Denkmal des MonatsAm Melatenfriedhof sieht's traurig aus
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Lindenthal – Der kleine neoromanische Bau an der Millionenallee des Melatenfriedhofs sieht erbärmlich aus. Aus einer undichten Regenrinne der alten Trauerhalle tropft es stetig. Die steinernen Säulen sind an manchen Stellen schon ausgehöhlt. Der Putz ist marode, das Dach undicht, und ein Zaun soll Neugierige vor Schaden bewahren, denn es könnte etwas herabfallen.
Wieder einmal richtet der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) seinen Blick auf ein vernachlässigtes historisches Erbe. Die alte Trauerhalle, erbaut 1880, ist das Denkmal des Monats September. Ein Vierpass-Fenster und einige schmucke Säulenkapitelle prägen den ersten Gebäudeteil.
Die Erweiterung aus dem Jahr 1916 griff die neoromanische Formensprache auf. Die Halle erhielt ein repräsentativ zum Hauptweg ausgerichtetes Vordach, das von trutzigen verzierten Säulen getragen wird. Für die Sanierung des maroden Gebäudes und eine spätere Nutzung setzen sich zahlreiche Vereine ein. Unter anderem der Freundeskreis Melaten und die Friedhofsgärtner-Genossenschaft. Der RVDL will in Kürze alle Beteiligten – auch die städtische Gebäudewirtschaft, das Grünflächenamt und die Bezirksbürgermeisterin von Lindenthal Helga Blömer-Frerker – an einen Tisch bitten. „Damit möglichst bald etwas passiert“, sagt Eva Hildegard Heidger vom Regionalverband Köln des RVDL. „Ideen zur Nutzung gibt es viele, aber erst einmal muss die Trauerhalle nutzbar gemacht werden“, so Heidger weiter. Und da will sie alle in die Pflicht nehmen, die sich engagieren und die Halle nutzen möchten.
Josef Terfrüchte, Vorsitzender der Friedhofsgärtner-Genossenschaft, begrüßt den Vorschlag und erinnerte daran, dass bereits ein Betrag von 17 000 Euro für die Instandsetzung der Trauerhalle bereitliege. Der Betrag kam durch Spenden anlässlich der Beisetzung von Alt-Oberbürgermeister Norbert Burger zusammen. Der frühere OB, der im Mai 2012 starb, hatte sich zu Lebzeiten sehr für die Erhaltung und eine neue Nutzung der alten Trauerhalle eingesetzt. Das Geld aber wird nicht reichen, denn nach Schätzung der städtischen Gebäudewirtschaft sind 200 000 Euro für die Reparaturen nötig.
Wolfgang Stöcker, Vorsitzender des Freundeskreises Melaten, weist darauf hin, dass sich Mitglieder seines Vereins bereits ehrenamtlich des Gebäudes angenommen haben. Es könne allerdings nur grob Schmutz beseitigt werden. Die Halle sei als historisches Zeugnis von großer Bedeutung. Gut erhalten seien im Inneren beispielsweise noch Leichenzellen, in denen Tote kurz vor der Bestattung aufgebahrt wurden.
Eva Hildegard Heidger widmete sich intensiv dem ursprünglich von Diözesanbaumeister Heinrich Wiethase entworfenen architektonischen Kleinod. „Es ist ein Teil der Stadtgeschichte“, sagt Heidger. Bis in die 1950er Jahre war hier der Ort, an dem die Kölner von ihren Verstorbenen Abschied nahmen. „Vielen aus meiner Generation ist noch Erinnerung, wie die notdürftig geflickte Trauerhalle, die im Zweiten Weltkrieg durch einen Bombentreffer stark beschädigt worden war, in der Nachkriegszeit genutzt wurde“, sagt Eva Hildegard Heidger.
Erst 1955 hatte das zentral auf dem Friedhof platzierte Gebäude ausgedient. Architekt Fritz Schaller gestaltete die neue, deutlich größere Trauerhalle und den neuen Haupteingangsbereich an der Piusstraße.