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„Das intuitivste Instrument“Pianist Joja Wendt zeigt, wie schnell man Klavierspielen lernen kann

Lesezeit 4 Minuten
Pianist Joja Wendt lehnt bei einem Pressetermin in Düsseldorf an einem Flügel

Joja Wendt spielt am 19. Oktober in der Kölner Philharmonie.

Wer Klavierspielen will, der kann einfach loslegen. Ohne jede Vorkenntnis. Das meint jedenfalls Joja Wendt.

Klavierspielen lernen in nur 20 Minuten? Klingt unrealistisch, ist aber machbar, sagt Joja Wendt. Der Star-Pianist geht sogar noch einen Schritt weiter: „Klavierspielen kannst du in einer Sekunde lernen.“ Man müsse sich einfach nur hinsetzen und losspielen. „Das Klavier ist das wahrscheinlich intuitivste Instrument, denn alle Töne, die du spielen kannst, liegen direkt vor dir. Du musst sie nur runterdrücken. Wenn du ihn doll runterdrückst, ist er laut und wenn du ihn weniger doll runterdrückst, ist er leiser.“

Aber klingt es nicht krumm und schief, so ganz ohne Vorkenntnisse einfach losspielen? Dafür hat Joja Wendt einen Trick: Einfach nur die schwarzen Tasten spielen: „Das wird dann immer harmonisch sein.“ Das will der 60-jährige Hamburger beim Pressetermin im Düsseldorfer Steinway & Sons, wo Flügel und Klaviere der großen Marke verkauft werden, zu seiner laufenden Tour „Spiel doch mal leiser!“ direkt demonstrieren. Als Beispiel sucht er sich den Zwergenmarsch aus Otto Waalkes „7 Zwerge – Männer allein im Wald“ aus, die Filmmusik hat er damals komponiert.

Nur schwarze Tasten spielen

Man mag sich dunkel an die Melodie erinnern – „Hey Zwerge, hey Zwerge, hey Zwerge, ho! Hey Zwerge, hey Zwerge, go, go, go!“ singen Otto Waalkes und seine Zwerge in dem Film, während sie marschieren. „Wenn ich das jetzt spiele, diesen Rhythmus, dann kannst du einfach irgendwas dazu auf den schwarzen Tasten spielen und es wird sich immer gut anhören“, sagt Wendt. Irgendwas? Der Pianist bejaht und legt sogleich los. Etwas holprig klingt das, wie die Töne wahllos zwischen den Marsch geworfenen werden, aber schief ist es tatsächlich nicht. Wendt erklärt: „Das liegt daran, dass wir uns in dieser pentatonischen Tonleiter bewegen.“ Wer nur auf den schwarzen Tasten spielt, erzeugt automatisch eine Pentatonik (penta heißt fünf), die durch das Fehlen von Halbtönen immer harmonisch klingt. Unter Musikern sind diese Fünf-Ton-Skalen deshalb besonders bei der Improvisation beliebt.

Hände auf Klaviatur

Joja Wendt zeigt, wie die Hände richtig auf der Klaviatur liegen müssen.

Noch eine Möglichkeit, um ohne Vorkenntnisse Klavier zu spielen: Als Kind, als er noch nicht richtig spielen konnte, hat Wendt sich mit seiner großen Schwester gegenseitig Geschichten über das Klavier erzählt. Zur Erklärung spielt der Pianist einige tiefe Töne und sagt dazu: „Zwei Kinder gingen in den Wald, sie waren losgezogen, um Pilze zu sammeln.“ Dann zwei hohe Töne, die sich im schnellen Wechsel wiederholen: „Und da oben zwitschern die Vögel. Und der Bär …“ Wieder tiefe Töne. „So kann man sich ganz schnell hinsetzen und einfach Klavier spielen.“

Star-Pianist kann man sich dann aber doch nicht so einfach nennen: „Bis du richtig Klavier spielen kannst, gehört natürlich ein bisschen mehr dazu“, gibt Wendt zu. Anfangs sind das etwa Fingerübungen, denn für Ungeübte ist es gar nicht so einfach, die Hand richtig auf die Tastatur zu legen und dann zum Beispiel nur mit dem Ringfinger eine Taste anzuschlagen.

Um in diesen Anfangsstadien trotzdem motiviert zu bleiben, empfiehlt der Pianist, Titel zu spielen, die einem selbst auch gefallen. Relativ einfach sei etwa „Feel“ von Robbie Williams – Daumen, Mittelfinger und kleiner Finger, dann die Hand so weit nach rechts verrücken, dass der Daumen an der Position des kleinen Fingers liegt und wieder alle drei Tasten zeitgleich runterdrücken und dann zwei Tasten weiter links das Gleiche. Schon steht das Grundgerüst für diese ersten so bekannten Takte – „dann fehlt nur der Rhythmus“.

Joja Wendt spielt Konzert in Kölner Philharmonie

Am 19. Oktober präsentiert Joja Wendt in der Kölner Philharmonie sein neues Programm „Spiel doch mal leiser!“. Der Pianist spielt dabei neue eigene Songs und Arrangements durch sämtliche Genres und Stilrichtungen. Außerdem erzählt er bei der nach seiner Autobiografie benannten Show Geschichten aus seinem Künstlerleben. „Es wird sehr unterhaltsam. So ein Konzert von mir ist anders als andere Konzerte“, sagt der Pianist. Tickets für die Show in der Kölner Philharmonie am Abend des 19. Oktober gibt es online im Vorverkauf ab 46,80 Euro über die Webseite der Philharmonie.