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Wohnen über BahngleisenAm Braunsfelder Markt entstehen fünf Mehrfamilienhäuser

Lesezeit 4 Minuten

Eine Computeranimation zeigt, wie über den Gleisen der HGK, die unter einem teilweise begrünten Tunnel verschwinden, gebaut werden soll.

Braunsfeld – Ende Juni erfolgt der erste Spatenstich am Braunsfelder Markt. Drei vierstöckige Gebäude plus Staffelgeschoss mit insgesamt 67 Wohnungen und 550 Quadratmeter Gewerbefläche werden neben dem Platz an der Clarenbachkirche errichtet.

Die Pläne stehen schon lange fest. Fünf Jahre ist es jetzt her, dass sie nach zwei Bürgerwerkstätten endgültig erstellt wurden. Etliche Gutachten und behördliche Prüfungen später werden sie nun umgesetzt. „Die Baugenehmigung wird diesen Monat voraussichtlich erteilt und wir können beginnen“, sagt der Bauherr Anton Bausinger.

Die Übertunnelung der Gleise war die Idee des Architekten Oreyzi

Es ist ein besonderes Vorhaben, das am Braunsfelder Markt Gestalt annimmt: Die drei Wohngebäude, deren eines sehr viel größer als die übrigen ist und eigentlich drei kleinere baulich miteinander verbindet, werden über den Schienen der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) errichtet.

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Über den Gleisen neben dem Braunsfelder Markt werden Wohngebäude errichtet.

Der Architekt Seyed Mohammad Oreyzi, mit dem Bausinger befreundet ist, hat den Investor auf die Idee gebracht. Er hatte den Einfall, den Raum über den Gleisen in ein Wohnparadies zu verwandeln.

„Nach seinen Plänen sollten Einfamilienhäuser mit Gärten sozusagen zu Türmen übereinander gestapelt werden“, schildert Bausinger. „Auf jeder Ebene hätte sich ein Haus mit einem Dachgarten befunden. Das war ein toller Entwurf.“

Noch steht ein Modell davon auf dem Tisch im Konferenzraum seiner Firma Wassermann. Die Stapelbauten mit Rasenflächen auf allen Ebenen erinnern ein bisschen an die Hängenden Gärten der Semiramis in Babylon.

Sie zu realisieren wäre allerdings sehr kostspielig gewesen, das ambitionierte Projekt ließ sich nicht umsetzen. Doch der Gedanke, über den Schienen Wohnungen zu errichten, ließ Bausinger nicht mehr los.

Ursprünglich waren acht Wohnhäuser geplant

So entstanden die ersten konkreten Pläne. Acht Wohnhäuser mit Eigentumswohnungen wollte Bausinger errichten. Das war der Nachbarschaft zu viel. Nach Debatten mit den Bürgern blieben schließlich fünf Mehrfamilienhäuser übrig, von denen drei zu einem größeren Gebäude baulich zusammengefasst sind.

Die drei Wohngebäude thronen auf einem 150 Meter langen Tunnel, der über den Schienen errichtet wird. Die Konstruktion hat laut Aussage des Bauherrn auch für die Nachbarschaft Vorteile.

„Der Galeriedeckel, mit dem die Gleise übertunnelt werden, ist von innen wie ein Tonstudio gedämmt, mit Mineralfaserplatten. Auch für die umliegenden Wohnhäuser wird es künftig leiser, wenn dort die Bahn entlang fährt.“ Der Deckel soll weitestgehend begrünt werden.

Kunststoffpuffer unter den Gleisen sollen die Erschütterungen mildern, die von der Bahn verursacht werden.

Gegen die Erschütterungen, die von den über die Gleise donnernden Zügen verursacht werden, wird ebenfalls baulich etwas unternommen. Die Schienen werden gepuffert. „Von Montag, 24. Juli, bis Freitag, 11. August, werden die Gleise der Strecke, die überbaut werden soll, aufgenommen. Sie werden mit Kunststoffpuffern versehen und neu verlegt“, schildert Bausinger.

Die Arbeiten fänden innerhalb der gesetzlich zulässigen Zeit statt, würden die Anwohner sicherlich trotzdem ein wenig belasten. Das Ergebnis werde aber ebenfalls eine Verbesserung auch für die Nachbarn bedeuten.

„Nachdem die Gleise unterlegt sind, wackeln die Tassen nicht mehr im Schrank, wenn ein Zug vorbeifährt“, verspricht der Bauherr.

Zusätzlich enstehen unterirdisch 100 Stellplätze

Während über den Schienen Häuser errichtet werden, wird im Nachbargelände auch in die Tiefe gebaut. 100 Stellplätze entstehen hier, zum einen für die Bewohner der neuen Häuser, zum anderen für die Clarenbachwerke und Besucher der Clarenbachkirche, die durch den Bau Stellplätze verlieren.

Der Braunsfelder Markt wird nicht mehr zum Parken genutzt werden können, aber die Händler sollen dort wieder Obst, Gemüse und andere Dinge verkaufen, wenn die Gebäude fertig sind. „Das wird wohl 2019 werden“, sagt Bausinger.

Und Nadja Wildner von der Firma WvM, die als Partner des Investors Feinarbeiten und Vertrieb übernimmt, kann schon einiges zum Äußeren des Gebäudes sagen: „Sie werden eine cremefarbene klinkerartige Fassade haben, die nicht zu klinisch wirkt.“

Investor wünscht sich Belebung des Marktplatzes

Die Eigentumswohnungen darin sollen unterschiedlich groß sein. „Das Angebot reicht vom Ein-Zimmer-Appartement bis zum Vier-Zimmer-Penthouse“, sagt Wildner.

Der gebürtige Braunsfelder Anton Bausinger wünscht sich eines besonders: Auf der entstehenden Gewerbefläche sollen sich möglichst viele nette kleine Geschäfte und Lokale ansiedeln, die den Marktplatz beleben und dem Viertel zu einem neuen Zentrum verhelfen.

„Ein Eiscafé zum Beispiel wäre schön“, sagt der Investor schwärmerisch, „eine Bar – und eine Bonbonniere. Das wäre toll. So ein Bonbongeschäft gab es hier in Braunsfeld noch in meiner Kindheit. Da ist man nie ohne eine Süßigkeit wieder herausgekommen.“