Der 20 Jahre alte Messdiener aus Köln-Raderthal wurde mit elf Stichen in der Kaserne getötet.
Fahndung im ZDF36 Jahre alter Kölner Mordfall bei „XY“ – Wer tötete den Soldaten Norbert Stolz?

Der Soldat Norbert Stolz wurde 1989 in der Kaserne Butzweilerhof in Köln-Ossendorf erstochen.
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Erneut setzt die Polizei Köln bei der Aufklärung eines „Cold Case“ auf die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“. An Aschermittwoch geht es um den Mordfall Norbert Stolz. Der 20 Jahre alte Soldat wurde am 24. Juni 1989 während seines Wachdienstes in der Kaserne Butzweilerhof erstochen. Stolz war in jener Nacht einer von nur zwei Soldaten in dem Gebäude in Ossendorf. Auf dem ehemaligen Flughafengelände stehen heute Wohnhäuser und die Motorworld Köln, einige historische Gebäude der Kaserne wie etwa die frühere Empfangshalle sind erhalten geblieben und stehen unter Denkmalschutz.
Der Kölner Cold-Case-Ermittler Markus Weber wird den Fall im Fernsehstudio in München vorstellen, dazu gibt es einen Einspielfilm. Bis heute ist völlig rätselhaft, wer den Soldaten getötet hat – und warum. Sein Bruder Christoph Stolz beschrieb Norbert im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ als umgänglichen, ruhigen und freundlichen Typ. „Es gab kein Motiv, ihn umzubringen“, sagt er.
Köln: Mordkommission befragte 117 Soldaten als Zeugen
An jenem Samstagmorgen vor 36 Jahren lag Norbert Stolz tot in seiner engen Wachstube im Erdgeschoss. Ein Offizier fand die Leiche um 6.20 Uhr. Stolz war mit elf Stichen umgebracht worden, acht trafen ihn in die Brust. „Wir hoffen, dass sich nach so langer Zeit mögliche Mitwisser an uns wenden“, sagt Markus Weber.
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Die Mordkommission drehte ab dem 24. Juni 1989 die gesamte Kaserne auf links, wie sich ein Ermittler erinnert. Befragte alle 117 Soldaten der 2. Kompanie des Nachschub-Bataillons 205. Ohne nennenswertes Ergebnis. Sie alle waren in der Mordnacht zu Hause oder bei ihren Familien. Nur Norbert Stolz hatte Dienst. Außer ihm hielt sich noch ein zweiter Soldat im Gebäude auf, er durfte die Kaserne wegen einer Verfehlung über das Wochenende nicht verlassen und hatte Norbert Stolz noch am Freitag gegen 22 Uhr in der Wachstube gesehen. Als Täter schied er allerdings schnell aus.
Es gibt auch nach 33 Jahren keinen Ansatz für ein Motiv oder einen Täter
Gerade einmal drei Tage nach der Tat sagte der damals leitende Staatsanwalt: „Die Gründe für die Tat müssen im persönlichen Bereich liegen.“ Eine Feststellung, die den Bruder des Opfers bis heute ratlos macht: „Es gibt auch nach 33 Jahren keinen Ansatz für ein Motiv oder einen Täter“, sagt er. „Wieso war der Staatsanwalt sich damals so sicher?“ Nur weitere drei Monate später ließ sich ein Kripo-Ermittler in der Zeitung mit dem Satz zitieren: „Es gibt nichts mehr, was wir noch untersuchen könnten.“
Inzwischen gibt es allerdings doch noch etwas: Die Polizei hatte seinerzeit die blutverschmierte Kleidung von Nobert Stolz gesichert. Aktuell wird sie im Labor auf eventuelle DNA-Spuren des Täters untersucht, was damals noch nicht möglich war.
Einen Täter „aus dem persönlichen Bereich“, so wie der Staatsanwalt seinerzeit vermutet hatte, hält die Polizei heute für eher unwahrscheinlich. „Ein Täter aus dem privaten Umfeld hätte einfachere Möglichkeiten gehabt, sich Norbert Stolz zu nähern, als in eine Kaserne einzubrechen“, sagt Ermittler Markus Weber. War es ein Einbrecher? Ein Dieb? Ebenfalls unwahrscheinlich. In der Kaserne fehlte nichts.
Bruder Christoph Stolz glaubt am ehesten an eine Verwechslung. Eine andere Erklärung habe er nicht, sagt er. Norbert hatte am Abend seines Todes kurzfristig die Schicht eines Kollegen übernommen. Er wollte zusätzliche Urlaubstage sammeln, um im August in ein Ferienlager fahren zu können. Der 20-Jährige war als Messdiener und in der Jugendarbeit bei St. Mariä Empfängnis in Köln-Raderthal aktiv. Ein unproblematisches Kind, sagt Bruder Christoph. Aufgewachsen in einer katholischen, bürgerlich-konservativen Familie. Strenges Elternhaus, regelmäßige Kirchgänger, der Vater Beamter bei der zivilen Standortverwaltung der Bundeswehr. „Geordnete Bahnen“, sagt Christoph Stolz, „alles heile Welt“ – bis zum 23. Juni 1989.