Köln – Wenige Tage vor der Verleihung des Konrad-Adenauer-Preises der Stadt Köln gibt es Kritik an der Auswahl des Preisträgers Vitali Klitschko. Das Kuratorium, dessen Vorsitzender Oberbürgermeister Jürgen Roters ist, hatte sich im vorigen Dezember einstimmig für den früheren Boxweltmeister und jetzigen Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew entschieden. Klitschko werde für sein „beispielloses Engagement für Frieden und Demokratie in der Ukraine“ ausgezeichnet. Vertreter der Linken fordern dagegen, die für den kommenden Donnerstag geplante Feier abzusagen. „Herr Klitschko hat sich keineswegs für die europäische Einigung eingesetzt. Er hat sich mit Ultranationalisten und Faschisten verbündet und verharmlost dies bis heute“, sagte Tanja Groß, die zweite stellvertretende Bezirksbürgermeisterin in Kalk.
Ungewöhnliche Biografie überzeugte
Roters hat Klitschko in einem Schreiben über die Ehrung des Adenauer-Preise informiert, der alle zwei Jahre vergeben wird. Seine ungewöhnliche Karriere vom früheren Box-Weltmeister zum Politiker und Bürgermeister habe das Kuratorium ebenso überzeugt wie seine mutige und engagierte Art, Probleme zu thematisieren und anzugehen, heißt es in dem Brief.
Eine der Amtshandlungen Klitschkos war es, den CSD in Kiew abzusagen. Aus Sicherheitsgründen, lautete die Begründung damals. „Ob das ein berechtigter Einwand oder nur ein Vorwand war, ist von hier aus nur schwer einzuschätzen“, sagte Jörg Kalitowitsch, Vorstandsmitglied des Kölner Lesben- und Schwulentages. „Die Wahl des Preisträgers ist nicht ganz unproblematisch“, findet Grünen-Bundestagabgeordneter Volker Beck: „Wenn man den Preis verleiht, sollte man ihn mit einer Erwartung verbinden: Dass die Verheißungen von Demokratie und Freiheit, für die sich die Menschen auf dem Maidan eingesetzt haben, auch für Lesben, Schwulen und Transgender gelten.“ Zwar hatte es dazu im Kuratorium kritische Anmerkungen des schwulen Bürgermeisters Andreas Wolter (Grüne) gegeben. Aber letztlich überwogen andere Überlegungen. Die Auszeichnung Klitschkos sei „ein „wichtiges symbolisches Signal für die Demokratisierung in der Ukraine“, sagte Bürgermeister Ralf Heinen (SPD).
Eintrag ins Goldene Buch
Seine Parteigenossen in Osnabrück hatten sich zuletzt weniger positiv über Klitschko geäußert: Sie wollten verhindern, dass der Politiker, der sich bei den Maidan-Protesten mit der rechtsextremen Svoboda-Partei verbündet habe, seine Unterschrift in das Goldene Buch der Stadt setzen durfte. In Köln, so will es das Protokoll, wird er sich ebenfalls ins Goldene Buch eintragen. CDU-Vorsitzender Bernd Petelkau sieht keinen Anlass zu Bedenken: „Er hat sich als eine demokratische Säule in der Ukraine erweisen. Dass die innenpolitische Situation dort schwierig ist, steht außer Frage.“ FDP-Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Breite: „Wir halten Klitschko für einen guten Preisträger.“
Stadtsprecher Gregor Timmer wollte sich zu der Diskussion um die Person Klitschkos nicht äußern. „Das Kuratorium hat einstimmig entschieden. Mehr gibt es nicht zu sagen.“ Die Linke will vor Beginn des Festaktes vor dem Rathaus demonstrieren. Deren Fraktionsvorsitzender in der Kalker Bezirksvertretung, Heinz Peter Fischer, kritisiert die einseitige „Parteinahme in einem bewaffneten Konflikt“, die mit der Ehrung verbunden sei. „Das ist nicht die Aufgabe der Stadt Köln.“