelter.

Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker begrüßte („Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich zuletzt unter so vielen Menschen war“), ehe Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort am Ende einer launigen Festrede die Politik in die Pflicht nahm: „Mathe ist wichtig, Mozart spielt keine Rolle. Es kann nicht sein, dass wir der Jugend Kultur nahe bringen sollen, das in der Schule aber gleichzeitig nicht stattfindet. Nur mit Kultur ist ein gewaltfreies, friedliches Europa möglich.“ Viel Zustimmung von den Anwesenden, darunter die Intendanten Birgit Meyer (Oper) und Stefan Bachmann (Schauspiel), Schauspieler Dietmar Bär, Mark Muijrers (Young Talents), Kämmerin Dörthe Diemert, Gunnar Herrmann (Aufsichtsrat Ford), Hartmut Rosowski (Dt-Nl. Handelskammer), Designerin Charlotte van den Brand oder Arena-Chef Stefan Löcher.