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Schlaflose Nächte und klapperndes GeschirrAnwohner finden wegen Bahnlärms in Köln-Braunsfeld keine Ruhe

Lesezeit 4 Minuten
Anwohner stehen an den Bahngleisen in Köln-Braunsfeld, an denen Lärmbelästigung stattfindet.

Die Anwohner an der Peter-von-Fliesteden-Straße 33 bis 37 leiden unter dem Lärm und haben über die Zugbewegungen Buch geführt.

Anwohner sind wegen Bahnlärms von schlaflosen Nächten geplagt. Sie bitten um Schallschutz. Doch verantwortlich fühlt sich offenbar niemand.

Der Tisch bewegt sich. Der Boden vibriert. Die Katzenfutterdosen im Schrank wandern nach vorne. „Es hat etwas von einer Séance“, schildert Susanne Weiß-Margis. Nur erscheint in diesem Fall kein Geist, sondern ein Zug. Weiß-Margis gehört zu den Anwohnern der Häuser an der Peter-von-Fliesteden-Straße 33 bis 37. Sie haben es regelmäßig mit wackelndem Mobiliar, klirrenden Gläsern und Dingen zu tun, die vom Regal springen.

Köln-Braunsfeld: Anwohner werden von Zuglärm belästigt

Grund sind die Erschütterungen, die vom Zugverkehr auf den Gleisen der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) hervorgerufen werden. Nur ein Gehweg und ein schmaler Gartenstreifen trennen sie von den Schienen. Auf der anderen Seite der Gleise steht zudem ein Gebäude, das den Schall zurückwirft und somit potenziert.

„Ich schlafe nur noch mit Ohrstöpseln und geschlossenem Fenster“, erzählt Weiß-Margis. Die Züge kommen nachts und in den frühen Morgenstunden. Anwohnerin Gabriele Steinhausen hat Buch darüber geführt, wie oft sie durch den Zugverkehr geweckt wurde. Es sind viele Seiten, die von schlaflosen Stunden und blanken Nerven künden.

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Am Clarenbachplatz durfte nur mit Schallschutz gebaut werden

Einige hundert Meter in südlicher Richtung hat das Unternehmen Wassermann vor einigen Jahren am Clarenbachplatz Wohnhäuser über den Schienen der HGK errichtet – und durfte das nur mit einem besonderen Schallschutz: Um die Schwingungen zu reduzieren, wurden die Gleise mit Gummipuffern unterlegt. Die Wände und Decken der Häuser wurden besonders gedämmt. Ebenso wurde parallel zu den Gleisen eine Lärmschutzwand gebaut.

Mit dem Neubau wurde auch ein neuer Fußweg zwischen Aachener und Stolberger Straße entlang der Gleise angelegt. Dafür wurden das Gebüsch und Bäume zwischen den Häusern an der Peter-von-Fliesteden-Straße und den Schienen entfernt, die zumindest ein wenig vor den Geräuschen schützten.

Bewohner an der Peter-von-Fliesteden-Straße fordern Lärmschutz

Die Bewohner der Häuser mit den Nummern 33 bis 37 wünschen sich ebenfalls einen Schutz – und waren mit ihrem Anliegen in der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung Lindenthal zu Gast: „Früher wurde die Strecke der HGK hin und wieder von der Klüttenbahn genutzt“, erzählte Steinhausen dort. „Heute vermietet die HGK die Gleise an die unterschiedlichsten Eisenbahnverkehrsunternehmen. Der Verkehr hat immens zugenommen hat, auch die Art der Güterzüge, der Loks, die Länge und das Tempo der Züge.“

Sie baten die Bezirkspolitik, die Verwaltung zu beauftragen, etwas gegen die Lärmbelästigungen und die Erschütterungen zu unternehmen. Doch die Politiker konnten den Wunsch nicht erfüllen. Sie wiesen die Bürger darauf hin, dass die Verwaltung nicht dafür zuständig sei, weil sich die Gleisanlage im Eigentum der HGK befinde, und baten sie, sich an diese und das Landesumweltministerium zu wenden.

Die Bahnstrecke wird seit mehr als 120 Jahren betrieben und darf per Gesetz rund um die Uhr genutzt werden
Ralf Radschun, Leiter der Unternehmenskommunikation der HGK

Die HGK sieht allerdings keinen Handlungsbedarf: „Die Bahnstrecke wird seit mehr als 120 Jahren betrieben und darf per Gesetz rund um die Uhr genutzt werden“, so betont Ralf Radschun, Leiter der Unternehmenskommunikation der HGK. „Ursprünglich lag sie außerhalb jeglicher Wohnbebauung. Die Stadt ist an die Strecke herangewachsen.“ Im vergangenen Jahr seien dort aufgrund der Energiekrise für einige Monate mehr mit Kohlenstaub beladene Züge zum Heizkraftwerk Merkenich unterwegs gewesen.

Bahnstrecke dient umweltschonenderem Transport

Tatsächlich habe sich der Verkehr auf der Strecke über die Jahrzehnte aber verringert. Sie diene allerdings immer noch dazu, Unternehmen in Köln und Frechen mit Rohstoffen zu versorgen und Produkte zu transportieren. Ohne diese Verbindung müssten diese Transporte mit einer deutlich höheren Belastung für Umwelt und Bewohner durch Lkw-Transporte im Stadtraum durchgeführt werden. „Je nach Länge und Ladung ersetzt ein einziger Zug auf der Strecke ca. 60 schwere Lkw“, so Radschun.

HGK-Pressesprecher Christian Lorenz ergänzt: „Vor dem Bau des Fahrradweges und der Rodung der Bäume gab es keine Beschwerden der Anwohner. Sollten die Parteien, die dafür verantwortlich waren, dort einen Lärmschutz errichten, würde die HGK das unterstützen.“

Auch das Umweltministerium verweist darauf, dass die HGK die Erlaubnis zum Betrieb der Gleisanlage seit langer Zeit hat und nur eine bauliche Änderung der Anlage eine erneute Prüfung der Belastung für die Anwohner erforderlich machen würde. Diese sind ratlos: Sie wünschen sich, dass eine staatliche Stelle zumindest einmal prüft, wie hoch die Lärmbelästigung an ihrem Wohnort ist. Doch niemand ist zuständig.