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Köln-MüngersdorfEin Gedenkort, der der dunklen Geschichte des Ortes würdig ist

Lesezeit 3 Minuten
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The Wall - die Wand aus Cortenstahl wurde vor wenigen Tagen installiert. 

Köln-Müngersdorf – Cortenstahl ist ein bisschen wie Pudding. Das findet jedenfalls der Designer und Architekturmodellbauer Bernd Grimm. Und er hat dafür auch einen Grund: Der frisch gewalzte Stahl bildet genauso wie die Süßspeise eine Haut, wenn er kalt wird. Deshalb musste die Cortenstahlwand, die nun auf der Wiese am Walter-Binder-Weg steht, erst mit einem Sandstrahl von der Walzhaut befreit werden, bevor sie nach Müngersdorf transportiert wurde.

Nur so kann sie so gut rosten, wie Simon Ungers, Urheber des Kunstwerkes mit dem Titel „The Wall“, es in seinem Entwurf vorgesehen hat. Der Müngersdorfer hatte 1995 mit einem ähnlichen Entwurf beim Wettbewerb für das Holocaust-Mahnmal in Berlin einen von zwei ersten Preisen gewonnen. Später wurde allerdings keiner der beiden Entwürfe realisiert, stattdessen wurde ein neuer Wettbewerb ausgeschrieben.

Würdiger Gedenkort in Köln-Müngersdorf

In Müngersdorf hat eine seiner Kreationen aber nun auf beeindruckende Weise Gestalt angenommen: Die Wand besteht aus mehreren übereinander geschweißten Doppel-T-Trägern und weist mehrere Öffnungen auf.

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Am Walter-Binder-Weg soll The Wall ab sofort an das einstige Deportationslager am gleichen Ort erinnern. 

Unter der künstlerischen Leitung von Bernd Grimm wurde das Kunstwerk nun im Äußeren Grüngürtel platziert. Damit hat sich genau das erfüllt, wofür der Bürgerverein Müngersdorf mit Unterstützung des NS-Dokumentationszentrums lange gekämpft hat: Das Viertel hat einen Gedenkort erhalten, der der dunklen Geschichte des Ortes würdig ist. Wo nun die Stahlwand steht, befanden sich einst die Mauern des preußischen Fort V, das während der Nazidiktatur als Teil eines Gefängnisses diente, in dem mehr als 5000 Menschen inhaftiert waren. Etwa 3500 jüdische Rheinländer wurden von hier aus in die Vernichtungslager im Osten verschleppt und dort ermordet.

Bisher nur ein Findling als Mahnmal

Bislang wies ein schlichter Findling am Wegesrand auf diese Geschehnisse hin. Er wird nun ergänzt durch die 19 mal vier Meter große Stahlwand. Von dort aus wird ein mit Infotafeln versehener „Weg des Gedenkens“ aus Ziegelsteinen, die an das abgerissene Fort erinnern, zu dem anderen Teil des ehemaligen Gefangenenlagers führen.

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Kurt Schlechtriemen (1.v.l.), Sophia Ungers (2.v.l) und Hildegard Jahn-Schnelle (3.v.r) mit Spendern vor der Cortenstahlwand

Dort, wo sich heute der Kleingartenverein befindet, standen damals Baracken, in denen die Gefangenen untergebracht waren. Das abstrakte Kunstwerk von Ungers hat eine doppelte symbolische Bedeutung: Es steht zum einen für ein Fragment der Ziegelsteinmauern, aus denen das Fort bestand, und zum anderen für die Eisenbahnschienen, auf denen die Gefangenen transportiert wurden.

Geschenk an den Bürgerverein Müngersdorf

Die Schwester des Künstlers, Sophia Ungers, machte es möglich, dass es am Walter-Binder-Weg einen Platz fand. Sie schenkte den Entwurf dem Bürgerverein Müngersdorf, der ihn dank zahlreicher Spenden in Höhe von 132 000 Euro und weiteren Zuschüssen seitens der Stadt Köln und des Landes NRW umsetzen konnte.

Als die Stahlwand nun endlich aufgestellt wurde, stießen die Arbeiter bei den Aushubarbeiten für das Fundament tatsächlich auf Reste des alten Forts. Und auch mit dem Ergebnis sind alle Beteiligten zufrieden, wie beispielsweise Sophia Ungers: „Die Öffnungen in der Wand sind so wichtig“, sagt sie. „Sie unterbrechen nicht nur ihre Wucht, sondern sind auch ein Zeichen der Hoffnung.“ Und für die Vorsitzende des Bürgervereins, Hildegard Jahn-Schnelle, ist die Gedenkwand mit dieser Funktion genau zur richtigen Zeit am rechten Ort: „Die Stahlwand kam nun genau zum 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz“, betont Jahn-Schnelle. Das müsse mehr sein als reiner Zufall. „Das ist einfach Fügung.“

Die feierliche Eröffnung des Gedenkortes mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker wird am Sonntag, 15. März, um 15 Uhr stattfinden.