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„Bordercrossing“Im Petershof in Müngersdorf entsteht Kita – Ausstellung erklärt pädagogischen Ansatz

Lesezeit 4 Minuten
Ein junger Besucher erforscht an einer Ausstellungsstation Materialien und digitale Möglichkeiten.

Ein junger Besucher erforscht an einer Ausstellungsstation Materialien und digitale Möglichkeiten.

Im ehemaligen Stall des Petershofs wird künftig eine Kita zu Hause sein. Eine interaktive Ausstellung erklärt den pädagogischen Ansatz, den sie verfolgen wird.

Fabio untersucht das Loch im Stallboden mit einem Stethoskop. Es ist mit einer Kamera versehen. Die nimmt auf, was in der Tiefe vor sich geht und das kann der Elfjährige auf einem Bildschirm verfolgen. Fabio hat eine Spinne entdeckt, beziehungsweise ein schwarzes Etwas, das er als Bein des Tieres identifiziert. Er forscht weiter. Neugierde, Fantasie und Erfahrung treffen aufeinander.

Es ist eine besondere Art zu lernen, so wie sie die „Reggio-Pädagogik“ verfolgt. Ihren Ansatz veranschaulicht gerade die interaktive Ausstellung „Bordercrossings“ im Stall des Petershofs am Lövenicher Weg 8. Dort soll künftig eine Kita des Trägers „Zebra Verde“ zu Hause sein, der sich dieser Pädagogik verschrieben hat.

Pädagogik aus Reggio Emilia

Sie stammt aus der italienischen Stadt Reggio Emilia und entstand nach dem Zweiten Weltkrieg: Die Bewohner entdeckten bei Aufräumungsarbeiten unter Trümmern einen Panzer. Sie zerlegten ihn in seine Einzelteile, verkauften diese und verwendeten den Erlös, um eine Kindereinrichtung zu bauen.

Nach dem Krieg sollte eine Generation von Kindern heranwachsen, die selbstbewusst und optimistisch in die Zukunft blickt, die zu Humanität und Gewaltfreiheit erzogen wird. Die Reggio-Pädagogik entwickelte sich.

Zur Ausstellungseröffnung im Stall des Petershof waren viele Besucher und Besucherinnen gekommen.

Zur Ausstellungseröffnung im Stall des Petershof waren viele Besucher und Besucherinnen gekommen.

Die Ausstellung über sie, die nach Stationen überall auf der Welt – unter anderem im Museum of Modern Art in New York – nun durch Deutschland tourt, ist unterteilt: In einem „Best Practice“-Bereich informieren Schauwände mit Beispielprojekten aus „reggianischen“ Kitas und Grundschulen über die Pädagogik. Ein Atelier-Bereich bietet vier verschiedene Stationen, wo Besucher und Besucherinnen selbst forschen und eigene Welten kreieren können. Dabei ist die Grenze zwischen Natur und Digitalität aufgehoben, worauf auch der Ausstellungstitel „Bordercrossing“ anspielt.

Emanuela Vercalli von der Organisation Reggio Children erläutert den Ansatz: „Die Kamera ist ein drittes Auge, wodurch eine zusätzliche Verbindung zur Außenwelt entsteht.“ Sie eröffne eine weitere Perspektive bei der Erkundung der Welt.

Die Sprache der Kinder würde dabei gefördert, weil sie über das Erforschte sprechen würden. Sie würden geometrische und physikalische Phänomene entdecken, die Naturwissenschaften. „Wir bringen den Kindern nichts bei, sondern sie erschließen es selbst“, betont Vercalli. „Dieser Prozess“, so Vercalli „ist wichtiger als das Ergebnis.“

Reggio-Pädagogik im Petershof

Die Institution „Reggio Children“ hat sich zur Aufgabe gemacht, die Reggio-Pädagogik, die von der Unesco ausgezeichnet wurde, in die Welt zu tragen. Bei der Tour durch Deutschland wird Reggio Children durch den pädagogische Fachverlag WamiKi (Was mit Kindern) unterstützt: „Die interaktive Ausstellung ermöglicht Besuchern und Besucherinnen, auf Augenhöhe respektvoll miteinander zu arbeiten“, erläutert Verlagsmitarbeiterin Lena Grüber. „Sie nehmen die Perspektive der anderen wahr, entdecken Dinge gemeinsam und hinterfragen sie. Das ist die Grundlage für demokratisches Handeln.“

Toni Abbrusco von Zebra Verde ergänzt: „Die Kinder sollen sich selbst als Akteure wahrnehmen. Sie sollen mit der Stadtgesellschaft interagieren. Daher ist ein Ort wie der Petershof für unsere Kita ideal.“

Die Genossenschaft „Machbarschaft Petershof“ gestaltet den denkmalgeschützten Gutshof gerade zu einem Ort für Gemeinschaft um, zu einem gemeinschaftlichen, Wohn- und Arbeitsort und einem kulturellen Zentrum. Neben Wohnungen, Büroräumen und Ateliers entstehen ein Café, ein Begegnungsraum und ein soziokulturelles Zentrum.

Gerade hat die Genossenschaft den Erbpachtvertrag mit der Stadt für seinen Teil des Hofes unterschrieben. Den Stall, in dem die Kita entsteht, hat allerdings ein privater Bauherr von der Stadt gepachtet: Winfried Siebers baut ihn um und wird ihn an „Zebra Verde“ vermieten. „Den Stall in eine Kita umzuwandeln, war für mich ein besonderer Reiz“, sagt er. „Einiges muss aus Sicherheitsgründen entfernt werden, aber die Hoheit des Gebäudes wird bestehen bleiben.“


Die Ausstellung kann noch bis zum 19. Oktober dienstags bis freitags, um 10, 12 und 14 Uhr von Gruppen mit zwei erwachsenen Begleitpersonen nach Anmeldung auf der Homepage besucht werden. An Samstagen steht sie von 12 bis 16 Uhr allen Interessierten offen.

bordercrossings.de/koeln/