Köln – Als Widdersdorf im Süden ab 2007 erweitert wurde, handelte es sich um eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas. Obwohl die Bauarbeiten bereits für sechs Jahren abgeschlossen waren, fehlt dem 132 Hektar großen Wohngebiet bis heute ein Anschluss an das Stadtbahnnetz der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB). Die Trasse wurde zwar schon eingeplant und wird durch einen überdimensionierten Boulevard als Platzhalter freigehalten. Bis dort aber tatsächlich einmal Bahnen rollen, wird voraussichtlich noch deutlich mehr als ein Jahrzehnt vergehen.
Lange Jahre wurde eine Diskussion darüber geführt, welche der bestehenden Linien verlängert werden soll, um Widdersdorf anzubinden – die Linie 1 aus Weiden oder die Linie 4 aus Bocklemünd. Die Untersuchungsergebnisse einer Vorstudie zeigen, dass eine Verlängerung der Linie 4 gegenüber der Linie 1 einen signifikant größeren Mehrwert erzeugen würde. Nach Ansicht der Gutachter ist davon auszugehen, dass eine mögliche Verlängerung der Linie 1 keine Fördermittel seitens Bund und Land erhalten würde. Im Gegensatz dazu sei es realistisch, Fördermittel für eine mögliche Verlängerung der Linie 4 zu bekommen.
Blitzbefragung der Projektpartner
Ein Grund dafür, warum die Voruntersuchung so lange gedauert hat und so komplex war, besteht darin, dass die Trasse über Brauweiler, Dansweiler, Glessen und Oberaußem bis nach Niederaußem in den Rhein-Erft-Kreis fortgesetzt werden soll. Das erhöht zwar die Förderfähigkeit der Stadtbahnverlängerung, wirft aber viele komplizierte Fragen auf, wenn es um den genauen Verlauf der Trasse geht.
Die Stadt schlägt jetzt vor, in einer nun anstehenden Machbarkeitsstudie die Verlängerung der Linie 4 bis Niederaußem vertiefend zu untersuchen. Die Studie soll im Bereich von Pulheim-Brauweiler und Bergheim-Glessen abschnittsweise auch alternative Linienführungen untersuchen, die bei einer Blitzbefragung seitens der Projektpartner Rhein-Erft-Kreis, Stadt Köln, Stadt Pulheim und Stadt Bergheim von den Bürgerinnen und Bürgern eingebracht wurden. So hat sich in Brauweiler etwa die Bürgerinitiative „Stark für den Park“ dafür eingesetzt, die Trasse über die Bonnstraße anstatt durch den Ort zu führen.
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Aus den zu untersuchenden alternativen Linienführungen soll im Rahmen einer Bewertung die sinnvollste Variante für die einzelnen Abschnitte im Hinblick auf Nachfrage, Umwelteingriffe, Kosten und weitere Indikatoren gewählt werden.
Die Machbarkeitsstudie soll voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2022 nach einer parallelen Abstimmung der Gremien der Stadt Köln und des Rhein-Erft-Kreis beauftragt werden und rund zwei Jahre bis Mitte 2024 dauern. Ein Projekt dieser Dimension dürfte allerdings aufgrund der langen Planungsphase frühestens Mitt der 2030er Jahre umgesetzt werden.