Voraussichtlich im November soll der Cold Case um die getötete Andrea W. in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ vorgestellt werden.
Mord am MelatenfriedhofPolizei Köln rollt ungeklärtes Verbrechen von 1992 wieder auf
Der 7. Januar 1992 ist ein eiskalter Dienstagmorgen, Temperaturen um den Gefrierpunkt, als ein Taxifahrer gegen 3.30 Uhr auf der Aachener Straße auf die Bremse tritt. Gegenüber dem alten Haupteingang des Melatenfriedhofs, in Höhe der Einmündung Pfitznerstraße, liegt eine Frau auf dem Radweg. Der Zeuge hält an, ruft den Notarzt und die Polizei.
Die Frau ist nicht ansprechbar und blutet am Bauch und am Kopf. Rettungskräfte können sie zwar wiederbeleben, aber sie stirbt wenig später im Krankenhaus. Was ihr zugestoßen ist, bleibt bis heute ein Rätsel. Fest steht: Der Körper weist mehrere Stichverletzungen auf, die Frau wurde getötet. Aber warum und von wem – das konnte nie geklärt werden.
Köln: Mord von 1992 bei „Aktenzeichen XY ungelöst“
Jetzt, fast 33 Jahre später, unternimmt die Polizei Köln einen neuen Anlauf. Voraussichtlich im November soll der Cold Case in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ vorgestellt werden, wie Mordermittler Markus Weber berichtet. Weber ist bei der Kölner Kripo inzwischen zuständig für ungelöste Verbrechen, die lange zurückliegen.
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1992 war zunächst unklar, wer das Mordopfer war, die Frau hatte keine Papiere dabei. Dann, fünf Tage nach dem Fund ihrer Leiche, meldeten ihre Eltern sie auf einer Polizeiwache als vermisst: Andrea W., 28 Jahre alt. Sie wohnte seit 1987 in einer Dachgeschosswohnung an der Gutenbergstraße in Ehrenfeld. Bis drei Monate vor dem Mord hatte sie als Sekretärin bei der Post gearbeitet, dann ließ sie sich beurlauben, um ihr Abitur nachzuholen und Psychologie zu studieren.
Mordopfer hatte Kontakte in die Kölner Hausbesetzerszene
Etwa zur selben Zeit soll sie Kontakte in die Hausbesetzerszene geknüpft haben, sagte ein Polizeisprecher damals. Und dort seien etwaige Zeugen „sehr reserviert der Polizei gegenüber“. Aber ob jemand aus der Szene überhaupt mit dem Verbrechen zu tun hat, ist bis heute unklar. Vage Hinweise sollen seinerzeit darauf hingedeutet haben, dass Andrea W. sich in den Stunden vor ihrem gewaltsamen Tod in der Südstadt aufgehalten haben soll. In ihrer Hand hielt die sterbende Andrea W. ein Teppichmesser. Hatte sie noch versucht, sich gegen ihren Angreifer zu wehren? Und wurde der dabei womöglich verletzt?
Weitere Spuren oder wertvolle Hinweise gab es seinerzeit wie heute kaum. Bei ersten Befragungen rund um den Tatort spürten Ermittler zwei Zeugen auf, die in der Nacht gegen 3 Uhr Schreie gehört haben wollten. Kurz darauf hätten sie schnelle Schritte wahrgenommen, so als sei jemand weggelaufen, berichtete der „Express“ damals unter der Schlagzeile „Mord am Melatenfriedhof“.
Ob es sich juristisch betrachtet tatsächlich um einen Mord handelte, ist allerdings ebenso noch unklar. Sollte ein Täter ermittelt werden können, käme es darauf an, ihm zum Beispiel Heimtücke oder niedrige Beweggründe nachzuweisen. Andernfalls handelte es sich wohl um Totschlag, und der wäre 2012 verjährt. Der Täter käme dann ohne Strafe davon.
Dennoch will die Polizei nichts unversucht lassen. Hoffnung macht den Beamten nicht zuletzt der Ermittlungserfolg im so genannten „Karnevalsmord“ an Petra Nohl von 1988. Nach der Berichterstattung bei „Aktenzeichen XY“ voriges Jahr hatte sich ein Fernsehzuschauer mit dem entscheidenden Hinweis gemeldet. Vor wenigen Monaten wurde ein 57-Jähriger zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, der Beschuldigte hat Revision eingelegt.