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Bombe in Köln„Wir kommen kaum hinterher, dauernd laufen Leute um die Absperrungen“

Lesezeit 3 Minuten
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Der Evakuierungsradius beträgt 500 Meter. Überall im Veedel wurden Absperrungen eingerichtet.

  1. Weil der in Köln-Klettenberg gefundene Weltkriegs-Blindgänger nicht entschärft werden konnte, musste er gesprengt werden.
  2. Das klappte gegen 1 Uhr in der Nacht, doch zuvor gab es viele Verzögerungen.
  3. Unter anderem beklagt die Stadt viele Evakuierungsbrecher, die in die Bannzone liefen, sich in Gefahr brachten und die Sprengung aufhielten.

Köln – Dienstagvormittag gegen 11.38 Uhr meldete die Stadt den Fund einer englischen Zehn-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg an der Luxemburger Straße. Zu dem Zeitpunkt ahnte niemand, dass der Einsatz bis zum frühen Morgen des Folgetags dauern würde. Und das lag auch an der Uneinsichtigkeit einzelner, die den Evakuierungsbereich nicht verlassen wollten oder ihn immer wieder betraten. Entschärfungen von Weltkriegssprengkörpern finden in Köln, das in den 1940er Jahren stark zerbombt wurde, immer wieder statt. Sie folgen einer gewissen Routine. Dieses Mal nicht.

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Streifenwagen der Polizei sperren am Abend die Luxemburger Straße. Auch der Verkehr der Stadtbahnlinie 18 wurde eingestellt.

Kurz nach Bekanntwerden des Bombenfunds auf Höhe des Klettenbergparks, begann das Ordnungsamt mit dem „Klingeldurchgang“: Die Mitarbeiter schellten bei allen Wohnungen, um vor der Entschärfung die Anwohner des Gefahrenbereichs um die Fundstelle in Sicherheit zu bringen. Rund 7200 Menschen wurden aufgefordert, ihre Häuser umgehend zu verlassen. Die Stadt richtete eilig eine corona-taugliche Anlaufstelle im Südstadion ein, die 230 Personen in Anspruch nahmen, andere suchten bei Bekannten Unterschlupf, manche harrten an den Absperrungen am Rand des Evakuierungsgebiets aus – und einige weigerten sich zu gehen oder ignorierten die Absperrungen.

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Der Gefahrenbereich muss in einem 500-Meter-Radius evakuiert werden.

Um 16.47 Uhr mahnte die Stadt erstmals an, dass immer wieder Bürger, aber auch Medienvertreter den Evakuierungsbereich betraten. Zu dem Zeitpunkt war zudem schon der Straßenbahnverkehr der Linien 13 und 18 unterbrochen und die viel befahrene Luxemburger Straße zwischen Sülzburgstraße und Militärringstraße gesperrt. Es entstand ein Verkehrschaos im gesamten Kölner Westen, die Autofahrer bildeten oft keine Rettungsgasse. Deswegen kamen die Krankentransporte kaum zu jenen 68 Menschen, die sich nicht aus eigener Kraft aus der Evakuierungszone bringen konnten, durch. Die Stadt musste immer wieder dazu aufrufen, den Bereich nicht zu betreten und Rettungsgassen zu bilden. Bis nach 18 Uhr dauerte es, bis das Gebiet evakuiert war. Nach Angaben der Stadt musste eine „renitente Familie“, die partout nicht gehen wollte, von der Polizei aus ihrer Wohnung geholt werden. Zudem wurden zwei Personen mit positivem Corona-Befund und neun Corona-Verdachtsfälle isoliert untergebracht. Ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera kreiste, um sicherzustellen, das sich niemand Unbefugtes mehr im Evakuierungsgebiet aufhielt.

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70 Tonnen Sand und 120.000 Liter Wasser

Kurz vor 19 Uhr erteilte der Kampfmittelbeseitigungsdienst die Freigabe zur Entschärfung. Doch es sollte anders kommen. Die Sprengstoffexperten fanden heraus, dass eine Entschärfung der Bombe zu riskant sei und sie schnellstmöglich vor Ort kontrolliert gesprengt werden müsse. Kampfmittel mit Langzeitzünder wie in diesem Fall seien „grundsätzlich die gefährlichsten“, erklärt die Stadt. Solche Blindgänger könnten „jederzeit und ohne Vorwarnung detonieren“. Für die Sprengung mussten insgesamt 70 Tonnen Sand zum Verfüllen des Fundorts und rund 120.000 Liter Wasser, abgefüllt in Säcken, die zusätzlich darübergelegt wurden, herbeigeschafft werden.

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Der Fundort des Blindgängers befindet sich auf der Luxemburger Straße in Klettenberg.

Es dauerte bis nach Mitternacht, bis das ganze Material vor Ort war. Inzwischen rief die Stadt in steigender Intensität dazu auf, nicht die Absperrungen zu missachten. „Wir kommen kaum hinterher, dauernd laufen Leute um die Absperrungen herum und gehen in den Evakuierungsbereich“, sagte ein Stadtmitarbeiter vor Ort am späten Abend. „Bei längeren Einsätzen steigt mit später Stunde die Ungeduld“ der Bürger, erklärte die Stadt später. „Eine Kollegin wurde während des Einsatzes physisch attackiert. Der Vorfall wurde als Körperverletzung zur Anzeige gebracht“, so die Stadt weiter. Insgesamt hatte die Verwaltung 140 Leute zum Sperren, Räumen und Kontrollieren nach Sülz beordert, die Feuerwehr war mit 40 Personen im Einsatz, Malteser, Rotes Kreuz und Arbeiter-Samariter-Bund mit insgesamt 50, die Polizei mit 28.

Um 1.10 Uhr wurde die Bombe endlich kontrolliert gesprengt. Danach wurden Sperrungen von Straßen und Bahnlinien nach und nach aufgehoben, die Bewohner konnten in ihre Häuser zurück. Nur der Nahbereich um den Bombenfundort wurde später freigegeben, weil die Gebäude auf mögliche Schäden durch die Sprengung untersucht und Material abtransportiert werden mussten.