Herr Egerer, die Verkehrssituation in Köln ist desaströs. Die Stadt hat bundesweit jeweils den letzten Platz beim Fahrrad- und beim Fußgänger-Vergleichstest belegt, der öffentliche Nahverkehr ist teuer. Wie wollen Sie die Situation ändern?
Ich will natürlich auf gar keinen Fall wieder auf den letzten Platz kommen, das würde mich sehr ärgern. Deswegen müssen wir Maßnahmen, die in den Vorjahren bereits in die Wege geleitet worden sind, weiter mit sehr hohem Tempo umsetzen. Das betrifft etwa die Nutzung des Fahrrads, Abstellanlagen und Verkehrswege an sich. Keine Frage, das sind größere Maßnahmen, die hier zu stemmen sind. Aber die kommen dann auch dem Fußverkehr zugute, das ist eng verknüpft. Und das gleiche gilt für den Ausbau des ÖPNV.
Wie wollen Sie das Radwegenetz verbessern?
Es fehlt grundsätzlich die komplette Durchgängigkeit, also durchgängige Fahrradrouten, die schnell und komfortabel zu nutzen sind. Das müssen wir uns nun noch einmal ansehen, damit wir diese Lücken idealerweise schließen können. Denn seitens der Politik haben wir bereits eine gute Beschlusslage, wir müssen jetzt nur gucken, wie wir eine vernünftige und sinnvolle Abarbeitung hinbekommen. Allerdings haben wir hierbei natürlich auch bauliche Maßnahmen zu stemmen, die einen Planungsvorlauf brauchen.
Wie sehen Sie die Zukunft des Autoverkehrs in der Innenstadt?
Viele sind mittlerweile der Meinung, dass in Köln zu viel Autoverkehr stattfindet. Es geht hierbei um die Lebensqualität der Menschen. Das Thema Mobilitätswende ist daher ein sehr wichtiges, aber auch ein sehr interdisziplinäres. Es geht nicht mehr nur um den Verkehr, sondern auch um die Stadtplanung, die Nutzung der öffentlichen Räume. Auch Sicherheit spielt hier eine Rolle. Und wir können Autos nicht einfach aus dem Stadtbild verbannen und die Menschen damit alleine lassen. Wir müssen gute Angebote schaffen, die es ermöglichen, auf das eigene Auto zu verzichten.
Neben der steigenden Anzahl an Pkws nimmt auch der Lieferverkehr zu. Lässt sich dagegen überhaupt etwas unternehmen?
Das ist ein ganz wichtiges Thema, weil uns der zunehmende Warenladungs- und Lieferverkehr als Kommune immer stärker belastet. Es gibt bereits unterschiedliche Ansätze und Projekte sowie Forschungsinitiativen, um Lösungen zu finden. Da würde ich gerne für Köln stärker einsteigen. Etwa der Transport auf den Schienen. Die Infrastruktur haben wir ja bereits.
Also eine Paket-KVB-Bahn?
Ja, es könnte in diese Richtung gehen. Man könnte beispielsweise nachts einen Transport organisieren, der dann morgens mit Lastenrädern verteilt wird. Da hätten wir möglicherweise schon eine Menge klimaschädlichen Verkehr aus der Stadt raus.
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Welche Variante priorisieren Sie beim Bau einer neuen Stadtbahntrasse auf der Ost-West-Achse – die unterirdische oder oberirdische?
Es wäre nicht seriös, wenn ich jetzt schon urteilen würde, welche Variante die bessere oder schlechtere ist, da ich noch nicht alle Teilaspekte der Planung und der Argumentation kenne. In Karlsruhe haben wir zuletzt eine Kombi-Lösung umgesetzt, also einerseits einen U-Bahn-Tunnel und andererseits eine oberirdische Lösung. Insofern hat jede Variante seine Vor- und Nachteile.
Die Bahnen und Busse der KVB sind oft unpünktlich oder fallen komplett aus. Wie ist Ihre Erfahrung?
Ich bin mit der Bahn zum Interview gekommen und es hat alles einwandfrei funktioniert. Grundsätzlich gibt es sowohl bei der KVB als auch bei der S-Bahn ein Angebot, mit dem man hier im Stadtgebiet sehr gut unterwegs sein kann. Dennoch gilt es, dieses Angebot auch weiterhin zu attraktiveren. Es muss weiterentwickelt werden, um die Qualität und auch die Pünktlichkeit verbessern zu können. Ohne eine deutliche Erweiterung des ÖPNV werden wir die Verkehrsprobleme nicht lösen können.
Wie stehen Sie der Idee eines Seilbahnsystems gegenüber?
Es ist eine gute Idee, auch solche Alternativen einmal zu durchdenken. Aus meiner Sicht brauchen wir alles, was dem Umweltverbund ergänzend hilft. Also dort, wo es sinnvoll funktioniert, sollten wir ein Seilbahnsystem ernsthaft prüfen.
Gilt das auch für Wasserbusse auf dem Rhein?
Ja, definitiv, an dem Thema sind wir ja auch dran. Da ist die Infrastruktur ja quasi schon gegeben.
Beim Thema Elektro-Mobilität ist Köln im Vergleich zu anderen Städten noch nicht wirklich weit.
Das Ziel ist, den Verkehr möglichst klimaschonend zu gestalten. Wir müssen also das, was an Pkw-Fahrten noch absolviert werden muss, auf Elektromobilität umstellen, um hier die Schadstoffbelastung zu reduzieren. Das bedeutet aber nicht, dass wir jetzt alles nur auf Elektromobilität umstellen, das würde die Probleme nicht lösen. Diese Fahrzeuge brauchen genauso Platz, genauso Energie, die irgendwoher kommen muss.