- In der Diskussion, ob das Krankenhaus Holweide aufgegeben werden muss, bezieht der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach klar Stellung.
- Der Bundestagsabgeordnete, dessen Wahlkreis der Kölner Nordosten und Leverkusen bilden, hält Überlegungen in diese Richtung für „grundsätzlich falsch“.
- Ein Interview
Herr Lauterbach, warum muss Ihrer Meinung nach die Klinik Holweide am Leben erhalten werden?
Karl Lauterbach: Es wäre absurd, die Klinik Holweide zu schließen. Wir haben zwar in Köln eine Überversorgung mit Krankenhäusern, aber eben ausgerechnet rechtsrheinisch nicht. Die Gebiete Holweide und Mülheim beispielsweise sind unterversorgt. Derweil wird im Linksrheinischen zum Teil eine Krankenhausdichte wie in Manhattan erreicht.
Der Standort wird nicht nur dringend gebraucht, er wird in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Die Bevölkerung in diesen Stadtteilen wird stark steigen, insbesondere wird sich der Anteil älterer Menschen überproportional erhöhen.
Sie sprechen davon, den Standort zu bewahren. Von dem Gebäude aus dem Jahr 1972 könnte man sich trennen, wäre ein Abriss denkbar?
Ich kenne das Gebäude gut, und kann mir kaum vorstellen, dass sich eine Renovierung noch lohnt. Ein Gebäude dieser Qualität ist normalerweise für eine komplette Wiederherstellung ungeeignet. Ein Neubau wäre in der Tat wohl die bessere Alternative.
Wo sehen Sie Möglichkeiten für die Kliniken der Stadt Köln, gestärkt in die Zukunft zu gehen?
Es muss zu einer guten Zusammenarbeit aller öffentlichen Kliniken einschließlich der Unikliniken kommen. Es macht schlicht keinen Sinn, dass die städtischen Kliniken und die Unikliniken, also die beiden großen, öffentlich getragenen Anbieter, miteinander in Konkurrenz stehen. Wir brauchen ein Gesamtkonzept. Das muss sicherstellen, dass die Qualität der medizinischen Versorgung überall erstklassig ist.
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Es kann nicht sein, dass es davon abhängt, in welchem Stadtteil ich lebe, ob ich gut oder weniger gut medizinisch versorgt werde. Es darf kein russisches Roulette sein, ob ich die richtige Krankheit habe, um in den Genuss bester Behandlung zu kommen.
Im Zuge der Diskussionen wird immer wieder die mangelhafte Kommunikation gegenüber den Beschäftigten in den Kliniken beklagt. Wer spricht hier zu wenig?
Das ist so. Die ist komplett mangelhaft. Was mich enttäuscht, das sage ich in aller Offenheit, ist, dass die Oberbürgermeisterin Henriette Reker die Karten sehr eng an der Bluse trägt und sich nicht ins Blatt schauen lässt. Trotz langer Vorlaufzeit ist bisher völlig unklar, wie Frau Reker das Problem lösen will. Aber je länger man das schleifen lässt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Holweide schließen muss. Und das ist nicht akzeptabel.