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Drehleiterfahrzeug steckte festKölner Feuerwehr-Chef appelliert nach Rettungseinsatz an Falschparker

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Am Dienstagabend stoppte ein falsch geparktes Auto das Drehleiterfahrzeug der Feuerwehr, das zu einer brennenden Wohnung auf der Wattstraße eilte.

Am Dienstagabend stoppte ein falsch geparktes Auto das Drehleiterfahrzeug der Feuerwehr, das zu einer brennenden Wohnung auf der Wattstraße eilte.

Am Dienstag hielt ein falsch geparktes Auto die Feuerwehr auf, die zu einer brennenden Wohnung eilte. Ein Fachanwalt für Verkehrsrecht ordnet ein, was dem Falschparker droht.

Nach dem dramatischen Einsatz in Humboldt/Gremberg, bei dem ein Falschparker die Feuerwehr bei ihrem Einsatz behindert hat, appelliert Feuerwehr-Chef Christian Miller an Autohalter, Parkverbote einzuhalten. „In einem hochverdichteten Ballungsraum ist die Flächenkonkurrenz groß. Aber auch hier gilt, wer sein Fahrzeug abstellt, muss sich sicher sein, dass die Durchfahrt von Einsatzfahrzeugen gewährleistet ist“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Wir sind 24/7 und 365 Tage bereit, schnellstmöglich auszurücken und den Einsatzort zu erreichen. Unterstützen Sie uns dabei, diese lebensrettenden Maßnahmen durchzuführen“, so Miller weiter.

Am Dienstagabend stoppte ein falsch geparktes Auto das Drehleiterfahrzeug der Feuerwehr, das zu einer brennenden Wohnung auf der Wattstraße eilte. Die Feuerwehr musste den restlichen Weg zum Einsatzort zu Fuß zurücklegen. Der 64-jährige Bewohner der Wohnung, der durch Verbrennungen bereits schwer verletzt war, befand sich in akuter Lebensgefahr und konnte schließlich über ein Sprungpolster gerettet werden. Er wird auf einer Schwerverbrannten-Intensivstation in einer Merheimer Klinik behandelt.

Fachanwalt rechnet nicht mit Verurteilung

Die Brandursache ist noch unklar, so ein Sprecher der Polizei. Diese leitete gegen den Fahrzeughalter zunächst ein Bußgeldverfahren ein. Doch es könnte ihm auch ein Strafverfahren, etwa wegen fahrlässiger Körperverletzung, drohen. Ein Verfahren werde nach wie vor geprüft, so Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Donnerstag. Christian Janeczek, Fachanwalt für Verkehrs- und Strafrecht, rechnet allerdings nicht damit, dass der Falschparker strafrechtlich verurteilt wird. „Man wird nur schwer nachweisen können, ob und wie stark genau sich das Leiden des Geschädigten durch das Falschparken vergrößert hat.“

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Anders läge der Fall, wenn der Fahrer mit Vorsatz gehandelt hätte. Dann, so Janeczek, käme der Paragraf 323c des Strafgesetzbuches zur Anwendung, der die unterlassene Hilfeleistung und die Behinderung von hilfeleistenden Personen betrifft und bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe vorsieht. „Dazu braucht es aber den Tatbestand des Vorsatzes. Das bedeutet, dass der Fahrzeughalter zumindest in Kauf genommen haben muss, dass er durch sein Falschparken einen Rettungseinsatz behindert. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn der Fahrer sieht, dass es brennt und er sein Auto trotzdem in nächster Nähe im Halteverbot parkt.“ Beim Einsatz in Humboldt/ Gremberg sei dies aber wohl nicht der Fall gewesen. Stattdessen muss der Fahrzeughalter laut Janeczek wohl mit hundert Euro Bußgeld und einem Punkt in Flensburg rechnen.

Über 20.000 Verwarnungen in Köln pro Jahr

Im vergangenen Jahr hat der Verkehrsdienst rund 20.200 Verwarnungen wegen Behinderungen des Straßenverkehrs ausgestellt, teilt die Stadt mit. Im Jahr zuvor waren es mit 22.200 etwas mehr. 

Regelmäßig seien Feuerwehr und Ordnungsamt in besonders heiklen Gegenden unterwegs, um zu testen, wie gut sie mit ihren Fahrzeugen durch die Straßen fahren können, so eine Sprecherin der Stadt. „Erkenntnisse aus einer solchen Durchfahrt wertet die Verkehrsüberwachung aus, woraus auch Änderungen an Beschilderungen oder Bodenmarkierungen resultieren können.“ Auch mit Kampagnen über Plakate und die Sozialen Medien versuche die Stadt regelmäßig auf die Gefahren des Falschparkens hinzuweisen.

Auf derartige Gefahr macht die Feuerwehr zudem schon seit 2001 mit Aktionen aufmerksam, bei denen die Retter mit ihren Fahrzeugen durch die engsten Gassen der Stadt manövrieren. Anlass für die Aktion waren gleich zwei tödliche Brände innerhalb eines Jahres, bei denen drei Menschen starben. Die Rettungskräfte hatten in beiden Fällen wertvolle Zeit verloren, weil falsch abgestellte Autos die Durchfahrt blockierten.

„Falschparker sind für die Feuerwehr seit vielen Jahren ein zunehmendes Problem – und zwar flächendeckend sowohl in großen Städten als auch in kleineren Gemeinden“, sagt Christoph Schöneborn, Landesgeschäftsführer des Feuerwehrverbands NRW. Der Grund: immer mehr Autos. „Viele Menschen besitzen nicht mehr nur ein Privatfahrzeug, sondern zwei. Bei anderen kommt ein Firmenwagen hinzu.“ Auch in Köln ist das der Fall. Die Zahl der in Köln zugelassenen Kraftfahrzeuge hat im Jahr 2024 mit insgesamt 591.180 Kfz einen neuen Höchststand erreicht. „Das sorgt vor allem in Wohngebieten für Platzmangel“, so Schöneborn. „Gerade in Sackgassen, in denen selten Fahrzeuge durchmüssen, nehmen einige Menschen das Halteverbot nicht ernst, nach dem Motto: Wird schon schiefgehen. Aber es geht schief.“

Bei vielen Kommunen gebe es mittlerweile aber ein Bewusstsein für die fatalen Folgen, die das Falschparken haben kann: „Die meisten Verwaltungen haben die Bedeutung des Problems erkannt und gehen dagegen vor.“