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Am 24. April in der Lanxess-ArenaPepe Lienhard lässt Udo Jürgens mit besonderem Konzert wieder aufleben

Lesezeit 3 Minuten
Pepe Lienhard und Udo Jürgens geben sich auf der Bühne die Hand

Pepe Lienhard (links) mit Udo Jürgens im Jahr 2014

Pepe Lienhard arbeitete lange eng mit Udo Jürgens zusammen. Bei „Da Capo Udo Jürgens“ vermischt er Live-Musik mit den Liedern von Jürgens.

Nach dem Interview fällt Pepe Lienhard auf dem Weg zum Taxi ein Konzertplakat für die Band „Simply Red“ auf. Mit Sänger Mick Hucknall habe er schonmal zusammengearbeitet, bemerkt er in seinem Schweizer Dialekt, bei dem kein Hauch von Angeberei mitschwingt: „Ein supr Sängr.“

Der Bandleader, Saxophonist und Arrangeur hat mit wahrhaft großen Stars auf der Bühne gestanden. Frank Sinatra, Whitney Houston, Paul Anka – sie alle lobten Lienhard und seine Musiker. Doch mit niemandem ist seine Karriere so eng verknüpft wie mit Udo Jürgens. Wenn Udo auftrat, dann war Pepe meistens nicht weit.

Lange schaltete Lienhard bei Jürgens' Liedern ab

Am 21. Dezember 2014 starb Jürgens 80-jährig mitten in einer Tournee. Die 37-jährige Zusammenarbeit hatte ein völlig unerwartetes Ende gefunden. Es sei eine echte Männerfreundschaft gewesen, sagt Lienhard beim Besuch in Köln. Am Tag vor jenem 21. Dezember waren beide noch zusammen essen gewesen. „Er war so quicklebendig und voller Pläne.“ In den ersten Jahren habe er sofort ausgeschaltet, wenn er Udos Songs im Radio oder Fernsehen gehört habe, so Lienhard. Zu sehr schmerzte ihn der Verlust.

Pepe Lienhard beim Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger in der Lanxess-Arena, im Hintergrund ist auf einem Bildschirm ein Foto von Lienhard und Jürgens aus dem Jahr 2014 zu sehen

Pepe Lienhard beim Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger

Doch diese Phase ist überwunden: Der Schweizer Vollblut-Musiker und Perfektionist ist seit vergangenem Jahr mit „Da Capo Udo Jürgens“ auf Tour. Während der Schlager-Star überlebensgroß auf einer großen Leinwand singt und Klavier spielt, sorgt Lienhards Orchester wie früher für die Live-Begleitung. Ein posthumes Gemeinschaftsprojekt, das große Genauigkeit erfordert: „Das Timing muss perfekt stimmen, sonst ist das nur peinlich“, sagt Pepe Lienhard. Erfahrene Musiker, von denen die allermeisten aus der Original-Besetzung stammen, und moderne Technik machen es möglich. Auf das Kölner Konzert am 24. April in der Lanxess-Arena freut sich der sympathische 78-Jährige schon jetzt: „Kölner sind einfach fröhliche Menschen, oder.“

Lienhard spielt Lied, das Jürgens nie live gesungen hat

Udo habe auf seinen letzten Tourneen seine großen Hits wie „Mit 66 Jahren“ oder „Aber bitte mit Sahne“ nicht mehr ausgespielt, sondern in Medleys zusammengefasst. Diese Evergreens sind nun wieder in voller Länge zu hören. Fehlende Teile werden von den Musicaldarstellern Tobias Licht oder Karim Khawatmi nachgesungen, beide führen als Moderatoren auch durch die Shows. „Es gibt auch Lieder, die Udo selber ansagt, das alles ist schon sehr lebendig“, sagt der Bandleader. Udo sei bei allem sehr präsent: „Die Fans vergessen während der Show manchmal beinahe, dass er nicht mehr lebt.“

Pepe Lienhard gründete schon als Gymnasiast eine Bigband. Jazz-Legenden wie Stan Kenton, Quincy Jones oder Count Basie gehören zu seinen Vorbildern. 1969 wagt er mit einem Sextett den Sprung ins Profifach. 1977 begleitet die Band erstmals Udo Jürgens bei einer Kanada- und USA-Tournee. Viele weitere folgen.

Anfangs sei es nicht so einfach gewesen, die Konzertmitschnitte des verstorbenen Stars zu begleiten, sagt Lienhard. Auch nach 20 Konzerten werde er zwischendurch immer wieder nostalgisch und müsse ein Tränchen vergießen. Aber Udo selbst sei manchmal ganz emotional geworden in Konzerten: „Ihm liefen auch bei Songs die Tränen, die er schon tausendmal gespielt hatte.“ Nie live gespielt, aber 1985 eingesungen hat Udo Jürgens die Ballade „Als ich fortging“, die erst kürzlich wiederentdeckt und veröffentlicht wurde. Auch dieser Song wird in Köln mit einem neuen Arrangement der Band zu hören sein. „Udos Stimme klingt dabei so frisch, als wenn er es gestern gesungen hätte“, sagt Pepe Lienhard und macht sich auf den Weg zurück in die Schweiz.